Flüchtlingsflut – Gefahr oder Chance?

Die Völkerwanderung hat begonnen

 

Es war 1992. Die Mauer war gefallen, und im Jahr zuvor war die Sowjetunion in sich kollabiert. Ich schaute eine Talk-Runde im finnischen Fernsehen nach den Abendnachrichten. Ein holländischer General vom Oberbefehlsstab der NATO war zu Gast. Die Fernsehmoderatorin fragte ihn, wozu es die NATO noch braucht. Der Eiserne Vorhang sei gefallen, der Warschauer Pakt habe sich aufgelöst, der Westen müsse sich nicht mehr gegen einen aggressiven Feind im Osten schützen. Erst ein paar Jahre später würde klar werden, dass der Zusammenprall der Kulturen (clash of civilizations) nach Huntington Probleme für den Westen auf einem ganz anderen Horizont heraufbeschwören sollte. Hinter ihrer Frage barg sich die Hoffnung, dass nicht nur die Zeit des kalten Krieges, sondern auch die Zeit der großen Konflikte weltweit zu Ende gegangen sei. Der NATO General reagierte, ohne überlegen zu müssen. Das Szenario lag klar vor Augen: Er sagte in ernstem Ton nach vorne geneigt, dass die NATO künftig eine ganz andere Rolle haben werde. Er sprach von der Bevölkerungsexplosion in Nahost und Afrika und dass wir kurz vor der nächsten Völkerwanderung stünden. Die NATO würde benötigt werden, um die Außengrenzen Europas gegen den Ansturm aus Nahost und Afrika abzuwehren.

 

Es war nicht nur Überraschung im Gesicht der Moderatorin zu lesen, sondern auch Entsetzen. Die Tageszeitungen berichteten am nächsten Tag von der sofortigen Entlassung dieses Generals. Ob das wegen Geheimnisverrats oder politisch inkorrekter Rede geschehen ist, wurde logischerweise nicht berichtet.

 

Die Bündnisse und Regierungen unserer Welt wissen schon lange davon, dass eine Völkerwanderung im Gange ist. Was wir heute erleben, ist nur der Anfang. Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der Flüchtlinge weltweit von 50 Millionen auf über 60 Millionen gestiegen. Kein Gebiet, aus dem die Menschen fliehen, scheint in der Lage zu sein, die Gründe für die Flucht zu beseitigen oder den Frieden wiederherzustellen. Das ist aber nur ein Faktor für die Völkerwanderung. Ein viel größerer Faktor ist die demographische Entwicklung in Europa und in den angrenzenden Ländern im Süden und Südosten.

 

Der demographische Wandel

 

Demographisch gesehen, steht unsere Volkswirtschaft in Europa vor dem Kollaps. Zwar brummt die Wirtschaft wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr, aber in den nächsten paar Jahren beginnt auf der einen Seite ein Aderlass unter den Arbeitnehmern, wenn die sogenannte Babyboomer Generation anfängt, in den Ruhestand zu gehen. Und auf der anderen Seite fehlen über 400.000 Geburten pro Jahr und die damit verbundenen Arbeitskräfte und Konsumenten.

 

Um die Jahrtausendwende wurde die Thematik der deutschen Bevölkerung bekannt gemacht im Blick auf ihre Altersversorgung. Mit der Einführung der sogenannten Riester-Rente im Jahr 2002 wurde offiziell bekräftigt, dass es wegen des demographischen Wandels nicht zu einer ausreichenden Altersversorgung für künftige Generationen in Deutschland von Seiten des Staates und der Rentenkassen kommen könne. Wegen der Geringfügigkeit der Riester-Rente nahm aber kaum jemand die Problematik wirklich ernst. Es wurde auch nichts unternommen, für einen Zuwachs an Geburten zu sorgen, geschweige denn die unsägliche Katastrophe der 150.000 Tötungen von Kindern im Mutterleib pro Jahr zu unterbinden.

In den Jahren 2005-2007 hat das Statistische Bundesamt intensive Studien zum demographischen Wandel betrieben. Die Ergebnisse waren so brisant, dass sie nur wenige Wochen lang auf der Webseite www.destatis.de abzurufen waren. Dabei waren es nicht die sehr beunruhigenden Zahlen bezüglich der Alterspyramide, die keine solche mehr ist, sondern eher einem „Altersbaum“ gleicht, sondern vielmehr die Anteile der jungen Bevölkerung mit Migrationshintergrund und die daraus zu erwartende demographische Entwicklung mit immer stärker werdenden Migrantenanteilen. In diesem Zusammenhang offerierte das Bundes-Statistische Amt die Prognose, dass bis zum Jahr 2030 der erste Muslim als Bundeskanzler gewählt werden und es zu einer muslimischen Mehrheit bis zum Jahr 2052 kommen würde. Das war freilich alles nur Prognose, aber auf statistisch-wissenschaftlicher Basis erstellt. Zu Bedenken ist dabei, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keine offizielle Darstellung der künftigen offiziellen Migrationspolitik der Bundesrepublik gegeben hat.

