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„Den Fremden ein Fremder – Jesu Auftrag für uns heute“

 

 

„Den Fremden ein Fremder – Jesu Auftrag für uns heute“

Mt 25,32-46

(Predigtskizze. Für die vollständige Predigt siehe die Audiodatei oben)

Matt 25,32 und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet,  33 und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.  34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!  35 Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.  36 Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.  37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben?  38 Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen, oder nackt und haben dich gekleidet?  39 Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?  40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.  41 Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!  42 Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben.  43 Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht.  44 Dann werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?  45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.  46 Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.

1) Flüchtlingen Heimat bieten! – Bleibende Heimat!

 

Echte Heimat gibt es nur im Himmel!

 

Jesus hat seinen Jüngern gesagt:

John 14,1 Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! 2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? 3 Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.

 

Wir sind alle hier auf der Durchreise…

 

Das Endgericht entscheidet darüber, ob wir Heimat im Himmel bekommen.

 

„der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben, damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (John 5,22–24)

 

An Jesus scheiden sich die Geister/Jesus ist Richter!

 

Du kannst nur für oder gegen Jesus sein!

 

Wenn wir genau hinsehen, dann sagt unser Abschnitt, dass Gott die Völker zum Gericht versammeln wird…

 

Nicht nur eine persönliche Angelegenheit??

 

Dass die Völker eine Rolle spielen in der Weltgeschichte ist klar…

und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet,  33 und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. 

Die Völker haben eine Verantwortung vor Gott!

 

Doch geht es uns heute Morgen um die persönliche Ebene. Dabei gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht:

Die schlechte Nachricht ist: nicht jeder wird gerettet werden!

Die Schafe werden von den Böcken getrennt.

Die Spreu vom Weizen trennen

Weizen vom Unkraut (Toll-Weizen)

Zwei liegen in einem Bett…

Zwei mahlen zusammen an einem Mühlstein…

 

Die gute Nachricht ist: Du kannst gerettet werden!

 

Jesus ging es nicht um die Zugehörigkeit zu einer Religion! (Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Islam) Jesus: das Ende der Religion!

 

Jesus ging es um das Leben um eine neue Lebensweise! Jesus will uns ein neues Leben geben. In dem Abschnitt, über das wir heute reden, wird uns gezeigt, wie dieses neue Leben in Jesus Christus sich im Umgang mit anderen Menschen auswirkt.

 

Jesus macht es seinen Nachfolgern klar, dass das Lippenbekenntnis zu ihm nicht reicht.

2) die Himmlische Heimat verpflichtet schon hier!

Jesus will unser Leben gestalten. Hier in unserer Zeit!

Wo Gottes guter Geist durch die Wiedergeburt in einem Menschen lebt, gibt es Veränderung im Leben! Wenn wir unsere Herzen für Jesus Christus öffnen, damit er in unserem Herzen regiert, wirkt er selbst durch uns. Das will uns dieses Gleichnis sagen!

 

Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.  36 Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. 37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben?  38 Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen, oder nackt und haben dich gekleidet?  39 Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?  40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. 

 

Es geht nicht darum, dass wir uns als Wohltäter gut fühlen! Und es geht auch nicht nur darum, dass wir Jesus in jedem Menschen sehen (das auch!), sondern es geht darum, dass wir jeden Menschen mit seinen Augen sehen. Dem hungernden zu essen geben – das bedeutet für Jesus eine selbstlose und gute Tat zu vollbringen. Jesus ist dabei der empfangende, und auch der gebende!

 

Wirkliche Liebe zu Jesus zeigt sich nicht in Lippenbekenntnissen. Sie zeigt sich darin, dass die Liebe Jesu in uns zum Zuge kommt, durch uns hindurch wirkt (1Kor 13).

 

Das soll uns klar und deutlich werden: es gibt nur eine Art von Leben, die es wert ist für die Ewigkeit bewahrt zu werden und zu bleiben. Das ist göttliches Leben! Wo göttliches Leben sich in uns niederlässt, wo unser Leib ein Tempel seines Heiligen Geistes wird (1Korinther 3 und 6), da lebt und wirkt Gott in und durch uns.

3) Dem Fremden Heimat bieten! Licht in die Finsternis bringen!

 

Es ist viel Finsternis in dieser Welt. Der Teufel ist am Werk. Kriege. Verfolgungen. Vertreibungen. Völkermorde…

 

Wir Christen wissen um unser „Fremdsein in der Welt“  (Phil 3, 20 Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, 21 der unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.)

Das macht sensibel für den Fremden! Vom „Fremden“ zum „Nächsten“!

 

Aber: Die Bibel hat kein Gefälle von Gastgeber zu Gast: JEDER ist gefordert!

 

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter: „Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir’s bezahlen, wenn ich wiederkomme. Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!“ (Luke 10,30–37 LUTH-LEM)

Wer ist mein Nächster?

Mein Nächster ist der, den Gott mir vor die Füße legt!

Vielleicht auch ein Ausländer, einen Asylanten, einen Migranten…

Ausreden gibt es genug:

Dass der Reisende überfallen wurde ist nicht in Ordnung. Die Straße hätte sicher gemacht werden sollen. All das spielt aber im Gleichnis keine Rolle.

 

Die frommen Passanten haben sich an ihre Reinheitsvorschriften gehalten, der Samariter hat im Überfallenen seinen Nächsten gesehen!

 

Es sind sicher viele Fehler in der Politik passiert, aber: Gott hat die Flüchtlinge uns vor die Füße gelegt. Wir dürfen nicht wegschauen und nicht vorbeilaufen, sondern wir sollten Ihnen das Beste, was wir haben, geben:

Das Beste – nicht die Reste!

Die frohe und froh machende Botschaft von Jesus Christus!

Mit allem Geld der Welt, mit einem festen Job und einer ordentlichen Wohnung können wir auch Flüchtlinge nicht glücklich machen! (Es gab Studien über Menschen, die den Jackpot im Lotto geknackt haben – kaum einer ist dadurch glücklich geworden!)

Wir meinen zu wissen was wir brauchen, um glücklich zu sein, aber wahrhaft glücklich werden wir nur, wenn wir unsere Bestimmung erfüllen, und das ist wenn unser Leben zu einem Gefäß des Heiligen Geistes wird, wenn Gott in uns wohnen und durch uns wirken kann.

 

So kann und will Gott Licht in die Finsternis bringen!

 

In einer Gruppe von Menschen, die durch einen großen Dom geführt wurden, war auch ein kleines Mädchen. Während der Reiseführer auf die verschiedenen Sehenswürdigkeiten aufmerksam machte, stand das Kind ganz versunken da und betrachtete die bunt verglasten Kirchenfenster mit verschiedenen Gestalten, die dort abgebildet waren. Ein Abglanz der Farben lag auf ihrem Gesichtchen, als die Nachmittagssonne durch die Scheiben leuchtete.

Als die Gruppe weitergehen wollte, raffte die Kleine allen Mut zusammen und richtete eine Frage an den Reiseführer: »Wer sind die Leute in den schönen Fenstern?« wollte sie wissen.

»Das sind die Heiligen, mein Kind«, antwortete er. Als die Kleine an diesem Abend zu Bett ging, berichtete sie der Mutter voller Stolz: »Ich weiß, wer die Heiligen sind.«

»Ja?«, staunte die Mutter. »Wer denn?«

Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, antwortete das Kind: »Es sind die Leute, die das Licht durchscheinen lassen!«

Die Heiligen des Herrn sind tatsächlich jene Menschen, in deren Herzen er einen hellen Schein gegeben hat. Menschen, die Gottes Größe und Herrlichkeit erkannt haben gerade im Leben, Wirken, Sterben und auferstehen Jesu Christi von den Toten. Solche Menschen sind eine Quelle des Lichts in einer dunklen Welt.

 

Jesus sagt von sich selbst „ich bin das Licht der Welt“. Er ist es, der die dunkle Macht, dass böse, den Hass, Tod und Teufel mit seinem Licht vertreiben kann. Jesus wendet aber das Bild auch auf seine Jünger an: Matt 5,14 „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.“ Menschen, die an Jesus Christus glauben und ihm nachfolgen, Menschen die auf seinen Namen getauft sind sollen Lichtquellen in dieser Welt sein. Wir haben das Licht nicht in uns selbst sondern Gott gibt es in unser Herz. Wir dürfen es aber reflektieren! Wo Gottes Licht sich an unserem Leben bricht, wird es für die Welt sichtbar, kann Finsternis vertreiben und Helligkeit verbreiten.

Paulus macht es uns klar, dass alles Gute, was Gott durch uns seine Kinder tut nicht auf unser, sondern auf sein Konto geht: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.“

 

Wo wir zu unserer Zerbrechlichkeit und zu Gottes Schatz in unserem Leben stehen, kann er in und durch uns großes bewirken – viel Finsternis vertreiben, viel Licht spenden!

