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Mission an eine nach-christliche Religion

 

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Der Muslim als gottesfürchtige Mensch

Der Islam als nachchristliche Religion

Der Islam als antichristliche Religion

Überlegenheitsgefühle

Minderwertigkeitsgefühle

Das islamische Weltbild

Das christliche Weltbild

Das islamische Menschenbild

Das christliche Menschenbild

 

 

  1. Einleitung

 

Gewöhnlich geht man von Matthäus 28,18-20 als Grundlage der Mission aus. Diese Sicht hat den Missionsgedanken und auch die frühe Missionswissenschaft sowohl auf katholischer Seite seit der Entstehung der verfassten Kirche als auch bis hin zu den Anfängen der modernen Missionsarbeit vom 18. Jahrhundert an bestimmt. Mission wurde begriffen als Mission der Kirche, als Aufgabe der Kirche Jesu Christi, die sich als Christus prolongatus versteht, damit er sich durch seine Kirche in der ganzen Welt ausbreite. “Machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes tauft und sie alles zu halten lehrt”, galt und gilt als Auftrag der Kirche sowohl zum Selbsterhalt (Missionarische Gemeinde in Deutschland) als auch zur Ausbreitung der Kirche und des Reiches Gottes in der ganzen Welt (klassische Missionsbewegungen).

 

 

Wie diese Mission auszusehen hat, wurde uns (bzw. den Aposteln) von Jesus ebensowenig erklärt, wie Kirche auszusehen hat. Bis zum Zeitalter der Moderne und dem Aufkommen des Individualismus hat man wenig darüber reflektiert. Die Form des Glaubens/ des kirchlichen Lebens wurde genauso übernommen wie dessen Inhalt. Das gilt sowohl für die altkirchlichen Traditionen, die auf Synagogen- bzw. Tempeldienst aufgebaut haben, wie in der modernen Mission, wo bestehende, europäische Strukturen selbstverständlich tradiert wurden. Erst mit der Unabhängigkeitsbewegung in den 40er bis 60er Jahren mit dem damit einhergehenden Aufblühen des nationalen und kulturellen Selbstbewusstseins kam auch langsam die Frage nach Verträglichkeit von Evangelium und Kultur auf.[1]  Dies führte mit der Zeit zur Frage nach der Inkulturation des Evangeliums in die jeweilige Kultur. Gleichzeitig entwickelte sich eine neue Sicht von Mission. Die jüngere Missionswissenschaft, beginnend mit den 50er Jahren, entdeckte den Missionsgedanken auch vor dem Missionsbefehl sowohl im Neuen wie auch im Alten Testament. So etwa Markus 3,14 “und er setzte Zwölf ein, die er auch Apostel nannte, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete zu predigen”. Aber auch im Alten Testament wird der “Gesandte”-Gedanke im prophetischen Handeln, ja in Gottes Heilsgeschichte überhaupt, entdeckt. So wurde ab der 50er Jahre vielfach von der “Missio Dei”[2] gesprochen, nämlich von der Mission Gottes in dieser Welt, die größer ist, als die Mission der Kirche Jesu Christi. Dieser Gedanke wiederum öffnete anderen Interpretationen Tor und Tür, bis dahin, dass im Zweiten Vatikanum und verschiedenen neueren Lehramtlichen Aussagen der katholischen Kirche vom “Wirken Gottes in anderen Religionen” gesprochen werden kann. Dass dieser Gedanke sich nicht auf die katholische Kirche beschränkt, dürfte bekannt sein, aber dennoch ist das evangelische Missionsver-ständnis schon von der Ekklesiologie anders gelagert. Dies bestimmt auch die unterschiedliche Anwendung des missio dei Konzepts. Ohne inhaltlich hier darauf eingehen zu können, wäre es doch durchaus interessant, eine missionswissenschaftliche Untersuchung der Zusammenhänge des barth’schen Ansatzes (“Gottes Sein ist im Werden”) sowie der daraus weitergeführten These Jüngels (“Gottes Sein ist im Kommen”) und der “missio dei”-theologie anzustellen. Ich stelle die These in den Raum, dass es ohne diesen Hintergrund nicht zum Epochenreferat zu Mission und Evangelisation von Eberhard Jüngel auf der EKD-Synode 1999[3] gekommen wäre.

 

Haben wir auf der einen Seite im Bereich der katholischen Missiologie die Vorstellung von der Mission der Kirche im öffentlichen wie im “geheimnisvollen” Bereich, so haben wir auf protestantischer Seite so gut wie durch die Bank eine auf pietistische Anliegen und Vorstellung zurück gehende Missiologie. Das liegt – wie schon angedeutet – an der unterschiedlichen Ekklesiologie der römisch-katholischen Kirche und der protestantischen Kirchen. Ist die katholische Kirche eine Kirche, die per definitionem kat ‘hole, eine Kirche, die Anspruch auf Universalität und eine Stellung der Vormacht erhebt, so haben wir auf der protestantischen Seite ein eher partikuläres ekklesiologisches Verständnis der Kirche, die sich nach politischen oder theologischen Grenzen definiert.