Als die bereinigten Ergebnisse Monate später dann wieder auf der Webseite zu finden waren, fehlten sowohl alle Zahlen bezüglich der gegenwärtigen Bevölkerungsanteile von Menschen mit Migrationshintergrund als auch die Prognosen im Blick auf die Anteile von Migranten an der Bevölkerung und deren Religionszugehörigkeit. Es ist offensichtlich, dass Reaktionen, wie sie etwa in der Pegida-Bewegung später zutage getreten sind, damals schon befürchtet wurden.

 

Politische Konsequenzen

 

Inzwischen ist es klar, dass die Bundesrepublik über 400.000 Menschen als Nettozuwanderung jährlich braucht, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten. Als im Sommer 2014 deutlich wurde, dass diese Zahl nicht zu schaffen war, gab es einen Alternativplan, die Bevölkerungszahl um 20 Millionen auf ca. 62 Millionen sinken zu lassen – einschließlich einer bewussten und gewollten „Renaturierung“ weiter Teile des ländlichen Raums außerhalb der Ballungsgebiete, vor allem im Osten Deutschlands, um die Kosten für die Instandhaltung der Infrastruktur in einem handhabbaren Rahmen zu halten. Schließlich reichen die Steuereinnahmen schon jetzt kaum zur Bewältigung der staatlichen Infrastrukturaufgaben. Bei einem Schwund von 25 % der Bevölkerung und der Steuereinnahmen würden die Staatskassen völlig überfordert. Dieser Vorschlag war wohl so abenteuerlich, dass er nicht mehr verfolgt wurde, obwohl es keine Lösung am Horizont zur Einwanderungsfrage gab. Die sogenannte „blue card“-Regelung hat bis zu diesem Zeitpunkt lediglich 6000 beruflich hoch qualifizierte Migranten nach Deutschland gebracht. Bei über 700.000 Abwanderungen pro Jahr – darunter viele hoch qualifizierte Arbeitskräfte, braucht die Bundesrepublik 1,2 Millionen Zuwanderungen pro Jahr, um das Geburtendefizit auszugleichen. Meiner Meinung nach ist die Bereitschaft der Bundesregierung, Flüchtlinge im großen Stil aufzunehmen, nur auf diesem Hintergrund zu verstehen. Zwar stelle ich die altruistische beziehungsweise christliche Motivation hinter der Entscheidung, alle echte Flüchtlinge kommen zu lassen, überhaupt nicht infrage, aber es ist augenscheinlich, wie Wirtschaftsvertreter – denen 600.000 qualifizierte Arbeitskräfte fehlen – Chancen in der Zuwanderung von jungen Männern sehen. In den Talkshows und Expertenrunden wird immer mehr darauf abgehoben, dass Deutschland diese Arbeitskräfte und deren Steuerzahlungen braucht.

 

Die politische und wirtschaftliche Elite haben sich längst damit abgefunden, dass Deutschland eine Völkerwanderung braucht und die damit einhergehende Veränderung in der Gesellschaft und Kultur nicht nur akzeptiert, sondern gewollt werden muss. Was zunächst nur in linken Kreisen ideologisch begründet war (die Abschaffung des Nationalismus zu Gunsten der internationalen sozialistischen Gemeinschaft), ist auch für andere politischen Richtungen zu einer volkswirtschaftlichen und politischen Notwendigkeit geworden.

Dabei „machen“ die Politiker so eine Völkerwanderung nicht – jedenfalls nicht bewusst und nicht direkt. Es sind viel größere Kräfte am Werk. Die Bevölkerungsexplosion in Nahost und Afrika erzeugt einen mächtigen Überdruck, der seinen Ausgleich sucht. Erheblicher Wassermangel in Nahost seit der Jahrtausendwende hat den Lebensraum gleichzeitig schrumpfen lassen. Parallel dazu ist in Europa durch den Bevölkerungsschwund ein Vakuum entstanden, das gefüllt werden will. Hinzu kommen ideologische Elemente, auf die ich hier nicht näher eingehen kann, die aber die israelische Autorin mit arabischen Wurzeln Bat Yeor mit ihren Untersuchungen zu „Eurabia“ hinreichend dokumentiert hat. Die unwahrscheinlichsten Koalitionen tun sich auf und es scheint keine „Schrauben“ zu geben, an denen man drehen könnte, um die Entwicklung zu bremsen oder zu ändern.

 

Gott sitzt im Regiment

 

Christen wissen aber: Gott sitzt im Regiment. Unsere Politiker machen nicht die Weltgeschichte, Gott macht sie! Der internationale Journalist Uwe Siemon-Netto schrieb das in seinem Artikel „Völkerwanderung: Eine große Chance für die Kirche“ vom 31.08.2015. Der Nahostkorrespondent und Autor Johannes Gerloff sagte das bei einem Vortrag in der Tschechei am 11.10.2015, wobei er hinzufügte: „Gute Politiker sind allenfalls gute Wellenreiter“. Menschen haben das nicht im Griff und Menschen „machen“ die Geschichte nicht.