 

„Flüchtlingen Heimat bieten. Was Christen zu bieten haben“ Das Beste geben – nicht die Reste! Wir sind den Flüchtlingen die frohe und froh machende Botschaft schuldig! „Den Fremden ein Fremder – Jesu Auftrag für uns heute“. Wer seine Zugehörigkeit zum Himmel begreift, ist in dieser Welt fremd! Dafür hat er ewige Heimat! Amen

Kairos oder Krise?

Gott zieht die Grenzen der Nationen!

Teil 1:Gott zieht die Grenzen der Nationen – Seinem Reich tut er die Grenzen auf!

Audiodatei:

 

Herausforderungen im Umgang mit Migranten und Flüchtlingen: Von der Liebe zum Zeugnis des Evangeliums

Teil 2 (Skizze):Kairos oder Krise – Herausforderungen im Umgang mit Migranten bzw. Von der Liebe zum Zeugnis des Evangeliums

Audiodatei:

Hofacker Abendbibelschule: Muslime verstehen – Jesus verständlich machen!

1.) Mohammed contra Jesus – Kampf der Titanen?  Was Jesus von Mohammed unterscheidet

Hier der Skript des ersten Abends: Muslime verstehen – Jesus verständlich machen 1

Hier die Audiodatei:

 

2.) Gehört der Islam zu Deutschland? Und glauben wir sowieso alle an den gleichen Gott? Ein Beitrag zur Klarheit und guter Nachbarschaft

(Skizze/Zusammenfassung): Muslime verstehen – Jesus verständlich machen 2

Audio:

Hier ein ausführlicher Artikel weiterführend zum Thema:

Das Zusammenleben von Christen und Muslimen in Deutschland – ein Betrag zur Klarheit und guten Nachbarschaft.

3.) Was glauben Muslime, dass Christen glauben? Aus Irrtümern Wegweiser für den Glauben machen!

 

Audio:

 

4.) Gute Muslime, schlechte Muslime:  Gute Nachricht für „gute“ und „schlechte“ Muslime. Eine islamische und eine christliche Perspektive

Skript/Zusammenfassung:

Muslime verstehen – Jesus verständlich machen 4

Audio:

 

5.) Christ sein 2016 – Evangelium auch für Muslime?  Was haben Christen den Migranten und Flüchtlingen heute zu sagen?

Skizze/Abriss:

Muslime verstehen – Jesus verständlich machen 5

Audio:

Zeit – verliehen, verloren, verheißen!

(PDF-Download: Zeit_verliehen_verloren_verheissen Vortrag PM_überarb)

(Hauptvortrag beim TurmTreff/Jahresfest des ABH Jan. 2015)

Die Zeit ist ein Geschenk Gottes. Sie ist uns verliehen. Sie ist eine Dimension der Schöpfung Gottes, die uns gegeben wurde, um uns das Leben zu ermöglichen. Von diesem Geschenk, das uns verliehen ist, machen wir unterschiedlich Gebrauch. Wo wir es nicht im Sinne unseres Schöpfers tun, wird die Zeit zu verlorener Zeit. Dabei steht die Zeit als Geschenk Gottes unter seinen Verheißungen.

Zeit – verliehen, verloren, verheißen. Diese Zusammenhänge möchte ich mit Ihnen zum Auftakt unseres diesjährigen „Turmtreffs“ im Albrecht-Bengel-Haus erkunden. Viele Gedanken, die ich hier streifen werde, werden in den Seminaren dieses Turmtreffs Vertiefung finden.

Das Alte Testament beschäftigt sich in einer grundlegenden Art und Weise mit dem Thema Zeit. Dabei verwendet es gewöhnlich den Begriff „Tag“, wie wir es aus der Schöpfungsgeschichte kennen, oder „Stunde“. Etwa „in den Tagen“ Noahs, von der vergangenen Zeit gesprochen, und von der Zukunft gesprochen „in jenen Tagen“… (Jer). Jesus sagte zu seiner Mutter: Meine Stunde ist noch nicht gekommen (Joh 2,4). Verblüffend ist, dass nach der Sintflut von Anfang der neuen Weltordnung an die Bibel die Tage des Lebens auf Erden gezählt und somit bemessen und eingeschränkt hat. In 1Mose 8,22 heißt es: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Das geordnete Weltall, der Kosmos, in dem der Mensch als Gegenüber Gottes leben und gedeihen kann, ist ein Projekt auf Zeit: eben „so lange die Erde steht…“

Beim Segen Jakobs über seine Söhne wird das noch deutlicher. Sein Segen bezieht sich auf das Ziel Gottes mit seinen Erwählten. 1Mose 49,1: Und Jakob berief seine Söhne und sprach: Versammelt euch, dass ich euch verkünde, was euch begegnen wird in künftigen Zeiten. Was Luther und andere hier als „künftige Zeiten“ wiedergeben, heißt wörtlich „am Ende der Tage“! בְּאַחֲרִ֥ית הַיָּמִֽים / ἐπ᾿ ἐσχάτων τῶν ἡμερῶν). Gottes Plan mit der Welt ist ein Plan mit der Weltzeit. Die Zeit, die wir in dieser Welt haben, ist von Gott geschenkte, verliehene Zeit, eine Zeit, Sein Ziel zu verwirklichen. Wir reden darum von Gottes Geschichte mit dieser Welt, von der Heilsgeschichte, mittels der Endzeit er die Herrschaft über seine Schöpfung wieder erringt. Claus Westermann hat 1969 ein ungeheuer wichtiges Büchlein von nur 47 S. Länge in der Reihe Calwer Hefte (Bd. 100) unter dem Titel geschrieben „Anfang und Ende der Bibel“. Darin erläutert er den inneren Zusammenhang zwischen Anfang und Ende der Bibel und zeigt die heilsgeschichtliche Linie von der Schöpfungsgeschichte bis hin zur Offenbarung des Johannes auf.

Die Zeit ist das Projekt Gottes mit der Menschheit. Es ist vom Anfang bis zum Ende Gnadenzeit. Die Zeit ist uns gegeben, um Gottes Plan mit uns zu verwirklichen.

I) Verliehen – das Gottesgeschenk der Zeit

Wir kämpfen gegen die Zeit und doch leben wir von der Zeit! Wie alles andere, was Gott uns gibt, kann die Zeit als Segen oder als Fluch betrachtet werden.

Die Uhr tickt… Warum wirkt der Satz so negativ, so bedrohlich auf uns? – Weil wir die Zeit als verronnene Zeit erleben. Dabei wird uns mit jedem Ticken der Uhr neue Zeit zur Verfügung gestellt! Oft sagen wir „ich habe keine Zeit!“ Was wir wirklich dabei meinen, ist, dass wir mit den Dingen, die wir schon tun, ausgelastet sind, und nur Dinge mit einer höheren Priorität anpacken würden – wobei anderes dafür liegenbleiben müsste.

Ich habe im Grunde NUR Zeit – sonst nichts… Außerhalb der Zeit gibt es nichts, das ich haben könnte. Nur innerhalb der mir verliehenen Zeit habe ich Leben mit seinen Möglichkeiten. Die Zeit ist Möglichkeit an sich! Merken wir uns das: Wir haben immer so viel Zeit, wie wir uns nehmen…

Andere Kulturen gehen anders mit der Zeit um: Ost-Afrikanische Männer müssen z-B.durch Müßiggang die Zeit „spinnen“ – damit die Frauen genug davon haben, um mit der Arbeit in Haus und Hof, im Garten, auf Acker und Weide fertig zu werden!

Aber für alle Menschen aller Zeiten und Kulturen gilt dasselbe: Nur im Hier und Jetzt ist die Zeit erfahrbar und erlebbar. Das Vergangene können wir nicht zurückholen, und dem Kommenden können wir weder vorgreifen, es verhindern, noch es heraufbeschwören.

Für uns als Christen ist es ein ungemein großer und wichtiger Trost, zu wissen: Meine Zeit steht in Deinen Händen Ps 31,16 (Schlussakkord mit Uwe Rechberger). Gott ist Herr über Raum und Zeit. Er lenkt das Geschick unserer Welt und der Zeit. In Daniel 2, 19f heißt es: Gelobet sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn ihm gehören Weisheit und Stärke! Er ändert Zeit und Stunde.

Gott ist Herr der Zeit und führt die Geschichte dieser Welt im Sinne von Heilsgeschichte zu seinem gesetzten Ziel! Alles hat seine Zeit (Prediger 3,1ff), aber nur Gott hat die Zeit im Griff. Unsere Zeit ist endlich. Auch das Sterben hat seit dem Sündenfall seine Zeit – so ist es bestimmt. Der Sünde Sold ist der Toddie Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn (Röm 6,23)! Jesus Christus hat die Grenzen der Zeit durchbrochen und uns das ewige Leben geschenkt! Im Hebräerbrief heißt es Hebr 9,27f: Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht: so ist auch Christus einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil. Die Zeit hat ein Ziel. Das Ende der Zeit ist das Ziel der Zeit (Eschatologie-Seminare Rolf Sons / Uwe Rechberger). Was die Endzeit betrifft, kann ich die Angst schon herausnehmen: Fritz Grünzweig hat in seinem Kommentar zur Offenbarung betont – und Gerhard Maier hat das in seinen beiden Bänden zur Offenbarung bestätigt: Die Offenbarung ist als Trostbuch der Gemeinde Christi gemeint und nur so zu verstehen! Am Ende der Zeit steht für Gottes Kinder die Erfüllung aller seiner Verheißungen!