 

Eine gewisse Ausnahme bildet die anglikanische Kirche, die sich als rechtmäßige Nachfolgerin der römisch-katholische Kirche versteht im Bereich des Vereinigten Königreichs und seiner Dependenzen. Darum gibt es innerhalb der anglikanischen Missionsarbeit zwei Flügel. Der eine Flügel, vertreten etwa durch die “USPG” (United Society for the Propagation of the Gospel), auf der anderen Seite die “CMS” (Church Mission Society). Die USPG vertritt eher das Anliegen der katholisch gesinnten Anglikaner, die CMS eher das pietistisch-evangelikale Anliegen der Low Church. Da in der Zeit des Kolonialismus weite Teile Afrikas und Asiens unter britischer Herrschaft waren, spielt dieser Unterschied missionstheologisch und missionsgeschichtlich eine bedeutende Rolle.

 

 

Um zurückzukommen auf die ekklesiologischen Unterschiede, lassen Sie mich diese Thematik auf die Situation der Mission in der islamischen Welt übertragen: Während es von katholischer Seite her das Hauptanliegen ist, die Präsenz der römisch-katholischen Kirche zu wahren (als Beispiel sei genannt das Erzbistum Algier, das unter der Kolonialmacht Frankreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder mit einem Erzbischof versehen wurde und bis heute Erzbischof und Diözesanbischöfe hat, obwohl die Zahl der katholischen Christen im ganzen Erzbistum weniger als 3000 sind). Nebenbei bemerkt: Der Erzbischof von Algier, Henry Teissier, ist mit einem Kommentar Ende Februar 2008 negativ aufgefallen, indem er  evangelikal ausgerichtete Christen dafür kritisierte, dass sie ihren christlichen Glauben unter Muslimen bezeugen. Dies würde für die katholische Kirche erhebliche Schwierigkeiten mit den Behörden verursachen, obwohl sie immer wieder beteuerten, dass es ihnen (den Katholiken) nicht um die Konvertierung von Muslimen bei ihrer Arbeit gehe. Hier will die römisch-katholische Kirche alte Ansprüche auf nordafrikanisches Territorium aufrechterhalten, indem die Kirche offiziell als Institution dort weiter existiert.

 

Auf der anderen Seite haben wir junge, dynamische, wachsende Gemeinden (hauptsächlich von Berbern), die nicht nur ihre alten Wurzeln im christlichen Glauben wiederentdecken, sondern zu einem neuen Glauben an Jesus Christus finden. Hier geht es nicht um die Aufrechterhaltung irgendwelcher Ansprüche, schon gar nicht um Macht oder Vormachtsansprüche. Hier geht es darum, dass Menschen zu einer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus und zum Vater Jesu Christi kommen. Erst sekundär kommt die Frage der Gemeindebildung und der Ekklesiologie auf.

 

Das bringt uns zum grundsätzlichen Problem der Mission unter Muslimen.

 

  1. II) der Islam – eine NACH-christliche Religion

 

Zwar ist die Mission innerhalb der Einflusssphäre von allen sogenannten Hochreligionen ein mühsames und hoch sensibles Unterfangen, insbesondere auch der Inkulturation in diese Bereiche, aber weder im Bereich des Buddhismus, noch des Hinduismus noch des japanischen synkretistischen Systems ist die grundsätzliche Verschlossenheit dem Evangelium gegenüber von so tiefgründigem und anhaltendem Charakter wie es in der islamischen Welt der Fall ist.

 

 

Das hat leicht eruierbare Gründe. Auf die Geschichte des Islam und der christlichen Mission unter Muslimen will ich dabei nur insoweit eingehen, wie es für das Verständnis der besonderen Situation der Kirchen und der Mission in islamischen Ländern notwendig ist.

 

 

1) Der Islam versteht sich als Vollendung und Korrektur der biblischen Offenbarung.

 

Der Islam ist nicht nur chronologisch gesehen eine nach-christliche Religion, sondern auch inhaltlich. Ich lasse einmal dahingestellt, ob die allerneueste historisch-kritische Islamforschung mit ihrer Hypothese, Muhammad als historische Gestalt erst eine Generation nach der ersten Ausbreitungswelle des Islam als Christusersatz erfunden wurde, oder ob die traditionelle Islamforschung in Anlehnung an Sunna und Ähädith (as‑Siratu ‚l‑Nabawiyya)  recht hat mit der Überlieferung, dass eine historisch fassbarer Mensch, geboren nach dem Tod seines Vaters Abdullah  im “Jahr des Elefanten” 52 vor der Hidschra.[4]

 

Nach der islamischen Tradition wurde Mohammed  in der arabischen Stadt Mekka als verarmtes Familienmitglied der Haschemiten aus dem bedeutenden vorherrschenden Stamm der Quraisch geboren.  Im Alter von sechs Jahren verlor er dann auch noch seine Mutter Amina, weswegen er zunächst von seinem Großvater Abd al‑Muttalib erzugen wurde. Nach dessen Tod kam er unter den Schutz seines Onkels Abu Talib, des jüngeren Bruders seines Vaters. Dessen Sohn (d.h. Mohammeds Vetter) Ali ibn Abi Talib heiratete später Mohammeds Tochter Fatima und wurde 4. Kalif/ 1.Imam der Schiiten).

 

 

In jungen Jahren arbeitete Mohammed als Schafhirte, später nahm er angeblich an zwei Reisen der Handelskarawanen in den Norden (Syrien) teil. Wie es eine Prophetenlegende aus dem 8. Jahrhundert haben will, soll er in diesem Zusammenhang dem Mönch Bahira begegnet sein, der “das Siegel des Prophetentums” zwischen Mohammeds Schultern gesehen und darin die Schriftzeichen des alten und neuen Testaments. Unabhängig davon, ob diese Legende einen historischen Kern hat oder nicht, der Anspruch ist deutlich: Mohammed als Prophet des alleinigen Gottes hat die Legitimation des alten wie des neuen Bundes: in ihm kommt deren beide Erfüllung. Seine Botschaft gilt ebenso Juden wie Christen.