Die Menschen in ihrer Gesamtheit machen zwar Geschichte, aber wie es schon in den Sprüchen heißt:

Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie der Herr will“ (Spr. 16,33). Und in den Psalmen heißt es: „Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Herren halten Rat miteinander wider den Herrn und seinen Gesalbten: 3 »Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!« 4 Aber der im Himmel wohnt, lacht über sie, und der Herr spottet ihrer“ (Ps. 2,2ff).

Dass Muslime in großen Scharen zu uns kommen, ist kein Zufall. Das ist nicht das Ergebnis irgendeines menschlichen Planes. Klar – Muslime planen die Kolonisation und Islamisierung Europas seit dem 7. Jahrhundert. Sie taten es von Anfang an und immer wieder gab es erneute Versuche, Europa für den Islam einzunehmen – auch in unseren Tagen. Der IS plant es, Gaddafi plante es, Erdogan hat seine Ambitionen und Intrigen, Saudi Arabien und die Emirate nehmen keine Flüchtlinge auf, weil die Krise ihren Plänen durchaus dienlich ist. Aber keiner hat die Macht, das von sich aus zu tun.

Schon die Anfänge des Volkes Israel im Alten Testament stehen unter dem Vorzeichen der Vorsehung Gottes für alle Völker. Zurückblickend auf die neue Weltordnung nach der Sintflut und dem Turmbau zu Babel sagt Mose: „Als der Höchste den Völkern Land zuteilte und der Menschen Kinder voneinander schied, da setzte er die Grenzen der Völker…“ (5. Mose 32,8).

 

Das tat er laut Paulus nicht aus Willkür oder von ungefähr, sondern weil er sein heilsgeschichtliches Ziel damit vorantreibt. In der Areopagrede Apg. 17,26 sagt er: „Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen…“ Die Geschichte der Völker und Reiche dieser Welt kann Gott nicht von seinem Heilsplan abhalten oder daran hindern, sein Werk zu tun.

 

Gott macht die Völkerwanderungen

 

Wir dürfen nicht meinen, dass Gott nur Abraham in ein anderes Land geschickt hat und dass er allein Israel aus der Fremde in ihr Land herauf geführt hat; dass er unter Esra und Nehemiah am Ende des Exils nur für die Judäer gesorgt hat. Die Bibel berichtet natürlicher in erster Linie von diesen Ereignissen, wenn von Gottes Handeln am Volk Israel die Rede ist. Aber die Bibel weiß auch davon zu berichten, dass Gott auch für die anderen Völker sorgt und ihre Geschicke lenkt. Amos 9,7 erinnert daran: „Seid ihr Israeliten mir nicht gleichwie die Kuschiter? spricht der Herr. Habe ich nicht Israel aus Ägyptenland geführt und die Philister aus Kaftor und die Aramäer aus Kir?“ In 5.Mose 32,8 haben wir schon gesehen, dass „Gott die Grenzen der Völker zieht“.[1]  Es ist aber wichtig, die bereits zitierten Worte aus der Areopagrede weiterzulesen: „Er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten“. Die Völker sollen Gott suchen. Sie werden ihn zwar im Vollsinn ohne die Offenbarung Gottes nicht finden, aber ihr Leben soll auf „den unbekannten Gott“ ausgerichtet sein, bis er sich ihnen in Christus bekannt macht.

 

 

Christenverfolgung beunruhigt und macht besorgt

 

Gerade im Blick auf die Christenverfolgung können wir das buchstabieren: Es macht Gott ganz bestimmt keine Freude zu sehen, wie seine Kinder in Bedrängnis, Unterdrückung und Verfolgung leiden müssen. Es ist nicht so, dass Gott es will, dass wir um Jesu Christi willen leiden. Und dennoch ist das Leiden seiner Kinder nicht sinnlos. Schon der Kirchenvater Tertullian hat festgestellt, dass das Blut der Märtyrer die Saat der Kirche sei. Und die Verfolgung im römischen Reich hat die Ausbreitung der Kirche nicht verhindern können. Durch Verfolgung hindurch baut Christus seine Kirche, und durch Krisen und Tiefen der Geschichte hindurch baut Gott sein Reich. Gegenwärtig werden mehr Christen weltweit unterdrückt und verfolgt als je zuvor in der Geschichte. Das 20. Jahrhundert ging in die Geschichte als Jahrhundert der Christenverfolgung ein. Mehr Christen wurden in jenen 100 Jahren um ihres Glaubens willen verfolgt als in allen 19 Jahrhunderten zuvor zusammengenommen. Die Situation der Christen hat sich in vielen Ländern der Welt seither noch verschlechtert. Vor unseren Augen werden die Christen in Nahost ausgerottet. Überall in der islamischen Welt finden Christen es zunehmend schwieriger, ein normales Leben zu führen. In keinem islamisch geprägten Land wird es für die Christen besser. Und Muslime, die in ihrer Heimat Christen unterdrückt haben, tun das sogar hier in Deutschland in ihren Flüchtlingsunterkünften.