Wir Leben in der Zeit, die uns verliehen ist: Wir sind Kinder unserer Zeit. Dass wir Kinder unserer Zeit sind, gilt übrigens für jede Altersgruppe. Wir atmen den Zeitgeist und sind nur bedingt unabhängig von diesem. Gegen den Zeitgeist zu leben heißt nicht nur, gegen den Strom zu schwimmen. Wir können nämlich nicht gegen den Strom der Zeit schwimmen. Die einzige wahre Unabhängigkeit vom Zeitgeist, aus der heraus wir mit unserem Lebensentwurf dem Zeitgeist trotzen könnten, ist die völlige Hingabe an den Geist Gottes – und selbst dann werden wir nicht aus der Zeit und ihrem Strom herausgenommen. Das ist auch nicht unser primäres Ziel – wie mein Kollege Clemens Hägele in seinem Seminar zum Zeitgeist ausführen wird. Vielmehr geht es darum, die Zeit, die uns geschenkt ist, in unserer Zeit aus Gottes Hand zu nehmen und vor seinem Angesicht aus so zu füllen, wie er es für uns erdacht hat. Hier kommt es auf unseren Auftrag an. Was hat uns Gott für die Zeit aufgetragen? Darauf kommen wir gleich. Davor noch ein paar Anmerkungen.

Meine Generation z.B., die „Baby-boomer“ (*1945-1964) ist eine Protestgeneration. Manche haben gegen den Status Quo in Staat und Gesellschaft protestiert. Wir im ABH haben gegen den Status Quo an der Fakultät und in der Kirche protestiert.

Die darauf folgende Generation-X, bzw. Baby-Busters (*1965-1979) gilt entweder als die „stille“, bzw. „schweigende Generation“, oder – in Deutschland – als „Generation Golf“ (das ist das Mindeste, was „man“ fahren darf). Das gilt ebenso im Bereich der Gläubigen wie der Ungläubigen. Während die Boomer-Generation zwanzig Jahre anhielt, verkürzt sich die Zeit der schweigenden Generation auf fünfzehn Jahre. Wir empfinden es nicht nur so, als würde die Zeit sich beschleunigen. Es ist so!

Die auf Generation-X folgende Generation-Y oder „Millenial Generation“ (*1980-2000) wird bereits in mehrere Perioden unterteilt, weil die Veränderungen so schnell stattfinden. In Europa werden die älteren (die Generation Dreißig) auch „Generation Gesamtkunstwerk“ genannt, deren Leben eine einzige Inszenierung als Lebens(Kunst)werk verstanden wird. Die sogenannten „Mosaiks“, die in Ihrer Jugend die ersten Berührungen mit dem Internet durch einen graphischen Browser (Mosaic) hatten, sind aber schon längst abgelöst von der Generation Facebook, der nichts schlimmeres passieren kann, als keinen Internetzugang oder gar ein kaputtes Smartphone zu haben…

Wir sind alle Kinder unserer Zeit. Je nach Alter sind wir unterschiedlich geprägt von unserer Zeit. Zur selben Zeit kann der Zeitgeist für unterschiedliche Gruppierungen radikal unterschiedlich sein. Während die Generation Facebook unbändige Hoffnung für die Zukunft hat (es ist schon immer alles da gewesen, und Frieden ist die Konstante, die sie kennen), haben deren Großeltern größte Sorgen im Blick auf die Zukunft ihrer Enkel, im Wissen, dass der demographische Wandel keinen Anlass zur Hoffnung gibt.

Es ist schon seltsam: Entweder wir schlagen die Zeit tot, oder sie erschlägt uns.

Auffällig für unsere Zeit ist, dass noch nie in der Geschichte so viel Zeit aufgewendet wird, um die Zeit zu vertreiben. In dem schönen Dorf, wo ich zuletzt als Pfarrer dienen durfte, gab es 1995, als ich dort begann, nur noch ein einziges Haus, vor dem noch eine Sitzbank stand. Heute steht sie zwar noch, wird aber nicht mehr benutzt… Aus der Interaktion und Kommunikation auf der Straße, wie es die Allerältesten unter uns noch kennen, ist ein Konsumieren innerhalb der eigenen vier Wände geworden. Vor allem das Aufkommen des Fernsehens hat unsere Lebensweise verändert. Für einige Jahrzehnte stand der passive Konsum vor den Bildschirmen ganz im Mittelpunkt. Dass das nicht auf lange Sicht den Menschen befriedigen konnte, ist logisch. Der Mensch ist auf Interaktion angelegt. Mit dem Aufkommen des Internet 2.0 knapp vor der Jahrtausendwende hat sich das radikal verändert. Zwar konsumiert die junge Generation-Y immer noch viele Inhalte hauptsächlich per Internet. Deswegen hat der Gesetzgeber seit 2008 auch auf persönliche Computer GEMA-Gebühren erhoben und seit 2013 vom Gebühren- aufs Beitragsmodell für alle Haushalte umgestellt, egal welche Geräte jeweils zum Einsatz kommen. Die Unterhaltung und Bespaßung haben einen enormen Stellungswert in unserer Gesellschaft bekommen. Ich weiß nicht, wie viele Besucher hier beim Turmtreff heute sind, aber zu den (durchaus genialen) Theateraufführungen unserer Studenten zu Beginn des Jahres kamen insgesamt etwa 1000 Personen…

Mein Kommilitone im Bengelhaus zu der Zeit, als diese Türme hier entstanden, Peter Hahne, schreibt in seinem immer noch sehr lesenswerten Buch „Schluss mit lustig“:

„Wenn die Spaßgesellschaft wirklich der »Endzustand der Säkularisierung« ist und der heitere Genuss so manche Leerstelle füllt, wo in der Persönlichkeit früher die Überzeugungen saßen – wenn das stimmt, dann beginnt mit der Sinnsuche das Ende dieses Spaßes. Die Spaßgesellschaft ist jedoch auch das Ergebnis einer ökonomischen Entwicklung, einer explosiv steigenden Unterhaltungsindustrie, die sich nicht ohne weiteres und vor allem nicht freiwillig zurückdrehen lassen wird und will. Spaß machen ist ein ernstes Geschäft. Und Spaß macht sich vor allem bezahlt. »Ohne Spaß würde die Weltwirtschaft zusammenbrechen, schon deshalb darf er nicht aufhören«, warnt der Berliner »Tagesspiegel«. Dennoch scheint mir der Konkurrenzkampf zwischen Gottesdienst und Erlebnisbad, zwischen Sinnstiftern und Spaßmachern wieder völlig offen. Den sich vergnügenden Massen ist das Lachen vergangen, weil man sich ja bekanntlich kaputtlacht …“

Wie die Menschen von heute ihre Zeit gebrauchen…

„Mehr als eineinhalb Stunden täglich verbringen Kinder und Jugendliche in Deutschland durchschnittlich mit Computerspielen. Jeder Fünfte der 16- bis 18-Jährigen „daddelt“ sogar drei Stunden und länger. Diese Zahlen ermittelte der Branchenverband Bitkom.[1]

„In Deutschland spielen 93 Prozent aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren Computer- und Videospiele. …Die 10- bis 12-Jährigen spielen im Schnitt 76 Minuten pro Tag, die 13- bis 15-Jährigen 111 Minuten und die 16- bis 18-Jährigen 124 Minuten.[2]

„Auch zwischen den Generationen sind die Spielzeit-Unterschiede deutlich. Die 14- bis 19-Jährigen spielen mit 136 Minuten im Schnitt am längsten. Bei den 50- bis 64-jährigen Gamern sind es hingegen rund 90 Minuten, die täglich mit dem Spielen verbracht werden.

Das klingt im ersten Moment viel, zum Vergleich muss aber bedacht werden, dass jeder Deutsche im Durchschnitt 220 Minuten pro Tag Fernsehen schaut. Und dabei handelt es sich um das Mittel der Gesamtbevölkerung inklusive jener Menschen, die gar keinen Fernseher besitzen, und nicht wie bei den Gamern um jene, die angaben, dass sie Computerspiele nutzen.[3]“ „Die über 50-jährigen Deutschen verbringen täglich durchschnittlich 4 Stunden vor dem Fernseher, und 4 Prozent der 50 – bis 74 – jährigen Menschen gaben an, fünf bis sechs Stunden täglich fernzusehen.“[4]]

Es gibt aber auch eine Gruppe von Menschen, die vor lauter Beschäftigung gar nicht mehr hinterherkommt und vor lauter Umgetrieben-sein unter der „Tyrannei des Dringlichen“ leidet und nicht zu dem kommt, was wirklich wichtig wäre…(Charles E. Hummel). Dazu zählen Pfarrer, Politiker, Familienväter und Mütter… Wie viele Menschen fühlen sich gestresst und abgehetzt? Vielleicht sollten wir anders herum fragen – ich glaube es fiele mit dem Zählen leichter! Schauen wir nur die Parteiprogramme an und was davon in einer Wahlperiode umgesetzt werden kann. Die Politik ist dazu gezwungen, ihr Agieren in den meisten Fällen auf die Reaktion zu beschränken. Gestaltungsfreiheit ist kaum mehr vorhanden. Das ist aber nicht nur im Bereich der Politik so. Kennen wir das nicht aus unserem eigenen Erleben? Allein die Bewältigung aller Alltagspflichten, gekoppelt mit den vermeintlich wichtigen Dingen und den ganzen Verwaltungsmaßnahmen, die auch dem privaten Bereich nicht erspart bleiben, gehört zu den „Zeitfressern“, die uns daran hindern, nicht nur dringend wichtige Dinge, sondern  w e s e n t l i c h e Dinge zu tun. Wir müssen uns auf unseren Auftrag besinnen!