 

Gegen 595 bot ihm seine damalige Arbeitgeberin, die 15 Jahre ältere zweifache Kaufmannswitwe Chadidscha bint Chuwailid (555?–619) aus einem angesehenen kureischitischen Geschlecht die Heirat an. Mit ihrer Hilfe erlangte Mohammed seine finanzielle Unabhängigkeit und soziale Sicherheit. Es erfolgte eine Wende in seinem Leben. Seine Frau war die erste Person, die an Mohammeds Botschaft glaubte und gilt deshalb als die erste Muslima. Aus ihrer Ehe gingen vier Töchter hervor, wovon allein die jüngste, Fatima das Erwachsenenalter erreichte. Von ihr stammen alle Nachfahren Mohammeds ab. Neben Chadidscha waren Ali ibn Abi Talib und Abu Bakr, der erste Kalif nach Mohammeds Tod, die ersten Muslime.

 

Mohammed pflegte alljährlich einen Monat auf dem Berg Hira‘ in der Nähe von Mekka zu verbringen, um dort Buße zu tun. Zirka 610 n.Chr. – Mohammed war zu diesem Zeitpunkt etwa 40 Jahre alt – soll ihm der Erzengel Gabriel (arabisch „Dschibril“) erschienen sein. Das erste Offenbarungserlebnis, in Sure 93 des Koran wiedergegeben, stellt die Anfänge der Offenbarungen und damit den Anfang von Mohammeds Prophetie dar. Es war ein Traum, in dem Mohammed zur Rezitation eines geschriebenen – nach anderer Überlieferung vom Engel gesprochenen – Textes aufgefordert wurde. Von diesem Vorgang her leitet sich der Begriff “Koran” (Rezitation) ab. Die islamische Mohammedtradition sieht es bisweilen als “großes Wunder”, dass Mohammed, der Analphabet gewesen sein soll – was von anderen aber heftig bestritten wird – ein solches literarische Werk hätte nur mündlich zu Wege bringen können (nach schiitischer Tradition war es Ali, der alles nach Diktat des Propheten alle Suren aufschrieb.)

 

 

Zunächst während seiner Fastenzeiten, später auch in mehr prosaischen Zusammenhängen, wurden Stück für Stück die Ayyat und Suren des Korans durch Dschibril Mohammed zur “Rezitation”übermittelt. Das ist insofern wichtig, weil nach islamischer Vorstellung der Koran im Himmel höchst persönlich von Allah in arabischer Sprache in Ewigkeit niedergeschrieben wurde, in der “Nacht der Macht” (laylat-al-qudrat) der Engelwelt überlassen, die Dschibril wiederum damit beauftragt hat, den Inhalt durch Mohammed den Menschen zu übermitteln.

 

Schon im Koran gibt es sowohl die Vereinnahmung biblischer Inhalte für den Islam[5] sowie inhaltliche “Korrektur”: Tod und Auferstehung Jesu seien nicht geschehen, und es werden  Elemente aus gnostischen Quellen/Evangelien, z.B. aus dem Thomasevangelium, hinzugefügt, so z.B. Kindheitswunder Jesu. Später kommen in der islamischen Polemik “Formfehler” hinzu: am bedeutendsten durch einen gewollten “Ittazismus” (wie im Falle Kamilon-Kamelon), wodurch Fälscher des neutestamentlichen Textes aus “paraklitos”, “der Gehuldigte” oder “Gepriesene” – also muhammad – “parakletos”, “der Beistand” wurde. Nach islamischem Verständnis wurde nie der heilige Geist von Jesus als Tröster oder Beistand versprochen, sondern eben Mohammed. Das mittelalterliche Pseudoepigraph, das “Barnabasevangelium” wird gern als Beleg zitiert.

 

Ich halte fest: der Islam tritt mit einem erklärten Anspruch auf den Plan, nämlich die abschließende Stufe der (biblischen!) Offenbarung zu sein. Damit ist die biblische Offenbarung de facto überholt und nur vom Koran her zu deuten oder interpretieren.

 

 

Dieser Anspruch wird bestätigt und erhärtet von der islamischen Gottesgelehrsamkeit der folgenden Jahrhunderte bis heute. Besonders beschwerlich für die Missionsarbeit, für das christliche Zeugnis ist, dass Muslime eine starke Hybris anderen “Offenbarungsstufen” gegenüber. Es gibt überall in der islamischen Welt eine geradezu schizophrene Einstellung zum Christentum und Judentum. In der Theorie sei der Islam überlegen, besser, vollkommen, aber in der Praxis würden die Juden die Welt kontrollieren und die Christen/Kreuzzügler – das sind die Länder des Westens, allen anderen voran die Amerikaner mit ihrer industriellen und technologischen Vormacht eine permanente Demütigung für die Welt des Islam. Der Hass auf den “christlichen Westen” hat also unterschiedliche Gründe. Ob es ohne Kolonialgeschichte zu einem wiedererwachen islamistischer Tendenzen gekommen wäre, wage ich zu bezweifeln. Die junge, gebildete Schicht der Muslime ist besonders anfällig für extremistisches Gedankengut. Eine tiefe Kränkung, die als Demütigung durch den Westen empfunden wird, schürt den Hass. Aber auch einfache Menschen in islamischen Ländern sind von dieser schizophrenen Haltung betroffen: Ich denke an die Männer im pakistanischen Basar, die die Engländer beschuldigen, sie “Abhängig vom Teetrinken” gemacht zu haben – damit sie sie so finanziell “aussaugen” konnten…