 

Müssen Christen für die Zukunft Angst haben?

 

Viele gläubige Christen sind zutiefst beunruhigt über die gegenwärtige Entwicklung mit den Massen von Flüchtlingen und Migranten, die zu uns kommen – im vergangenen Jahr 2015 allein über eine Million Menschen. Sie machen sich Sorgen wegen des stets steigenden Einflusses des Islam bei uns in Deutschland und Europa.

Diese Sorgen sind verständlich und begründet. Unsere Welt verändert sich. Selbst auf dem Land kann man verschleierte Muslimas finden. Muslime fordern immer mehr gesellschaftliche Kompatibilität für ihre Religion und ihre Vorschriften ein. Moscheen werden in großem Stil gebaut – vielfach aus dem Ausland finanziert. Manch ein Deutscher fürchtet um den Verlust der „Heimat“. Politiker und Journalisten winken ab und behaupten, diese Sorgen seien alle unbegründet. Auf der anderen Seite kann man schon jetzt die ersten Stimmen von der gleichen Adresse hören, es sei doch selbstverständlich, dass eine Gesellschaft und eine Kultur sich wandeln müsse. Kultur sei schon immer im Wandel begriffen, und das sei gut so.

 

Die Menschen sind nicht dumm. Sie merken, dass der Wandel gewollt und unaufhaltsam ist. Und sie merken, dass sie nichts dagegen tun können. Kritiker dieser Entwicklung werden sofort mundtot gemacht, indem man sie in die rechte Ecke stellt. Das frustriert und macht Angst.

 

Aus gesellschaftspolitischer Sicht haben die Vertreter von Multi-Kulti Oberwasser. Zwar wird Multi-Kulti in regelmäßigen Abständen totgesagt, aber eine Alternative dazu ist aus oben genannten Gründen nicht zu finden.

 

Als Christen haben wir jedoch eine ganz andere Sicht auf Gesellschaft und Geschichte. Wir glauben, dass Gott im Regimente sitzt. Er hält die Fäden in der Hand. Das entbindet uns nicht von unserer Verantwortung als Staatsbürger, uns am politischen Prozess zu beteiligen. Es ist keine billige Ausrede, die wir vorschieben könnten, um unsere soziale und politische Verantwortung von uns zu schieben.

 

Wer diese Sicht sein eigen nennt, braucht bei allen Sorgen und Befürchtungen, die es im Blick auf die Zukunft unserer Gesellschaft gibt, keine Angst zu haben! Ich wiederhole: Gott sitzt im Regiment! Lange Jahre habe ich vor der naiven Einwanderungspolitik und der Islamisierung Europas gewarnt. Ein Mitglied des Bundestages hat mich gefragt, wie ich mir das so vorstelle, ob man alle Muslime wieder in ihre Heimat zurückschicken solle… Ich kann keinen politischen Willen erkennen, die Integration der zu uns kommenden Menschen wirklich voranzutreiben. Dazu müsste eine Konfrontation der Ideologien stattfinden und in ideeller Auseinandersetzung Überzeugungsarbeit geleistet werden. Stattdessen wird Vertrauen in einen toleranten Pluralismus gesetzt, der unterschiedliche Lebensauffassungen, Wertekanons und Weltbilder aushalten soll. Die Inkompatibilität von säkularem, westlichem Denken und dem islamischen Weltbild wird entweder nicht erkannt oder geleugnet. Die Politik setzt ihre Hoffnung darauf, dass ein säkularer Islam in Deutschland und Europa entstehen wird, auch wenn bis dato nur einzelne Muslime sich zu diesem Konzept bekannt haben. Selbst wenn dieser entstehen sollte, wird er keineswegs Akzeptanz durch alle Muslime finden.

 

Und dennoch brauchen wir als Christen keine Angst zu haben! Gott führt die Geschicke der Völker und der Welt. Was wir erleben, ist ein Schritt weiter in seiner Heilsgeschichte hin zu seinem Ziel, dass er für die Welt und seine Kirche gesetzt hat.

 

 

„Der Türke“ als Rute Gottes – Segen und Fluch

 

Martin Luther sagte in Reaktion darauf, als die Türken das erste Mal vor Wien standen: „Die Türken sind Gottes Rute und ihre Bedrohung Ausdruck des Zornes Gottes.“ Nun ist aber Gericht auch immer Gnade, wo es auf Einsicht trifft und die Herzen auf Gott richten kann. Wie schon angedeutet, glaube ich, dass diese „Rute Gottes“ uns zum Segen werden kann. Auch jetzt scheint die Zeit reif zu sein für den besonderen Einbruch des Ewigen in unsere Zeit. Es könnte eine historische Stunde in der Geschichte der Mission unter Muslimen werden. Anders als bei der angestammten deutschen Bevölkerung ist eine Offenheit für das Evangelium unter Muslimen da. Werden wir die Muslime unter uns als Chance und Geschenk Gottes begreifen oder sie nur als Bedrohung wahrnehmen? Das Gericht über das ehemals christliche Abendland[2] ist in vollem Gange. Wird uns das zum Segen oder zum Fluch gereichen?