Wenn wir uns in die vergangen Jahrhunderte zurückversetzen, in die Siedlerzeit, Gründerzeit, Zeit der Kolonialisierung und der Industrialisierung, dann stand die Aktion, nicht die Reaktion an erster Stelle. Es hat sich in der Gesellschaft etwas verselbstständigt, und viele leben nicht mehr, sondern werden gelebt… Die Schlagworte meiner Generation lauten: „Ausstieg“ aus dem Status Quo, Ablehnung des Establishment und eigentlich jeder Form der Autorität, das „Hamsterrat“ in dem die „Spießer“ gefangen seien, „Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll“ als Parole für das wirkliche Leben… In meiner Jugend gab es ein Broadway-Musical unter dem Titel „Stop the world, I want to get off!“ (Haltet die Welt an, ich will aussteigen). Ein gleichnamiges Lied lief immer im Radio. Inzwischen sind die meisten Aussteiger wieder voll eingestiegen, und das Pensum hat sich noch weiter beschleunigt!

Kehren wir zum einleitenden Gedanken zurück: Die Zeit ist ein Geschenk Gottes. Sie ist uns verliehen. Sie ist eine Dimension der Schöpfung Gottes, gegeben, um uns das Leben zu ermöglichen. Sie ist uns gegeben, damit Gott seinen Heilsplan an uns ausführen kann. Die Zeit ist verliehene Zeit. Wir können sie nicht „spinnen“, schaffen, uns nehmen. Sie ist der Rahmen, der uns gegeben ist.

Die Zeit, die mit Jesus Christus anbricht, ist in besonderer Weise verliehene Zeit – es ist seiner Kirche verliehene Zeit, um die Völker zu Jüngern zu machen, sie für die Nachfolge Jesu Christi und für sein Reich zu gewinnen. Die Zeit der Kirche ist in besonderer Weise Gnadenzeit. Der Apostel Paulus schreibt 2.Korinther 6,2 Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils. Es ist die Endzeit, die mit Jesus angebrochen ist! Und es liegt eine besondere Verheißung auf dieser Zeit, wie wir sehen werden: Nämlich darin, dass Jesus Christus selbst uns seinen Beistand überall, wo wir in seinem Auftrag unterwegs sind, zusichert!

Teilweise ist diese Zeit auch im missionarischen Bemühen des Leibes Christi wirklich ausgekauft worden. Allein in den letzten 250 Jahren der modernen Weltmissionsbewegung hat sich das Zentrum der Christenheit von der nördlichen in die südliche Hälfte der Erdkugel verlagert. Das liegt aber leider nicht nur an den Erfolgen der Mission in Afrika und Südamerika. Es liegt auch am Versagen der Kirchen in Europa und Nordamerika. Manche haben die Zeit ausgekauft, für andere war diese Zeit seit der Aufklärung teilweise auch verlorene Zeit, vergeudete, verpasste und verschleuderte Zeit.

II) Verloren – die zerronnene Zeit, die verpassten und verpatzten Möglichkeiten

Auch wenn es besondere „Kairos-Zeiten“ gibt, Zeiten der besonderen Gnade, dürfen wir nicht zu der Ausrede greifen, dass unsere misslichen Lage nur darauf zurückzuführen sei, dass jetzt keine Gnadenzeit sei! Jesus sagte seinen Brüdern Joh 7,6 Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit aber ist stets bereit. Damit will er sagen, dass wir immer eine Verantwortung für unsere Zeit tragen – auch wenn es keine Sternstunde des Wirkens Gottes gerade jetzt ist.

Schon der Lateiner Horaz (* 65 v. Chr.; † 8 v. Chr.) hat den Spruch geprägt „Carpe diem“ – ergreife den Tag. Paulus sagt uns in Eph 5,16: Kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit. Und Kol 4,5 Verhaltet euch weise gegenüber denen, die draußen sind, und kauft die Zeit aus.

Kauft die Zeit aus, denn es ist böse Zeit… Die Zeit ist zwar für uns da, aber sie schafft dort gegen uns, wo wir die Zeit nicht auskaufen! Jesus hat das eindringlich geschildert in seinen Gleichnissen vom Wachen. Die klugen Jungfrauen etwa als Vorbilder des wachsamen Wartens – das Licht leuchten lassen bis Jesus kommt! Die Törichten holt die Zeit ein – es gibt ein „zu spät“! Den reichen Kornbauer ereilt es gerade, als er sich ins gemachte Nest zur Ruhe setzen will. Wir sollen den Herrn der Ernte bitten, dass er Arbeiter in die Ernte schicke, die dazu reif ist. Wir sollen Heu machen, so lange die Sonne scheint!

Wenn es eine Sache gibt, die unsere Welt in diesen Tagen braucht, dann sind das Christen, die auf das Kommen des Herrn und Heilandes dieser Welt aktiv warten und ihr Licht nicht erlöschen lassen! Wir brauchen Christenmenschen, die bereit sind, ein Zeugnis für ihren Herrn zu sein. Ich behaupte nicht, dass das einfach wäre. Aber es ist unbedingt notwendig! Wie finster ist es unter den Kirchtürmen Deutschlands und Europas geworden…

Als der Indienmissionar und anglikanische Bischof Lesslie Newbigin nach England in den Ruhestand zurückkehrte, erschrak er über den Fortschritt der Säkularisierung und den Zustand des Christentums in Europa. Er schrieb:

„Ich sehe mich gezwungen anzuerkennen, dass in der Welt von heute die schwierigste missionarische Front die ist, welcher sich die Kirchen im ganzen gesehen so wenig bewusst sind; nämlich die Grenze zwischen der Welt des biblischen Glaubens und der Welt, deren Werte und Überzeugungen unablässig auf dem Fernsehschirm in die Häuser eingespeist werden…. England ist eine heidnische Gesellschaft, und die Entwicklung einer wirklich missionarischen Begegnung mit dieser harten Form des Heidentums ist die größte intellektuelle und praktische Herausforderung, der sich die Kirche zu stellen hat.“ Dasselbe gilt für Deutschland und den Rest Europas!

Wir haben für unsere Zeit einen Auftrag. Die Zeit der Kirche ist zu Recht die Zeit der Mission genannt worden. Jesus sendet seine Nachfolger als seine Zeugen „bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8). Das Wort, das hier für „Ende“ der Erde benutzt wird, wird auch für das Ende der Zeit in der Bibel gebraucht. Das Ende der Erde im räumlichen Sinn korrespondiert zu dem Ende der uns verliehenen Zeit, zu der Zeit, die wir haben, die frohe und froh machende Botschaft weiterzusagen. Analog zu dem Fall, wie „Welt“ in der Bibel verwendet wird, bedeutet in der Sprache der Bibel auch „Zeit“, die „Zeit, die die Welt besteht“. Darum heißt es auch vom Ende der Zeit in Mk 13,8: … das Evangelium muss zuvor gepredigt werden unter allen Völkern.

Der Grund, warum Jesus noch nicht in diese Welt als Richter, Retter und Herrscher wiedergekehrt ist, ist der, dass wir mit der Aufgabe für die Zeit, ihn vor aller Welt zu bezeugen, noch nicht am Ziel sind. Petrus schreibt in 2Petr 3,9: Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. Das bedeutet, dass wir in dieser Zeit, die durchaus als verlorene Zeit verstanden werden kann, doch immer noch in der Gnadenzeit leben. Die Gnade Gottes, seine Zuwendung, kann uns zur Errettung oder zum Gericht werden. Wie alles andere, was Gott uns gibt und tut, kann es zum Segen oder zum Fluch werden. Die große Frage, die sich bezüglich unserer Zeit stellt, ist, inwiefern wir Rechenschaft für verlorene Zeit ablegen werden müssen.