Muslime sind, was Evangelium und christlicher Glaube betrifft, durchaus voreingenommen und halten den Islam für die überlegene Religion und den vollkommeneren Lebensentwurf. Dazu sind sie gründlich desinformiert – z.B. was die Trinität betrifft.[6]

 

  1. Der Islam hat seit seiner Gründung in der Hidschra das Christentum bekämpft.

 

Mohammed hat ursprünglich an die Einverleibung der Juden und Christen in den Islam geglaubt. Erst nach der Hidschra und den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den jüdischen Stämmen in und um Medina ändert sich der anfangs wohlwollende Ton ihnen gegenüber. Das Ziel der Vereinigung wurde im Laufe der Koran-“offenbarung” auf die Wiederkunft Christi als Messias der Muslime (!) Verschoben.

Das Gebrochene Verhältnis zum Judentum und Christentum hat historische Wurzel – hält aber heute noch an. Dass die Armeen der Muslime weite christliche Gebiete haben erobern können ist die eine Seite. Dass sie an christlichen Heeren in Europa aber auch wiederholt gescheitert sind ist die andere. Seit Hunderten von Jahren stecken die Heere der Muslime Niederlagen gegen die der Christen ein. Der größte Held der Militärgeschichte ist heute noch Saladin.[7]

 

Wir Mitteleuropäer haben im Vergleich zu den Südeuropäern und Orientalen kaum einen Bezug zur Geschichte. Wir leben im Hier-und-Jetzt. Junge Iraner – oder meinetwegen Makedonier – identifizieren sich mit und definieren sich heute noch von Dareios und Alexander dem Großen her.

 

Für Muslime ist es heute noch ein Grund zum Hass gegen die Juden allgemein, dass zwei jüdische Stämme im Krieg um Medina die Lager gewechselt haben. Auch die Christen, die Mohammeds Abkehr vom Heidentum ursprünglich begrüßten, haben sich später von ihm distanziert, als klar wurde, was er mit seiner Religion eigentlich wollte.

 

Während der ersten mekkanischen Phase vor der Gründung der islamischen Gesellschaft in Medina sind zwei Ereignisse von besonderer Bedeutung: die nächtliche Himmelfahrt des Propheten (al‑mi‘radsch)  und die “Reise nach Jerusalem” (al‑isra‘).  Während erstere den Stand Mohammeds Jesus gegenüber bestätigen soll, lässt zweites unmissverständlich erkennen, was die Rangordnung unter den Propheten ist! Das gilt unabhängig davon, dass die kritische Islamwissenschaft beide Ereignisse als ein und dasselbe ansehen – der Fußabdruck auf dem Stein inmitten des Felsendoms sei der Ort, von dem Mohammed in den Himmel gefahren sei, die Himmelfahrt des Propheten gehöre ursprünglich nicht zu den Mekkanischen Traditionen.

 

Vom noch geschleiften Jerusalemer Tempelberg, auf dem später der Felsendom im Auftrag von christlichen Bauleuten errichtet wurde, soll wie gesagt, Mohammed in den Himmel aufgefahren sein. Nun aber der Clou: zuvor habe er dort ein Gebet nach islamischem Muster mit allen biblischen Propheten einschließlich Jesus geleitet. Nach kurzer Begegnung mit Gott soll sich Mohammed anschließend zusammen mit dem Erzengel Gabriel zurück nach Mekka begeben haben.

 

 

Die Zeit reicht nicht, hier auf die satanischen Verse einzugehen, die in diese Phase gehören. Es genüge der Hinweis, dass die heftigen Reaktionen der islamischen Welt zu diesem Thema nicht unbegründet sind! Es ist wohl der wundeste Punkt in der islamischen Tradition, der die Offenbarung auch grundsätzlich in Frage stellt. Aus christlicher Sicht ist natürlich die Frage, inwiefern Mohammed tatsächlich vom Teufel düpiert wurde!

 

Mit der Hidschra, dem Verlassen Mekkas und dem Sesshaft werden in der west-arabischen Stadt Yathrib kommt die Geburtstunde des Islam. Das ist von Großer Bedeutung, denn den Glauben an Allah als alleinigen Gott und Mohammed als seinen Propheten gab es zu diesem Zeitpunkt schon zirka ein Duzend Jahre. Aber erst hier in Yathrib gewann der Islam auch politische Macht und wurde zu einer gesellschaftlichen Größe. Das ist das Entscheidende an der Hidschra.

 

 

Mit der Übernahme des Islam als Normgebend für das gesellschaftliche Zusammenleben geschieht die Geburtstunde des Islam – nicht der Glaube ist entscheidend, sondern dass dieser politisch-gesellschaftliche Gestalt gewinnt!  Yathrib heißt nunmehr für die Muslime “Medinat-an Nabi” – “Ort, bzw. Stadt des Propheten”.  Die Stadt hat zum Zeitpunkt der Ankunft Mohammeds auch Bewohner, die schon vor der Hidschra Muslime geworden waren. Die medinensischen Anhänger nannte man die „Helfer“/„Unterstützer“ (al‑Ansar). Hinzu kamen die mekkanischen Anhänger Mohammeds, die „Auswanderer“ (Muhadschirun), die ihm gefolgt waren.