 

 

Warum lässt Gott das zu?

Im nächsten Jahr feiern wir 500 Jahre Reformationsgeschichte. Was Martin Luther 1517 lostrat und von vielen anderen Menschen betrieben wurde, hat unsere Gesellschaft und die Kirchen grundlegend verändert. Es war eine brisante Zeit, in vielem mit unserer vergleichbar. Die Entdeckung der Neuen Welt 1492 hat zu einem wirtschaftlichen Aufschwung geführt wie die technologische Revolution unserer Tage. Der Islam, vertreten durch den türkischen Sultan, machte von Osten mächtig Druck auf Europa. Es war keineswegs ausgemacht, welche Macht – Okzident oder Orient – den Sieg davontragen würde. Der polnische König kam im letzten Augenblick zur Rettung Wiens und schlug die Heere des Sultans zurück.

 

Die „Türkenfrage“ hat Luther schwer beschäftigt. Er nannte den „Türken“ die „Rute Gottes“. Er warnte den dekadenten und verkommenen Westen mit seiner leb– und kraftlosen Kirche davor, dass Gott den Türken/Islam zur Strafe für die eigene Gottlosigkeit und den Abfall vom Evangelium schicke.[3] Heute, 500 Jahre nach der Reformation, bräuchten wir eine neue. Die evangelische Theologie hat de facto die vier Prinzipien der Reformation, wie Martin Luther sie verstanden hat: „allein die Schrift“, „Christus allein“, „allein durch Gnade“, „allein durch den Glauben“ -aufgegeben. Es scheint auch nicht möglich zu sein, eine neue „Reformation an Haupt und Gliedern“ von innerhalb der Kirche zu bewerkstelligen. Die Kirche wird bis dato immer reicher an Geld, aber ärmer an Zeugnis und Mitgliedern. Eine wirkliche Abhängigkeit von Christus ist nicht erkennbar. Vielleicht müssen wir das Erstarken des Islams an unseren Grenzen und in unserer Mitte als „Rute Gottes“ begreifen.

 

Es täte uns gut, gründlich darüber nachzudenken, was denn aus Gottes Sicht an unserer europäischen Kultur erhaltenswert schiene. Wir können unsere Freiheiten nicht hoch genug schätzen – allen anderen voran die „Mutter aller Freiheiten“, die Religionsfreiheit, aber wir müssen uns auch fragen, wie wir unsere Freiheiten nutzen und ob wir das verantwortungsvoll tun. Wenn das sogenannte Recht auf freie Selbstbestimmung dahin führt, dass millionenfach Kinder im Mutterleib getötet werden – vergiftet, zerschnitten, zerstückelt und abgesaugt, dass der käufliche Sex zu einer wirtschaftlichen Macht und Industrie geworden ist und den Menschenhandel und organisierte Kriminalität begünstigt, dass zur Akzeptanz von Perversionen gezwungen wird, dann ist das kein verantwortungsbewusster Umgang mit der Freiheit, die wir zu Recht schätzen. Aber seitdem Gott bei uns keine Instanz mehr ist, vor dem man Rechenschaft ablegen muss, fehlt die normgebende Instanz. Letztendlich wird der Westen an seiner Gottlosigkeit, an seiner Dekadenz und Verkommenheit scheitern. Welche moralische Kraft hat der Westen dem Islam entgegen zu setzen?

 

Segen und Fluch der Muslime bei uns

 

Ich glaube, dass es mindestens zwei Gründe gibt, warum Gott es zulässt, dass der Islam sich immer mehr nach Europa hinein ausdehnt.

 

Erstens: Es hat einen erzieherischen Grund, dass der Islam zu uns kommt.

Gott will uns an unsere Wurzeln erinnern. Er hält uns einen Spiegel vor, was Religion ohne evangelische Freiheit bedeutet. In diesem Spiegel erkennen wir, wie ausgehöhlt und leer das christliche Zeugnis bei uns ist. Das kann durchaus ein Segen sein. Unter dem Ratsvorsitz von Bischof Huber bei den Dialoggesprächen am runden Tisch mit Vertretern des Islamverbände gab es schon ein erstes Aufwachen, was das betrifft.

 

Christus ist wieder ein Thema in der Theologie geworden. Die Kirchen haben sich angesichts des Islam auf das ihnen Ureigene zurückbesinnen müssen. Ich bin überzeugt, dass je näher unsere Theologen in Tuchfühlung mit den islamischen Überzeugungen kommen, desto klarer ihr Blick für das wird, was den christlichen Glauben ausmacht.