Gott hat uns Pfunde anvertraut – was haben wir damit gemacht? Haben wir in seinem Sinne damit gewuchert, sie unbenutzt gelassen oder gar vergeudet und verschwendet? Warum liegt die Kirche Jesu Christi so danieder bei uns in Europa, der Wiege des Christentums? Wir befinden uns in einer Zeit der Läuterung der Kirchen. Es gibt nur einen Grund, warum die Christen immer weniger Einfluss in der Gesellschaft haben, und der liegt darin, dass wir das Zeugnis vom Herrn und Heiland nicht hochgehalten haben. Das Stuttgarter Schuldbekenntnis war nur eine Momentaufnahme, wie aus dem Text und seinen guten Absichten leicht zu erkennen ist:

„…wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.

Nun soll in unseren Kirchen ein neuer Anfang gemacht werden. Gegründet auf die Heilige Schrift, mit ganzem Ernst ausgerichtet auf den alleinigen Herrn der Kirche, gehen sie daran, sich von glaubensfremden Einflüssen zu reinigen und sich selber zu ordnen. Wir hoffen auf den Gott der Gnade und Barmherzigkeit, dass er unsere Kirchen als sein Werkzeug brauchen und ihnen Vollmacht geben wird, sein Wort zu verkündigen und seinem Willen Gehorsam zu schaffen bei uns selbst und bei unserem ganzen Volk.“

Und was ist daraus geworden?

Den Wenigsten ist bekannt, dass das „Stuttgarter „Schuldbekenntnis“ an sich kein Bekenntnis ist, sondern eine Erklärung, und dass diese nicht freiwillig von der deutschen Kirchenleitung als eigenes Herzensanliege sondern auf Verlangen der internationalen Kirchen zu Protokoll gegeben wurde, weil diese sich sonst nicht im Stande sahen, die deutschen Kirchen in die internationale Gemeinschaft aufzunehmen. Auf diesem Hintergrund lässt es sich leichter erklären, warum die Stuttgarter Schulderklärung langfristig nichts auszurichten vermochte.

Auf jeden Fall ist unsere Kirche an ihrem Auftrag in unserer Generation gescheitert. Vielleicht kennen Sie das moderne Gleichnis, das an das Gleichnis Jesu vom König, der in ein fernes Land reist, angelehnt ist? Während das Gleichnis Jesu auf das Volk Israel abzielt, wird hier die Kirche Jesu Christi der Neuzeit ins Visier genommen:

Der Großgrundbesitzer beauftragt seine zahlreichen Mitarbeiter, die Zeit seiner Abwesenheit damit zuzubringen, das ganze Land urbar und fruchtbar zu machen. Zu diesem Zweck überlässt er ihnen auch reichlich Mittel. Wie im Gleichnis Jesu kommt es zu einer Verzögerung der Rückkehr des Besitzers.

Nach vielen Jahren Abwesenheit muss der Besitzer feststellen, dass außer der Parkanlage, die wie gebürstet und gestriegelt dastand, nur die nächstliegenden Äcker und einige weit entfernt gelegenen Rodungen überhaupt bewirtschaftet worden waren. Keine Mühe wurde gescheut, und viel Aufwand wurde getrieben, um den Stammsitz in Schuss zu halten. Allerdings trugen die Äcker kaum Frucht, da seine Mitarbeiter Monokultur betrieben hatten. So viel Kunstdünger ist ausgetragen worden, dass das Land zu einer Wüste zu werden drohte. Seine Enttäuschung war groß – nicht weil seine Mitarbeiter unbedingt faul gewesen wären, die hatten schon gearbeitet, sich dabei aber gegenseitig mehr behindert als geholfen. Kaum hatte der eine gesät, da pflügte der nächste schon um. Jeder hat es besser gewusst als der andere. Statt die Methoden derer, die bei den einzelnen Rodungen in der Ferne beachtliche Erfolge erfahren hatten, auf den nahe gelegenen Feldern anzuwenden, hat man sie ignoriert und keine Lehre daraus gezogen, geschweige denn ein Praktikum dort gemacht oder darum gebeten, dass jene Anleitung gäben für die Arbeit in der Heimat. Sie hatten stattdessen ihren Wohlstand so gut wie möglich verwaltet und den Status Quo mit leichten Verschiebungen bewahrt.

Wir sind so damit beschäftigt, unseren Wohlstand zu verwalten, und sind so verstrickt in den Nebenschauplätzen des kirchlichen Handelns, dass wir in höchster Gefahr sind, unseren Auftrag zu vernachlässigen. An Stelle des Evangeliums von Jesus Christus werden kunstvolle Reden gehalten, die niemandem helfen. Wir haben allen Grund, dankbar dafür zu sein, dass unser Herr noch Geduld mit uns hat, und dass wir heute noch in der Gnadenzeit leben! Kaufen wir die Zeit aus, dass sie nicht zu verlorener Zeit wird!

III) Verheißen – von der Zeit zur Ewigkeit

In Eph 5,16 ermahnt der Apostel Paulus die Gemeinde: und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit. Ich wiederhole: Wo wir die Zeit nicht auskaufen, schafft die Zeit gegen uns. Gott gibt uns mit seinem ewigen Reich eine Perspektive, die über die Zeit mit ihren Zwängen hinausweist. Im Reich Gottes werden wir nicht mehr Sklaven der Zeit sein! Dort, wo wir das Ziel erreicht haben werden und den Sieg erlangt, dort wird auch unser Streben nach Glück und Erfüllung ein Ende haben – es wird erfüllt!

Am Ende des ersten Teils haben wir es von der besonderen Gnadenzeit der Kirche gehabt, von der Endzeit, die mit dem Kommen Jesu Christi beginnt und mit seiner Wiederkunft endet. Im Advent sangen wir: Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde… Und den Text aus Gal 4,4f wurde uns ins Gedächtnis gerufen: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen.“ Als die Zeit erfüllt war… Es gab eine besondere Zeit, eine angenehme Zeit, eine opportune Zeit, einen Kairos, zu dem Gott die Gunst der Stunde nutzte, um durch das Heilswerk Jesu die neue Zeit, die Endzeit einzuläuten, sie verheißend vorwegzunehmen. Wir dürfen wissen, dass die Zeit bereits erfüllt ist. Gott ist in Jesus Christus zu uns gekommen, um in unserer Mitte zu wohnen und bereitet jetzt schon eine Stätte für uns, damit wir bei Ihm sein können (Joh 14). Gibt es einen trostreicheren Gedanken? Hierher gehört auch die Verheißung, von der ich eingangs sprach: Zusammen mit seinem Auftrag, die Völker zu seinen Jüngern zu machen, hat Jesus verheißen „und siehe ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende!“ (Mt 28,20). Die Gemeinschaft mit Ihm, die mit unserer Gotteskindschaft begann, heute im Heiligen Geist besteht, wird am Ende der Zeit Vollendung finden!

Die Zeichen der Zeit erkennen.

Jesus hielt seine Jünger an, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Was sind die Zeichen der Zeit für uns? Ich will den heute noch stattfindenden Seminaren nicht vorgreifen. Ich will nur fragen: Ist es nicht jetzt Zeit zu begreifen, dass Gottes Liebe uns zur Umkehr treibt (Röm 2,4)? Die ganze Problematik mit unserem demographischen Wandel, mit der notwendigen Zuwanderung im großen Stil, mit der Flüchtlingsnot weltweit und den bei uns Asyl Suchenden macht uns große Not. Die daraus erwachsenden Probleme der „Clash of Cultures“ (Zusammenprall der Kulturen) und des gesellschaftlichen Friedens werden uns immer mehr beschäftigen. Flüchtlinge und Zuwanderer sind nicht das Problem an sich, sondern der missionarische und dschihadistische Eifer mancher Muslime, die unsere Gesellschaft zuerst „islamkompatibel“ und dann „islamkonform“ machen wollen. Dabei verbieten sie sich jedwede Form der Missionierung unter Muslimen. Das ist freilich auch der Grund, warum unter 2% aller christlichen Missionare in der islamischen Welt tätig sind. Und das, obwohl der Anteil der Muslime an der Weltbevölkerung 25% beträgt und an der nicht christlichen Weltbevölkerung sogar 50%. Der „Apostel für die islamische Welt“, Samuel Zwemer (1867–1952), hat schon laut darüber nachgedacht, ob die Christenheit meine, der Mission- und Taufbefehl gelte nicht im Blick auf die Muslime…

Wenn unsere Zeit diesbezüglich ein besonderes Merkmal hat, dann ist es dies: Nie zuvor in der Geschichte haben so viele Muslime inmitten einer freiheitlich geprägten, demokratischen Gesellschaft gelebt. Nie zuvor gab es die Chance für so viele Muslime, sich Jesus Christus zuzuwenden, ohne begründete Angst vor Repressalien – auch durch den Staat – haben zu müssen! Nehmen wir die Muslime bei uns nur als Bedrohung, oder auch als Chance wahr?