 

 

Dies ist der alles entscheidende Punkt in der Entstehung des Islam. Darum beginnt der islamische Kalender mit der Hidschra. Selbst die Suren des Koran werden in “mekkanische” und “medinensische” unterteilt. Mekkanische Suren unterscheiden sich von medinensischen Suren vor allem durch ihren Umfang (alle langen Suren stammen aus Medina) sowie durch ihren Inhalt bzw. ihre Qualität und ihren Ton.  Waren die mekkanischen Suren eher mit Glaubensinhalten beschäftigt, und waren sie durchweg positiv gestimmt den Juden und Christen gegenüber, so sind die in Medina “rezitierten” Suren mehr praktischer Art und auf die veränderte politische Situation ausgerichtet.

 

Fazit: Wir haben gesehen, dass die hervorgehobene Stellung Jesu als Prophet im Islam keine Brücke zu den Muslimen baut, sondern uns tiefgründig trennt. Einen Muslim für Jesus gewinnen heißt im tiefsten Grunde einen Gegner Jesu für ihn gewinnen!

 

 

3.) Die Identität des Muslim ist nicht nur religiös, sondern politisch-gesellschaftlich und sogar geographisch geprägt.

 

Der Islam als antichristliche Religion

Überlegenheitsgefühle

Minderwertigkeitsgefühle

Das islamische Weltbild

Das christliche Weltbild

Das islamische Menschenbild

Das christliche Menschenbild

 

Der Islam betrachtet Religion und Staat als Ganzes (din wa daula), darum schließt die Schari’a alle Lebensbereiche ein.

 

  1. A) Dar-al Islam/Dar al Harb

 

Der Islam ist eben nicht von Hause aus „nur“ Religion, sondern ein sozio‑politischer Entwurf, der zur Gründung einer Staatsmacht und einer Weltordnung im 7. und 8. Jh.. geführt hat. Das gilt in den Köpfen und Herzen der praktizierenden Muslime bis heute.  Sehen wir vom Beispiel Türkische Republik ab, die ein bewusst laizistischer und eben nicht islamischer Entwurf Mustafa Kemal Atatürks war, gibt es keine weiteren sozio‑politischen Entwürfe, die z.B. eine Trennung von „Kirche“ und Staat vorsehen. Ob Emir, Sheikh, Sultan, Khalif, Schah, Gouverneur, Präsident – die politische Macht in islamisch geprägten Ländern sieht sich nicht nur als defensor fidei – wie die Königin von England – sondern dafür verantwortlich, dass der Islam die gesellschaftlichen Strukturen definiert.  Dabei darf nicht übersehen werden, dass gerade in der Türkei die Kleriker, Hodschas etc. vom Staat angestellt sind und die Moscheen  vom Staat verwaltet werden, damit der Staat auch die Kontrolle hat.

 

Wie denkt ein Muslim über seine Religion? Im Islam gibt es eine große gelebte Vielfalt, was die Frömmigkeit betrifft. Es gibt auch konfessionsähnliche Unterschiede unter Muslime: Sunni, Schia, Ahmadiyya, Ismaili und andere mehr. Innerhalb der „Konfessionen“ bzw. „Sekten“ gibt es z.B. die “12er”, “7er” und “5er” Schiiten. Innerhalb der Sunniten „Lehrschulen“ (madhahib), die das Islamische Recht durch ihre judisprudentia (al-fiqh) z.T. unterschiedlich interpretieren,  von denen die wichtigsten die Hanfi, Maliki, Schafi’i, und Hanbali, in neuer Zeit auch Wahabi sind. Seit 1959 wird auch die Schiitische Rechtsschule der Dschaffari anerkannt.

 

Ganz entscheidend für die organisatorische Struktur des weltweiten und örtlichen Islam ist,

 

dass es keine institutionelle Bindung gibt. Das bietet gewisse Chancen, aber auch Komplikationen für die Mission. Die örtlichen Moscheen als „Gemeinden“ sind nicht Mitglieder in irgendwelchen Verbänden, die mit Kirchengemeinschaften zu vergleichen wären. Oftmals sind die Moscheen Privatbesitz eines Individuums oder einer Familie. Es gibt keine allgemein anerkannte Lehrinstanz. Der höchste Gelehrte der Al‑Azhar‑Universität genießt zwar den Respekt der Sunniten, kann aber keine rechtsverbindliche „Fatwas“ aussprechen. Solche „Rechstsprüche“ oder „Lehrmeinungen“ werden von den Gläubigen beachtet oder auch nicht. Letzten Endes kommt alles auf die Staatsmacht an, denn das islamische Weltbild ist (bisher) unzertrennlich mit dem politischen Gefüge verquickt, deutlich etwa am Wahhabitismus Saudi-Arabiens zu sehen. Die einzige allgemein anerkannte Autorität ist die des politischen Herrschers und sein Diktat. Es gibt sehr wohl Muslime, denen die Politik und die Religion vollkommen egal ist ‑ sie wollen ihr Leben leben wie jeder andere auch, aber was haben diese entgegenzusetzen, wenn Fundamentalisten oder gar Extremisten ihren Anspruch stellen, den „reinen Islam“ nach mittelalterlichem Herrschaftsmuster einzuführen? Wir sehen das hier in Deutschland an den salafitischen Moscheen, dem “Kalif von Köln” (der endlich ausgewiesen werden konnte), der Milli Görüs und anderen mehr.