 

Ein weiterer Vorteil ist, dass der Glaube als solches wieder „hoffähig“ geworden ist. Muslime bekennen ihren Glauben ohne Scheu in allen Medien, auf der Straße, am Arbeitsplatz, in den Schulen. Zögerlich, aber doch erkennbar kommen Christen aus ihren Verstecken und wagen es, über Glaubensthemen in der Öffentlichkeit zu reden. Das haben wir den Muslimen zu danken.

 

Auf dem Hintergrund des Islam wurde und wird deutlich, wie beliebig, konturlos und bedeutungsleer die evangelische Theologie geworden ist. Der gescheiterte Dialog mit den Islamverbänden hat die Kirche daran erinnert, dass Christus allein der Grund und das Ziel unseres Glaubens ist. So verstanden ist die „Rute“ als Erziehungsmittel nicht Fluch, sondern Segen. Sie ist es aber nur, wenn sie als Erziehungsmittel anerkannt und akzeptiert wird. Lehnt man sich gegen sie auf, wird sie nur Fluch und Strafe. Es ist wie bei Segen und Fluch überall in Gottes Wirken: Haben wir das Einsehen und tun Buße, dann kann nur Segen daraus fließen. Verhärten wir aber unsere Herzen und lehnen uns gegen Gottes erzieherisches Handeln auf, so bleibt nur der Fluch übrig.

 

Zweitens: Gott schickt die Muslime zu uns weil wir nicht zu ihnen gegangen sind!

Wie oben schon angeführt: Uwe Siemon-Netto hat in seinem Bericht für idea vom 31.08.2015 „Völkerwanderung: Eine große Chance für die Kirche. Christen sollten sich der großen Zahl einwandernder Muslime annehmen“ die Christen und ihre Kirchen zum missionarischen Handeln aufgefordert.

 

Jesus hielt seine Jünger an, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Ist es nicht jetzt Zeit zu begreifen, dass Gottes Liebe uns zur Umkehr treibt (Rö. 2,4)? Die ganze Problematik mit unserem demographischen Wandel, mit der notwendigen Zuwanderung im großen Stil, mit der Flüchtlingsnot weltweit und den bei uns Asyl Suchenden macht uns große Not. Die daraus erwachsenden Probleme des Zusammenpralls der Kulturen und des gesellschaftlichen Friedens werden uns immer mehr beschäftigen. Flüchtlinge und Zuwanderer sind nicht das Problem an sich, sondern das völlig andere Weltbild der Muslime und der missionarische und dschihadistische Eifer mancher Muslime, die unsere Gesellschaft zuerst „islam-kompatibel“ und dann „islam-konform“ machen wollen. Dabei verbieten sie sich jedwede Form der Missionierung unter Muslimen.

Noch gilt Religionsfreiheit in Deutschland. Noch können wir ungeniert und ohne Einschränkung Zeugnis von Jesus Christus geben. Aber wenn die Zahl der Muslime einen Anteil in der Gesellschaft ausmacht, dass aus Gründen der Wahrung des sozialen Friedens ihre Forderungen nach „Schutz vor Missionsversuchen“ nicht mehr ignoriert werden wird, wird die Religionsfreiheit bei uns auch im islamischen Sinne ausgelegt werden: Niemand darf einen Muslim zum Abfall vom Islam verführen. Das ist nämlich der Grund, warum weniger als 2% aller christlichen Missionare in der islamischen Welt tätig sind. Und das, obwohl der Anteil der Muslime an der Weltbevölkerung 25% beträgt und an der nicht christlichen Weltbevölkerung sogar 50%. Der „Apostel für die islamische Welt“, Samuel Zwemer (1867–1952), hat seinerzeit schon laut darüber nachgedacht, ob die Christenheit meine, der Mission- und Taufbefehl gelte nicht im Blick auf die Muslime…

Wenn unsere Zeit diesbezüglich ein besonderes Merkmal hat, dann ist es dies: Nie zuvor in der Geschichte haben so viele Muslime inmitten einer freiheitlich geprägten, demokratischen Gesellschaft gelebt. Bei uns. Nie zuvor gab es die Chance für so viele Muslime, sich Jesus Christus zuzuwenden, ohne begründete Angst vor Repressalien – auch durch den Staat – haben zu müssen. Bei uns. Nehmen wir die Muslime bei uns nur als Bedrohung oder auch als Chance wahr?

Was für Chancen sind das?

Die Kirchen schrumpfen. Das Zeugnis der Christen wird in der Gesellschaft immer schwächer. Keiner scheint ein Rezept[4] zu haben, wie die Aktualität des Evangeliums den Menschen unserer Tage überzeugend näher gebracht werden könnte. Es scheint kein Interesse in der Bevölkerung für die Botschaft vom Kreuz zu geben. Viele Theologen werfen deshalb die Kreuzestheologie über Bord.