Martin Luther sagte in Reaktion darauf, als die Türken das erste Mal vor Wien standen: „Die Türken sind Gottes Rute und ihre Bedrohung Ausdruck des Zornes Gottes.“ Nun ist aber Gericht auch immer Gnade, wo es auf Einsicht trifft und die Herzen auf Gott richten kann… Wie schon angedeutet, glaube ich, dass diese Rute Gottes uns zum Segen werden kann. Auch jetzt scheint die Zeit reif zu sein für den besonderen Einbruch des Ewigen in die Zeit. Es könnte eine historische Stunde in der Geschichte der Mission unter Muslimen werden. Anders als bei der angestammten deutschen Bevölkerung ist eine Offenheit für das Evangelium unter Muslimen da! Werden wir die Muslime unter uns als Chance und Geschenk Gottes begreifen, oder sie nur als Bedrohung wahrnehmen? Das Gericht über das ehemals christliche Abendland ist in vollem Gange. Wird dies uns zum Segen, oder zum Fluch gereichen?

Ich komme zu Leslie Newbigin zurück. Er sagt an anderer Stelle über die Notwendigkeit der Mission:

“Wenn das Evangelium nur ein Zugang zum Verständnis von Religion ist, die für mich etwas bedeutet, mir hilft und Wohlbefinden vermittelt, dann habe ich eigentlich kein Recht, mich in die jeweils eigene Glaubensauffassung anderer Menschen einzumischen, die auf jeweils ihrem Weg einen Frieden und eine Sicherheit anstreben, wie es sich die Menschen ersehnen. Aber das Evangelium ist die Wahrheit und deshalb wahr für alle Menschen: Es ist die Enthüllung des Angesichts dessen, der alles erschaffen hat, von dem jeder Mensch abstammt und zu dem schlussendlich jeder Mensch kommen muss. Es offenbart den Sinn menschlicher Geschichte, den Ursprung und die Bestimmung der Menschheit. Jesus ist nicht nur mein persönlicher Erlöser, er ist Herr über alles, die Ursache und der Eckstein des Universums. Wenn ich dies glaube, ist hiervon Zeugnis abzulegen der wirkliche Grund meiner ganzen Existenz. Wenn ich denke, ich kann es für mich behalten, dann glaube ich eigentlich nicht wirklich. Die Weltmission ist daher nicht etwas Zusätzliches, sondern der eigentliche Prüfstein, ob die Kirche auch wirklich an das Evangelium glaubt.”

Was heißt das für uns?

Keiner scheint ein Rezept zu haben, wie die Aktualität des Evangeliums den Menschen unserer Tage überzeugend näher gebracht werden könnte. Wenn es eins gibt, dann wird es garantiert damit beginnen, dass unser Lebensstil als Christen sich von anderen erkennbar unterscheiden wird. Es muss erkennbar werden, dass wir von der Vergebung Jesu leben und so zu einem neuen Leben befreit sind. Der Lehrtext am heutigen TurmTreff-Tag lautet: Wenn euch der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei. Johannes 8,36. Um es mit dem geistigen Vater der meisten heutigen Agnostiker und Atheisten Friedrich Nietzsche zu sagen: Wenn an der Erlösung etwas dran ist, müssen wir für unsere Mitmenschen erlöster wirken. Nur so könnten wir die zurückgewinnen, die sich vom christlichen Glauben verabschiedet haben. Die Kraft Gottes im neuen Leben durch seinen Geist muss doch spürbar werden! Paulus schreibt in 1Kor 1,18: Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft. Lasst uns um diese Gotteskraft für unsere Aufgabe im Bezeugen von Jesus Christus vor den Menschen unserer Zeit beten!

Aber fangen wir mit dem Missionsbedarf in Deutschland bei den Menschen an, die immer mehr zu uns ins Land kommen: die Menschen muslimischen Glaubens. Kaufen wir hier die Zeit aus? Die Mission unter Muslimen in Deutschland steckt immer noch in den Kinderschuhen, obwohl die erste Moschee Deutschlands schon 1925 eröffnet wurde und seit Anfang der sechziger Jahre ein ungebrochener Strom von Muslimen als Zuwanderer und Asylanten zu uns kommt.

Rolf Scheffbuch sagte uns 1984 im Schorndorfer Kirchenbezikstreffen der Pfarrer, es seien 550.000 Muslime in Deutschland und kein einziger deutscher Missionar, der vollzeitlich versucht, sie zu erreichen … Es gab einige wenige ausländische Missionare, in der Hauptsache Skandinavier, aber wenig Unterstützung dafür aus christlichen Kreisen im Lande. Heute gibt es an die 5.000.000 Muslime in Deutschland, Menschen, die Gott zu uns geschickt hat – vielleicht weil sie in ihren eigenen Ländern so schwer von Jesus erfahren und nach dem Gesetz nicht konvertieren dürfen?

Ich träume von einer Kirche, die in die Offensive geht und Evangelisten ausbilden lässt und einstellt, um solche Menschen für Jesus Christus zu gewinnen. Wenn die Kirche das nicht von sich aus tut, müssen wir es selbst in die Hand nehmen! Wenn es die einzelne Gemeinde oder Gemeinschaft nicht stemmen kann, dann auf der Ebene der Gemeinschaftsbezirke oder Kirchenbezirke! Die Liebenzeller und Süddeutschen gehen mit gutem Beispiel voran mit Projekten in und um Stuttgart und Heilbronn, aber das ist noch ein Tropfen auf dem heißen Stein! Fordern Sie doch Hilfe von den Liebenzellern oder der Ausländerseelsorge oder dem Orientdienst an! Ich träume davon, dass Gemeinden und Gemeinschaften einen Missionar für ihr Gebiet anfordern mit der Zusage der Kostenübernahme und der Unterstützung – auch durch ehrenamtliche Mitarbeiter… Das soll kein Ersatz für den eigenen missionarischen Auftrag sein, im Gegenteil! Es könnte helfen, dass Gemeindeglieder sich in diese wichtige Arbeit mit einbinden lassen. Mit der Gründung von EIMI (Europäisches Institut für Migration und Integration) an der AWM (Akademie für Weltmission) in Korntal haben wir eine wichtige Ressource für diesen Auftrag bekommen.

Wie wäre es, wenn wir die sonst für so beklemmend wahrgenommene Situation mit der Islamisierung Europas als Chance und als Geschenk Gottes sehen würden? Warum das nicht als von Gott gestellte Aufgabe sehen? Alles Gut-Reden hilft nichts. Wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen. Der Einfluss, den der Islam als Religion in Europa hat, steigt stetig, und wir sind erst am Anfang dieser Entwicklung. Die Politik kann dies leugnen, so viel sie will, der Bürger nimmt es wahr, weil es sich nicht verbergen lässt. Die Politik muss es aus eigener Sicht leugnen, weil sie keine Möglichkeiten sieht, etwas daran zu ändern. Wir aber dürfen mit Gott und seiner Macht rechnen! Wir haben eine ganz andere Perspektive auf die Situation! Die Zeichen der Zeit 2015 in der Bundesrepublik Deutschland weisen uns auf die wichtige Aufgabe, die wir in der Mission vor unserer eigenen Haustür haben. Ich bin überzeugt, dass das Zeitfenster, das wir für die Missionsarbeit unter Muslimen hier in Europa haben, sehr knapp bemessen ist. Schon in wenigen Jahren rechne ich mit Klagen der islamischen Verbände gegen Missionsarbeit unter Muslimen. Ob wir noch zehn Jahre haben? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir die Zeit auskaufen müssen, und darum halten wir das Thema Islam in regelmäßigen Lehrveranstaltungen im ABH unter unseren Studierenden und Freunden wach.

Einen Vorteil hat die Erstarkung der islamischen Präsenz in Deutschland trotzdem schon mit sich gebracht: Christus ist wieder ein Thema in der Theologie geworden. Die Kirchen haben sich angesichts des Islam auf das ihnen Ureigene zurückbesinnen müssen. Ich bin überzeugt, dass, je näher unsere Theologen in Tuchfühlung mit den islamischen Überzeugungen kommen, desto klarer ihr Blick für das wird, was den christlichen Glauben ausmacht – sofern sie nicht der antichristlichen Propaganda des Islams erliegen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Glaube als solches wieder „hoffähig“ geworden ist. Muslime bekennen ihren Glauben ohne Scheu in allen Medien, auf der Straße, am Arbeitsplatz, in den Schulen. Zögerlich, aber doch erkennbar kommen Christen aus ihren Verstecken und wagen es, über Glaubensthemen in der Öffentlichkeit zu reden. Das haben wir den Muslimen zu danken! Wir können nur hoffen und beten, dass der Bekennermut der Christen weiter zunimmt! Letztlich ist die starke islamische Präsenz bei uns im ehemals christlichen Abendland ein Weckruf, uns auf unsere Wurzeln zu besinnen und die Gelegenheit zu ergreifen, ihnen die frohe Botschaft von Jesus Christus darzulegen und nahe zu bringen. Hier in Europa können wir (noch) frei unseren Glauben bekennen und bezeugen – auch Muslimen gegenüber. Hier können Muslime sich bekehren und zu Jesus Christus als Herrn und Retter bekennen wie Thomas es seinerzeit tat: „Mein Herr und mein Gott!“ – ohne dass sie von offizieller Seite dafür bedroht oder belangt werden können. Ich glaube, dass dies eine historische Chance ist, eine Chance die nicht verstreichen darf. Es ist das Gebot der Stunde, es ist die einmalige Gelegenheit unserer Zeit. Ich glaube, dass jetzt ein Kairos dazu da ist. Nie zuvor haben so viele Menschen in der arabischen Welt Interesse am Evangelium gezeigt. Große Scharen kommen zum Glauben an Jesus Christus durch Internet, Radio und Satellitenfernsehen. Es könnte dazu kommen, dass solche Menschen zu Missionaren für ihr eigenes Volk werden. Die strenggläubigen Muslime haben so davor Angst, dass sie den Sender Al-Hayat haben sperren lassen. Die Zeit ist reif wie nie zuvor für am Islam enttäuschte Menschen, zum Glauben an Jesus Christus zu finden. Hier heißt es carpe diem! Gerade auch bei uns in Deutschland und Europa. Ergreife den Tag! Ich kann mir das nicht anders vorstellen, als dass, wenn wir diese historische Chance verstreichen lassen, die Gnadenzeit zu verlorener Zeit und die Chance zum Verhängnis für uns wird…