 

  1. B) Das Islamische Weltbild

Das islamische Weltbild teilt die Erde geopolitisch in zwei Sphären ein: „Dar‑al‑Islam“ (Haus des Islam/ Haus der Unterwerfung/ auch “Haus des Friedens”[8] propagiert) und „Dar‑al‑Harb“ (Haus des Schwertes/Haus des Krieges). Haus des Islam ist jedes Gebiet, über das ein islamischer Herrscher herrscht, bzw. in dem es eine islamische Mehrheit gibt, die in der Lage ist, das islamische Recht für sich einzufordern ist. Die übrige Welt stellt das “Haus des Krieges” dar. In diesem Teil der Welt gilt es den Islam einzuführen und das Haus des Islam zu etablieren. Manche moderne Denker im Islam haben so etwas wie ein „Haus des Vertrages“ vorgeschlagen, dies ist jedoch nicht realisiert worden und auch nicht im offiziellen Islam als Option anerkannt. Es ist auch müßig als Modell zu verfolgen, da nach den geltenden Rechtsgrundlagen des Islam “Verträge” mit “Ungläubigen” spätestens nach 10 Jahren überprüft und nach Möglichkeit aufgekündigt werden müssen.

 

Im Haus des Islam herrscht der Islam. Das ist der Grund, warum überall in der islamischen Welt wo es islamische Herrscher oder Mehrheiten in der Bevölkerung gibt, nach Einführung der Scharia lautstark von fundamentalistischer Seite gerufen wird – und das mit zunehmendem Erfolg. Von Nordnigeria im Westen über Saudi Arabien, den Iran, Afghanistan und sogar Nordwestpakistan bis hin zu Aceh und Brunei.im Osten ist das verwirklicht worden.

 

Im Haus des Islam haben Muslime einen besonderen Status und sind durch das islamische Recht geschützt. Juden und Christen werden als „Volk des Buches“ toleriert, aber in einem untergeordneten Status als „Dhimmi“, das heißt so viel wie Schützlinge / Abhängige / Pfronpflichtige“ ähnlich dem Feudalsystem.

 

Der Herrscher bzw. der Staat bestimmt seine Gesprächspartner aus der Mitte der „Dhimmi“ und regelt deren Angelegenheiten mit diesen direkt. Sie haben keine eigene Vertretungsmöglichkeit. Der islamische Staat kann Schutz gewähren oder  Entziehen. Die „Dhimmis“ sind bestenfalls „Bürger zweiter Klasse“. Angehörige anderer Religionen (Kafirun) können gezwungen werden, zum Islam über zu treten.

 

Inzwischen ist es ebenfalls so, dass heute an der Ausdehnungsgrenze des Islam, wo er Vorstöße geographischer und politischer Art macht, um weitere Gebiete für den Islam zu gewinnen, die härtesten Auseinandersetzungen und die geringste Offenheit für die Mission herrscht. Von Nigeria im Westen bis Indonesien im Osten, vom Kosovo im Norden bis Kenia im Süden, überall an den Grenzen der mehrheitlich islamischen Gebiete gibt es Konflikte.

 

Das sind die bedauerlichen Vorzeichen, unter denen Mission in islamischen Ländern getan werden muss.  Dies wird jedem Missionar, der unter Muslimen arbeitet  – vor allem in der nicht islamischen Welt – vorsichtig werden und “Bekehrungen” mehrfach und sorgfältig überprüfen lassen, es wird aber auch die Frage der Inkulturation in einem mehr als zwielichtigen Licht erscheinen lassen…

 

Hinzu kommt ein grundlegender Unterschied in der Denkweise. Ich möchte das “vor-modernes” oder mittelalterliches Denken nennen.

 

  1. C) Mittelalterliches Denken

 

Weder Reformation noch Aufklärung haben in der islamischen Welt Schule gemacht – mit Ausnahme von Teilen der Bildungselite, die in Oxford, Cambridge, Harvard, MIT, Stanford usw. studiert haben. Das bedeutet, dass auch die positiven Auswirkungen des Individualismus in Entscheidungsfreiheit, Selbstbewusstsein, Zivicourage und Verantwortung des Einzelnen sich und nicht nur der Gemeinschaft gegenüber – das alles nicht in dem Maße ausgeprägt ist, wie in Ländern des Okzidents .

 

 

Weite Teile der islamischen Welt sind noch verhaftet im Stammesdenken[9]. Der Stamm (qabila) stellt den Lebensrahmen für den Muslim dar. Auch innerislamische Konflikte wie derzeit im Irak verlaufen nicht nur an “denominationellen” Grenzen entlang, sondern vor allem an Stammesgrenzen. Wir tun uns unheimlich schwer, uns in solch eine Situation hineinzudenken. Wir leben in der modernen westlichen Welt weitestgehend individuell autark. Nicht einmal die Kernfamilie ist mehr ein unerlässlicher Lebenrahmen für die meisten Bürgerinnen und Bürger. So können wir es kaum verstehen, wie das Gelingen eines Lebens in der islamischen Welt davon abhängen kann, dass Zusammenhalt und Treue innerhalb eines Stammes für einen Menschen für den Erhalt seiner Lebensgefüge entscheidend sein kann. Das macht die Konversion eines Moslem zum Christentum äußerst schwierig. Es ist heute gemeinhin bekannt, dass die Familie im islamischen Recht eine besondere Rolle bei der Ausübung der Scharia hat, insbesondere der Hadud-Vorschriften, auch die Allgemeinheit ist dafür sensibilisiert, dass die Kernfamilie eines Konvertiten analog zu dem Verhalten der Familie in den so genannten Ehrenmord-Fällen bei Abweichung von der allgemein akzeptierten ethischen Norm die Verpflichtung hat, die Strafe für Apostasie, den Abfall vom islamischen Glauben, zu vollstrecken.