Muslime aber sind neugierig. Viele sind desillusioniert vom Islam. Was der IS macht, erfüllt sie mit Entsetzen. Jesus fasziniert viele Muslime. Vielen ist er auch im Traum erschienen und hat sich als den Jesus der Bibel – nicht des Koran – zu erkennen gegeben. Fangen wir doch mit dem Missionsbedarf in Deutschland bei den Menschen an, die immer mehr zu uns ins Land kommen: die Menschen muslimischen Glaubens. Kaufen wir hier die Zeit aus? Die Mission unter Muslimen in Deutschland steckt immer noch in den Kinderschuhen, obwohl die erste heute noch im Gebrauch befindliche Moschee Deutschlands schon 1928 eingeweiht wurde und seit Anfang der sechziger Jahre ein ungebrochener Strom von Muslimen als Zuwanderer und Asylanten zu uns kommt. Nach dem Ansturm vom letzten Jahr 2015 ist kein Ende in Sicht.

Ich träume von einer Kirche, die in die Offensive geht und Evangelisten ausbilden lässt und einstellt, um solche Menschen für Jesus Christus zu gewinnen. Wenn die Kirche das nicht von sich aus tut, müssen wir es selbst in die Hand nehmen! Wenn es die einzelne Gemeinde oder Gemeinschaft nicht stemmen kann, dann auf der Ebene der Gemeinschaftsbezirke oder Kirchenbezirke!

Die deutsche evangelische Allianz bietet mit ihrem Arbeitskreis Migration und Integration „AMIN“ ein Forum, in dem vielfältige Hilfen und Kontakte angeboten werden: http://www.ead.de/arbeitskreise/migration-und-integration/arbeitskreis-migration-und-integration.html, der zur Gründung von lokalen AMIN-Gruppen auf Allianzbasis anregt.

 

Die schweizer evangelische Allianz bietet auch gute Hilfen an: http://www.flüchtlingen-helfen.ch.

Die Liebenzeller und Süddeutschen gehen mit gutem Beispiel voran mit Projekten in und um Stuttgart und Heilbronn, aber das ist noch ein Tropfen auf dem heißen Stein! Fordern Sie doch Hilfe von den genannten Stellen oder der Ausländerseelsorge oder dem Orientdienst an! Ich träume davon, dass Gemeinden und Gemeinschaften einen Missionar für ihr Gebiet anfordern mit der Zusage der Kostenübernahme und der Unterstützung – auch durch ehrenamtliche Mitarbeiter… Das soll kein Ersatz für den eigenen missionarischen Auftrag sein, im Gegenteil! Es könnte helfen, dass Gemeindeglieder sich in diese wichtige Arbeit mit einbinden lassen.

Mit der Gründung von EIMI (Europäisches Institut für Migration und Integration) an der AWM (Akademie für Weltmission) in Korntal haben wir eine wichtige Ressource für diesen Auftrag bekommen: https://www.awm-korntal.eu/page/ueber_uns_eimi.html.

Wie wäre es, wenn wir auf die sonst für so beklemmend wahrgenommene Situation der Islamisierung Europas nicht mit Angst reagierten, sondern sie als Chance und als Geschenk Gottes sehen würden? Warum das nicht als von Gott gestellte Aufgabe sehen? Alles Gut-Reden hilft nichts. Wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen. Der Einfluss, den der Islam als Religion in Europa hat, steigt stetig, und wir sind erst am Anfang dieser Entwicklung. Die Politik kann dies leugnen, so viel sie will, die Bürger nehmen es wahr, weil es sich nicht verbergen lässt. Die Politik muss es aus eigener Sicht leugnen, weil sie keine Möglichkeit sieht, etwas daran zu ändern. Wir aber dürfen mit Gott und seiner Macht rechnen! Wir haben eine ganz andere Perspektive auf die Situation! Die Zeichen der Zeit 2016 in der Bundesrepublik Deutschland weisen uns auf die wichtige Aufgabe, die wir in der Mission vor unserer eigenen Haustür haben. Ich bin überzeugt, dass das Zeitfenster, das wir für die Missionsarbeit unter Muslimen hier in Europa haben, sehr knapp bemessen ist. Schon in wenigen Jahren rechne ich mit Klagen der islamischen Verbände gegen Missionsarbeit unter Muslimen. Ob wir noch zehn Jahre haben? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir die Zeit auskaufen müssen, und darum halten wir das Thema Islam in regelmäßigen Lehrveranstaltungen bei uns im Tübinger Albrecht-Bengel-Haus unter unseren Studierenden und Freunden wach.