Bei allem gilt es in erster Linie auf Gottes Verheißungen zu schauen! Gottes Verheißungen gelten für sein Volk und für sein Reich. Wie viele Verheißungen hat er uns doch gegeben! Ich glaube fest daran, dass die Prophezeiung Gottes an das darniederliegende Volk Jerusalems auch uns in unserer Zeit gehört: Jer 29,11: Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet. Die Zeit zielt auf das Ende, sein Ziel. „Thelos“ ist im Griechischen beides – nicht das unheilvolle, abrupte, jähe Ende, sondern das Ende eines Weges im Sinne vom Ziel, das auf diesem Weg erreicht wird.

Selbst die Züchtigungen Gottes sollen Segen und Frucht bringen. Es kommt nur darauf an, dass wir auf allen unseren Wegen Einsicht in seine Führungen zeigen und uns seinen Gerichten fügen. In Hebr 12,11 heißt es: Jede Züchtigung aber, wenn sie da ist, scheint uns nicht Freude, sondern Leid zu sein; danach aber bringt sie als Frucht denen, die dadurch geübt sind, Frieden und Gerechtigkeit. Und darüber hinaus gilt: Röm 8,18: Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.

Nutzen wir doch die Zeit als verheißene Zeit aus! Fassen wir Mut, uns unerschrocken zum Herrn der Geschichte und der Welt im Alltag zu bekennen! Er selbst hat versprochen, bis zum Ende bei uns zu bleiben im Erfüllen seines Auftrags! Dem Profilschwund der Gläubigen in der Gesellschaft müssen wir ein Ende setzen. Es ist Zeit zum Aufstehen!

[1] http://www.t-online.de/eltern/jugendliche/id_69907188/computerspiele-jugendliche-verdaddeln-taeglich-eineinhalb-stunden.html

[2] http://www.bitkom.org/de/markt_statistik/77045_79666.aspx

[3] http://winfuture.de/news,77456.html

[4] Becker, Julia. Ältere Menschen und Computerspiele: Eine Untersuchung der Gruppen älterer Computerspieler und älterer Nichtspieler und deren Vergleich hinsichtlich verschiedener Beschreibungsmerkmale sowie Motivationen und Einstellungen zu Computerspielen. diplom.de, 2008.

Wenn nur Christus gepredigt wird!

Predigt am Sonntag Lätare 2012 in Derendingen

 

Phil 1,15-21

15 Einige zwar predigen Christus aus Neid und Streitsucht, einige aber auch in guter Absicht:

16 diese aus Liebe, denn sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums hier liege;

17 jene aber verkündigen Christus aus Eigennutz und nicht lauter, denn sie möchten mir Trübsal bereiten in meiner Gefangenschaft.

18 Was tut’s aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber. Aber ich werde mich auch weiterhin freuen;

19 denn ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi,

20 wie ich sehnlich warte und hoffe, dass ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern dass frei und offen, wie allezeit so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod.

21 Denn Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn.

 

 

Wenn nur Christus gepredigt wird!

 

Wie das gehen soll? Aus der falschen Motivation heraus predigen? So abwegig ist der Gedanke wohl nicht! Schon öfters hat es das gegeben, dass ein aufgebrachtes Gemeindeglied seinem Ärger Luft gemacht, dass der Prediger es wohl besonders auf ihn abgezielt hätte. Es denken also schon Menschen, dass ein Prediger sein Amt missbrauchen könnte, um Dinge, die in der Seelsorge gesagt gehören, an „die große Glocke“ zu hängen. Vielleicht gibt es das vereinzelt auch wirklich in der Praxis – da möchte ich mir kein Urteil erlauben. Dass Prediger aber die Kanzel missbrauchen, um ihre persönlichen Gedanken und Lieblingsthemen zu verkünden haben langjährige Gottesdienstbesucher sicherlich an dem einen oder anderen Ort erlebt.

 

Wenn nur Christus gepredigt wird! Als Paulus diese Worte schreibt, sitzt er im Gefängnis der prätorianischen Garde an der Nordmauer der Stadt Roms und wartet auf die abschließenden Verhandlungen in seinem Prozess. Ich rufe in Erinnerung: Paulus hatte sich auf den Kaiser berufen, um die Rechtmäßigkeit des Evangeliums von Jesus Christus als legitime Ausdrucksform des alttestamentlichen Glaubens durch höchste Instanz bestätigen zu lassen. Es ging um nichts Geringeres als die Zusicherung der Glaubensfreiheit bzw. Religionsfreiheit für die Christen der ersten Gemeinden im römischen Reich. Den Juden war die Religionsfreiheit nach vielen Glaubenskriegen als einzige Religionsgemeinschaft von den Römern gewährt worden, nur sie waren davon befreit, dem Kaiser als „Gott“ Opfer darzubringen. Nun leugneten eben ein Teil der Juden, dass die Christen Juden wären, deren Messias der Messias der Juden sei.

 

Oftmals vergessen wir, dass unser Glaube und unsere Praxis aus dem Judentum, aus dem Volk Israel hervorgingen. Erst als das Apostelkonzil die Entscheidung traf, dass ein Heide Christ werden könne auch ohne sich beschneiden zu lassen, ohne sich an das rituelle Gesetz der Juden zu halten, war der Weg gebahnt, einen Unterschied zu machen zwischen den Juden, die an Jesus als ihren Messias glaubten, und denen, die ihn als solchen ablehnten.

 

Auf diesem Hintergrund müssen wir den Konflikt, denn Paulus hier beschreibt, verstehen: es gab Menschen in den Synagogen, die jetzt ihre Chance sahen, nicht nur Paulus, sondern der ganzen jungen Kirche Jesu Christi großen Schaden zuzufügen. Schon im Jahr 49/50 hatte der Kaiser Claudius alle Juden aus Rom verbannt, weil es zu Unruhen in der jüdischen Gemeinde wegen eines gewissen „Chrestos“, bzw. „Christos“ gekommen war. (Die Aussprache der griechischen Buchstabe ETA war damals gleich dem Jota, also ein kurzes „I“. In der Fachsprache nennt man das „Itazismus“. Damals waren Prisca und Aquila aus Rom nach Korinth geflohen und zu Mitarbeitern des Paulus geworden bzw. umgekehrt. Es ist anzunehmen, dass damals schon der Streit in der jüdischen Gemeinde um Jesus Christus ging.

 

Es gab nichts, was der römischen Herrschaft unliebsamer war, als Unruhe im Volk. Mit ihrer Politik „Brot und Spiele“ für das Volk war sie darauf aus, das Volk bei Laune zu halten und zufrieden zu stellen. Die Gegner des Paulus hatten bewusst in der Öffentlichkeit von Jesus Christus gesprochen, um die Gemüter zu erhitzen und den Streit vom Zaun zu brechen. Sie erhofften damit ein Urteil gegen Paulus und gegen die Nachfolger Christi. Zwar ist es ihnen bei dieser Gelegenheit nicht gelungen, die Christen in Verruf zu bringen – Paulus wurde wieder freigelassen – aber kurze Zeit später hat der wahnsinnige Kaiser Nero die Christen als Sündenböcke ausgesucht und die erste offizielle staatliche Christenverfolgung eingeführt. (Zwar ging es ihm vermutlich in erster Linie darum, ein Feindbild aufzubauen, das von ihm selbst ablenkt und den Zorn der Bevölkerung über den in seinem Auftrag gelegten Brand zur Zerstörung ganzer 10 von 14 Wohnbezirke Roms auf andere umzuleiten, aber das hat ihn nicht davon abgehalten zahlreiche Christen in Teer und Federn einzutauchen und sie als Fackel in seinen Parkanlagen anzuzünden).

 

15 Einige zwar predigen Christus aus Neid und Streitsucht, einige aber auch in guter Absicht:

16 diese aus Liebe, denn sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums hier liege;

17 jene aber verkündigen Christus aus Eigennutz und nicht lauter, denn sie möchten mir Trübsal bereiten in meiner Gefangenschaft.