 

Selbst wo es einem Moslem gelingt, seine Familie davon zu überzeugen, ihn in seinem neuen Glauben gewähren zu lassen, oder wo es einem Konvertiten gelingt, aus dem Familiengefüge auszusteigen und eine neue Existenz aufzubauen, selbst dort wird es kolossal schwer für einen Moslem, neue Beziehungen aufzubauen und ein Lebensgefüge, das funktioniert, zu schaffen.

 

 

Es wird in Kreisen von Missionaren, die in der islamischen Welt leben, manchmal bemängelt, dass Konvertiten diese Lebensgefüge bei ihnen suchen. Manchen kommt es so vor, als würde der Konvertit den Anspruch stellen: “ich habe mich dir angeschlossen im Glauben, du bist mein Bruder, meine Schwester, meine Familie, du musst auch für mich sorgen!” Missionare, die länger im islamischen Kontext gelebt haben, und für die gesellschaftlichen Gefüge sensibilisiert worden sind, wissen, dass – sofern es keine aus Konvertiten bestehende Gemeinde gibt, der Konvertit im Grunde gar keine andere Wahl hat. Dies ist auch der Grund, warum letzendlich der überwiegende Teil der Konvertiten aus dem Islam ihre Heimatländer verlassen und ein neues Leben in einem westlichen Land beginnen müssen. Oftmals hängt die Auswanderung mit direkter Gefahr für Leib und Leben zusammen. Selbst wo diese Gefahr nicht besteht, gibt es nur wenige Menschen, die die innere Kraft und die nötige Fantasie haben, ein Leben in solcher extremen gesellschaftlichen Vereinsamung aufzubauen.

 

Ein zentralasiatisches Sprichwort sagt: “Niemandes Tod ist vollzogen, solang der Stamm besteht”[10]. Die Lage in der Islamischen Welt ist ähnlich der Situation im Bereich der östlichen Orthodoxie[11]: es fand weder Reformation noch Aufklärung statt. Die autoritative Form des Islam ist mittelalterlich geblieben ‑ kann es zu einer grundlegenden Versöhnung zwischen dem Islam und der Moderne kommen? Es gab hoch‑Zeiten im Islam, die Sassaniden, Seldschuken, Mauren, Ghaznaviden, Moghulen, Ottomanen um nur einige der Großreiche zu nennen. Allerdings sind das zum Teil von Außen hereingetragene Elemente! Es gab auch einen „liberalen“ ‑ d.h. im Grunde inkonsequenten Islam in der Zeit der islamischen Übermacht im Osten[12]. Aus der Position der Stärke heraus gab es auch Milde, teils „Großmut“ Christen und Juden gegenüber. Wenn die Dominanz des Islam deutlich ist, dann kann er sich (muss aber nicht) auch von einer menschen‑ kunst‑ und wissenschaftsfreundlichen Seite zeigen. Wo er aber nicht dominiert, wird der Grund für diese „Misere“ in der eigenen Inkonsequenz gesucht und gefunden (s. die Äußerungen des Ministerpräsidenten Malaysias Mahathir Mohamad vor der Organisation islamischer Staaten im Okt.2003).

 

 

Der Fundamentalismus bricht in der Begegnung mit der Moderne auf ‑ auch und gerade mit dem Kolonialismus. Es ist das Bestreben, die Uhr zurückdrehen zu wollen[13].

Es gehört zur Ironie der Situation, dass gerade im Bereich des radikalisierten Islamismus die alten, mittelalterlichen Denkweisen und Strukturen überwunden werden. Der originäre islamische Gedanke der Umma, in der die Stämme vereint und zu einer starken Nation gemacht werden, ist zu neuem Leben erweckt. Wo der islamische Einheits- und Expansionsgedanke die Fantasien der Islamisten beflügeln, werden die engen Grenzen des Stammesdenkens überwunden. Gerade der Gedanke an einen pan-islamischen Dschihad hat eine ungeheuer stark vereinende Wirkung innerhalb der islamischen Welt. So zum Beispiel bei der Entstehung des Wahabismus und der damit einhergehenden Entstehung des saudiarabischen Königreiches.

 

 

Für die meisten Länder der islamischen Welt gilt, dass auch Christen die gesellschaftlichen Strukturen der Muslim übernehmen oder nachempfinden müssen, um ein sinnvolles Leben in dieser Gesellschaft zu ermöglichen. So ziehen sich die Grenzen zwischen Christen und Muslimen in mehrheitlich muslimischen Ländern oftmals an ethnischen Grenzen entlang. Es gibt auch christliche “Stämme”. Das ist auch der Grund dafür, dass ganze Stämme auf einmal zum christlichen Glauben übergetreten sind. So auch in Nordindien im überwiegend von Muslimen dominierten Teil des Subkontinents im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Nur wo ein Stamm geschlossen, oder zumindest zu einem großen Teil gleichzeitig den Religionswechsel vollzogen hat, konnte das Leben in einigermaßen geregelten Bahnen vorwärts gehen.