Lasst uns hoffen und beten, dass der Bekennermut der Christen weiter zunimmt! Letztlich ist die starke islamische Präsenz bei uns im ehemals christlichen Abendland ein Weckruf, uns auf unsere Wurzeln zu besinnen und die Gelegenheit zu ergreifen, den Muslimen die frohe Botschaft von Jesus Christus darzulegen und nahe zu bringen. Hier in Europa können wir (noch) frei unseren Glauben bekennen und bezeugen – auch Muslimen gegenüber. Hier können Muslime sich bekehren und zu Jesus Christus als Herrn und Retter bekennen, wie Thomas es seinerzeit tat: „Mein Herr und mein Gott!“ – ohne dass sie von offizieller Seite dafür bedroht oder belangt werden können. Ich glaube, dass dies eine historische Chance ist, eine Chance die nicht verstreichen darf. Es ist das Gebot der Stunde, es ist die einmalige Gelegenheit unserer Zeit. Ich glaube, dass jetzt ein Kairos da ist. Nie zuvor haben so viele Menschen in der arabischen Welt Interesse am Evangelium gezeigt. Große Scharen kommen zum Glauben an Jesus Christus durch Internet, Radio und Satellitenfernsehen. Es könnte dazu kommen, dass solche Menschen zu Missionaren für ihr eigenes Volk werden. Die strenggläubigen Muslime haben davor solche Angst, dass sie den deutschen YouTube-Kanal des Senders Al-Hayat haben sperren lassen[5]. Die Zeit ist reif wie nie zuvor für vom Islam enttäuschte Menschen, zum Glauben an Jesus Christus zu finden. Hier heißt es Carpe Diem! Gerade auch bei uns in Deutschland und Europa. Ergreife den Tag! Ich kann mir das nicht anders vorstellen, als dass, wenn wir diese historische Chance verstreichen lassen, die Gnadenzeit zu verlorener Zeit und die Chance zum Verhängnis für uns wird.

Bei allem gilt es in erster Linie auf Gottes Verheißungen zu schauen! Gottes Verheißungen gelten für sein Volk und für sein Reich. Wie viele Verheißungen hat er uns doch gegeben! Ich glaube fest daran, dass die Prophezeiung Gottes an das darniederliegende Volk Jerusalems auch uns in unserer Zeit gehört: Jer. 29,11: Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet. Die Zeit zielt auf das Ende, sein Ziel, das Ziel des Weges Gottes mit dieser Welt. Gott sitzt im Regiment. Er bringt die Muslime zu uns. Lasst sie uns zu seinem Ziel bringen, so viele sich einladen lassen!

[1] Wörtlich: „Als der Höchste den Nationen das Erbe austeilte, als er die Menschenkinder [voneinander] schied, da legte er fest die Grenzen der Völker nach der Zahl der (MT Söhne Israel / LXX „Engel Gottes“). Qumran deutet darauf, dass LXX originär sein könnte. Hier wird das, was in Dan 10:13, 20–21; 12:1 zum Ausdruck gebracht wird, dass jedes Land seinen eigenen regierenden Engel hat, vorweggenommen. Vgl. Christensen, D. L. (2002). Deuteronomy 21:10–34:12 (Bd. 6B, S. 796). Dallas: Word, Incorporated.

[2] Der niederländische Missionswissenschaftler Hoekendijk hat schon 1964 darauf hingewiesen, dass wir in einer „nach-christlichen“ Gesellschaft leben. Es sind Überbleibsel der christlich geprägten Kultur, aber unsere säkularisierte Kultur ist vom eigenen Selbstverständnis her keine christliche Kultur mehr. Appelle an die Mitmenschlichkeit finden noch durchaus Resonanz, aber nicht um Christi willen.

[3] Die radikal islamistischen Attentäter von Paris verstanden ihre Rolle bei ihren perfiden Anschlägen in just diesem Sinne. Es gibt nichts, was ihre Tat rechtfertigen könnte. Ihre Opfer suchten sie im Vergnügungsviertel der Stadt. Ihren Hass und das „Gericht Allahs“ teilten sie an die Nachtschwärmer aus. Die tiefe Verachtung, die konservative Muslime für den Lebenswandel der Menschen im Westen empfinden, wurde hier in grausamster Weise zum Ausdruck gebracht.

[4] Wenn es ein Rezept gibt, dann wird es garantiert damit beginnen, dass unser Lebensstil als Christen sich von anderen erkennbar unterscheidet. Es muss erkennbar werden, dass wir von der Vergebung Jesu leben und so zu einem neuen Leben befreit sind. Wenn euch der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei (Joh. 8,36). Um es mit dem geistigen Vater der meisten heutigen Agnostiker und Atheisten Friedrich Nietzsche zu sagen: Wenn an der Erlösung etwas dran ist, müssen wir für unsere Mitmenschen erlöster wirken. Nur so könnten wir die zurückgewinnen, die sich vom christlichen Glauben verabschiedet haben. Die Kraft Gottes im neuen Leben durch seinen Geist muss doch spürbar werden! Paulus schreibt in 1. Kor 1,18: Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft. Lasst uns um diese Gotteskraft für unsere Aufgabe im Bezeugen von Jesus Christus vor den Menschen unserer Zeit beten.

[5] Er konnte inzwischen wieder online gehen.

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