18 Was tut’s aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber.

 

Wenn nur Christus gepredigt wird! Diese Konzentration auf das Wesentliche wünsche ich mir! Alles von daher beurteilen, ob es Christus dient! Paulus hat sich ganz und gar in den Dienst des Evangeliums gestellt. Er hat sich in Gottes Hand gewusst. Er wusste, egal wie sein Prozess ausgeht, sein Leben oder sein Tod – mit beidem würde er seinem Herrn dienen. Darum fährt er fort:

 

Aber ich werde mich auch weiterhin freuen;

19 denn ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi,

20 wie ich sehnlich warte und hoffe, dass ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern dass frei und offen, wie allezeit so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod.

21 Denn Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn.

 

Was haben wir bloß aus der Leidenschaft für Jesus gemacht? Wo gibt es diese Hingabe noch bei uns? Freilich: diese ultimative Konsequenz wird von uns seltenst abverlangt. Wir haben Religionsfreiheit, werden nicht um unseres Glaubens willen bedrängt, unterdrückt, diskriminiert oder gar verfolgt. Das macht es aber auch so leicht für uns, in Gleichgültigkeit und Lauheit des Glaubens zu verfallen.

 

Ich will nicht über „die Anderen“ reden, deren Einsatz für den Herrn der Kirche zumindest nach außen hin nicht erkennbar ist. Ich möchte über uns reden, über dich und mich. Über die, die die Bequemlichkeit des Bettes oder des Sofas heute Morgen verlassen haben, um eine gute Stunde die Kirchenbank zu drücken. Können wir so mit Paulus sprechen? Erwarten wir und hoffen wir sehnlich, dass wir nicht zu Schanden werden? Ist das unser sehnlicher Wunsch, dass Christus an unserem Leib verherrlicht werde – egal ob durch unsere Lebensweise oder durch unseren Tod für ihn und seine Sache? Für uns – im Unterschied zum Paulus – geht es wohl um die Lebensweise…

 

Für Paulus steht fest, was der Hebräerbrief auch sagt: Leben wir, so leben wir dem Herrn! Sterben wir, so sterben wir dem Herrn! Darum, ob wir nun leben oder sterben, so sind wir des Herrn! Denn darum ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, damit er Herr über Lebende und Tote sei.“ Es geht um diesen Anspruch Jesu Christi auf unser Leib und Leben. Heute schon! Im Alltag! Bei der Arbeit, in den Vorlesungssälen, im Büro oder Klassenzimmer, am Küchentisch oder in der guten Stube. Darum geht es, dass Jesus Christus durch unser Leben verherrlicht wird! Darum geht es im Evangelium! Jesus Christus hat uns von Tod und Teufel los gekauft, dass wir ein ihm geheiligtes Leben in der Freiheit der Gotteskinder lieben. Er hat uns freigekauft, damit er mit seinem Geist von uns Besitz ergreifen kann, in uns wohnen und durch uns leben kann.

 

Vorletzte Woche durfte ich auf einer Missionskonferenz die Bibelarbeiten eines nigerianischen Bischofs hören (Benjamin Kwashi). Er stammt aus Jos, in dem Gebiet Nigerias, wo es besonders heftige Christenverfolgung gibt. In Anlehnung an unserer Stelle hat er persönlich Zeugnis abgelegt. Er erzählte davon, wie bewaffnete Männer zu seinem Haus gekommen waren, um ihn zu töten. Weil er nicht zuhause war, haben sie in Zorn seine Frau krankenhausreif geprügelt. Unter anderem hat sie zwei Beinbrüche erlitten. Denkt er daran, in den sicheren Süden des Landes zu ziehen? Oder gar ins Ausland zu fliehen? Es gebe viele Orte, wo er hin könnte. In dem gegenwärtigen Schisma seiner anglikanischen Kirche schauen Bischöfe und Pfarrer aus aller Welt in seine Richtung um Führung zu bekommen.

 

Nein! Der geht nicht! Er sagte uns: „wenn Sie mich töten, dann können sie mir keinen besseren Dienst erweisen! Dann werde ich vor meinem Herrn stehen! Das wird sicher im ersten Augenblick für mich etwas unangenehm werden, wenn ich an alle meine Versäumnisse, Fehler und Sünden denke, aber dann wird die Annahme und die Vergebung bei meinem Herrn all das vergessen werden lassen und ich werde in seiner Herrlichkeit bleiben!“ Aber er ist auch bereit ein beschwerliches Leben in der Nachfolge unter Verfolgung zu führen. Lasst uns die Zeit auskaufen, die Glaubensfreiheit, die wir haben nutzen, um ein einladendes, glaubwürdiges Zeugnis für unsern Herrn zu sein!

 

Wenn nur Christus gepredigt wird! – Nicht nur von unseren Kanzeln, sondern auch durch unsere Leben!

 

Amen

Jahreslosung 2012 – Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. 2. Korinther 12,9

So gibt es den wohl nicht mehr: den Dorftrottel aus alten Zeiten. Leider. Nicht weil es keine Trottel mehr gebe, sondern eher weil es das Dorf so nicht mehr gibt. „Big Bob“ war so etwas wie die gute Seele unseres kanadischen Dorfes weit ab von der Zivilisation hinter dem Küstengebirge Britisch Kolumbiens. Big Bob war vor allem BIG. Mindestens zwei Meter groß und geschätzte 200 Kilo schwer. Das hat ihn aber nicht davor bewahrt, auch von ganz kleinen Geistern gehänselt zu werden. Er schien sich daraus nichts zu machen, war immer freundlich und zuvorkommend. Vor der Schule, während der Pausen und nach der Schule stand er immer am Zebrastreifen und passte auf, falls ein Auto sich in die Nebenstraße der Schule verirrte, dass die ganz Kleinen über die Straße kamen. Er intervenierte (mit Billigung der Schulleitung) auf dem Pausenhof, wenn die Großen die Kleinen piesackten und hatte immer ein gutes Wort für die Kinder, die alleine abseits standen oder von ihren Mitschülern geschnitten wurden. Woher er kam war nicht bekannt, und als ich nach der Schule den Ort verließ, ist er auch irgendwo anders hin gegangen – seine Spur hat sich verloren. Aber ein paar Jahre lang war er dem ganzen Dorf bekannt – so eine Art Maskottchen der ca. 800 Einwohner Lillooets,  ein Ort entlang einer Durchfahrtsstrasse, der nichts mehr von dem früheren Glanz an Sich hatte, als er während des „Gold Rush“ 100 Jahre zuvor die größte Stadt nördlich von San Francisco und westlich von Chicago war.

Big Bob ging auch zu uns in die Gemeinde. Er ging nicht nur sonntags in den Gottesdienst und abends in die evangelistisch gehaltene Veranstaltung. Er gehörte zu den ganz wenigen, die mittwochabends auch in den Gebetskreis gingen. Es ist aus diesem Zusammenhang heraus, dass er mir nach 40 Jahren besonders in Erinnerung geblieben ist. Von Big Bob habe ich bei diesen Gebetsversammlungen etwas Entscheidendes gelernt: er war nicht nur geistig ein Kind von neun oder zehn Jahren geblieben (nach Auskunft des Schuldirektors), er ist es auch geistlich geblieben. Er hat sich nie an dem „Gebetstratsch“ beteiligt („wir müssen unbedingt für die- oder denjenigen beten, ihr habt doch sicher gehört…“), dafür aber inbrünstig und vertrauensvoll so gebetet als aber ob er damit rechnete, dass Gott seine Gebete erhört. Das für mich entscheidende Erlebnis ereignete sich an einem Abend als jemand ihn wohl besonders wegen seiner Einfältigkeit bedauerte. Ganz ruhig und gefasst sagte Big Bob in die Runde: „ich weiß, dass ich nicht klug bin. Ich weiß sogar so viel, dass ich dumm bin. Aber ich weiß auch, dass ich ein Kind Gottes bin und dass mein himmlischer Vater mich liebt, gerade so wie ich bin.“ Eine bessere Predigt in zwei Sätzen habe ich weder vorher noch nachher gehört, geschweige denn gehalten (nur Forrest Gump kommt einmal nah dran).

Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Es gab zeitweilen auch erstaunlich belesene und intelligente Menschen in unserer Gemeinde (die Kommune als solche galt eher als Ort wo gescheiterte Existenzen nochmal eine letzte Chance bekamen), aber von denen ist nicht auch nur ein Satz in Erinnerung geblieben, der mich ähnlich bewegt hätte. Es beliebt Gott sich der Schwachen und geringen zu bedienen, wenn er etwas in dieser Welt erreichen will.

Schon in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth legt Paulus der Gemeinde den göttlichen Grundsatz vor:

1. Korinther 1, 26 nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle sind berufen. 27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er zuschanden mache, was stark ist;  28 und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, und das da nichts ist, dass er zunichte mache, was etwas ist, 29 auf dass sich vor ihm kein Fleisch rühme.