 

 

  1. Die Identität der Muslime hat “national-völkischen” Charakter

 

 

Es ist schon der Rede von der Umma gewesen. Der Begriff Umma bedeutet: Das islamische Volk in seiner Gesamtheit, und ist nicht nur etymologisch mit dem hebräischen Begriff  “ha‑am” verbunden.  Wo im Judentum ha-am das auserwählte Volk Gottes in aller Regel bezeichnet, im gewissen Sinne also wenn man will ein Heilsbegriff ist, so ist im Islam der Begriff Umma die Bezeichnung für die Gesamtheit der Menschen, die sich im Islam Allah unterworfen haben. Je nach Gebrauch bedeutet es die Summe aller Muslime oder die Summe aller islamisch regierten Länder und Gebiete.

 

Wir sahen bereits, dass die Identität eines Muslims von seiner Zugehörigkeit zu einem Stamm abhängig sein kann. Dabei darf nicht übersehen werden, dass die Stämme wiederum sich über den Islam definieren und mit dem Islam identifizieren. Ob Fulani oder Tuareg in der Sahara, ob Kureish oder Banu-Aus in Saudi Arabien, ob Oraksai oder Afridi bei den Paschtunen, die Stämme sind per definitionem muslimisch. Den Islam zu leugnen bedeutet den Stamm zu leugnen. Eine Abkehr vom Islam kommt einer Abkehr vom Stamm gleich. Das gilt auch für die islamischen Länder, in denen wegen der vor-islamischen gesellschaftlichen Struktur, in Ägypten etwa, oder durch eine nationale Bewegung, wie zum Beispiel in der Türkei, das Stammesdenken durch ein nationales bzw. nationalistisches Denken ersetzt wurde. So kommt es dazu, dass ein Staat sich durch die Konversion auch nur weniger seiner Bürger bedroht fühlen kann. Weil der Staat bzw. Die Nation sich über die Religion, über des Gesellschaftsentwurf des Islam identifiziert, gehört ein Konvertit zum Christentum nicht mehr dazu. Selbst in der laizistischen Türkei wird das so empfunden. Eine Abkehr vom Islam kommt einer “Beleidigung des Türkentums” gleich. Die Ermordung der Christen Hrant Dink und der drei Christen in Malatya in diesem Jahr sind die Folgen einer solchen Denkweise. Ein Türke hat Moslem zu sein! Die unsäglichen Schikanen gegen den ökumenischen Patriarchen, das Verbot, seinen offiziellen Titel zu führen, das Untersagen der Priesterausbildung innerhalb der Türkei und die andauernde Ablehnung, den christlichen Kirchen Rechtsstatus zu gewähren, all diese Missstände haben ihre Wurzel darin, dass die nationale Identität keinen Raum für Andersgläubige hat. Es handelt sich eben – wie vorher erläutert – um Dar al Islam – Haus des Islam. Christen kämpfen vergeblich in vielen Islamischen Ländern der Welt um Anerkennung als rechtmäßige, pflichtbewusste und treue Bürger ihres Staates. Ob Pakistani, Iraner, Türke oder Palästinenser, den Christen haftet der Geschmack des Dhimmi, des Abhängigen, des Minderwertigen, des Bürgers zweiter oder dritter Klasse an.

 

 

Das hat auch in den relativ modernen Staaten der islamischen Welt ungeheure Konsequenzen für die Mission und für das Leben der Kirche. Hatten die Palästinenser sich ursprünglich von den arabischen Fellachin dadurch unterschieden, dass sie als Nachfahren der Kreuzfahrer galten und somit auch zu einem bedeutenden Anteil christlich geprägt gewesen sind, so hat sich seit der Staatsgründung Israels und der Widerstandsbewegung der Palästinenser der Anteil der Christen unter den Palästinensern proportional zu den muslimischen Palästinensern in steigendem Maße stetig abgenommen. Inzwischen machen die Hamas keinen Hehl daraus, dass ein Palästinenser auch Muslim sein muss. Christliche Palästinenser werden systematisch als Schutzschild für die militanten Palästinenser missbraucht. So im Fall von Bet-Dschala und Bethlehem, wo radikale Palästinenser die Vororte und Zufahrtswege Jerusalems von besetzten christlichen Häusern auch beschossen haben, so auch im Gaza-Streifen, wo eine militante Gruppe den Gebäudekomplex der Baptisten besetzte, um von dort aus ihre innerpalästinensische Fehde auszufechten.

 

Die Unterdrückung des christlichen Anteils der Bevölkerung in solchen Ländern hat System und führt vielfach zu einer Mentalität der Unterdrückten. Die christlichen Stämme in Pakistan, die vorwiegend ab 1875 stammesweise zum Christentum übergetreten sind, sind schon Jahrtausende schon lange vor Ankunft der Muslime im dreizehnten, vierzehnten Jahrhundert unterdrückt gewesen. Dieser ehemals Kastenlosen im hinduistischen System wurden auch von den Muslimen verachtet als Heiden (Kafirun). Teilweise wurden sie zwangsislamisiert, wobei mindestens eine Gruppe unter dem äußeren Deckmantel des Islam ihre ursprüngliche Religion beibehielt und mit Modifikationen weiterpraktiziert.

 

 

Dies bringt uns zum Thema Inkulturation zurfück. Der enorme gesellschaftliche Druck der islamischen Mehrheit bleibt nicht ohne Auswirkung auch für das Leben der Christen in diesen Ländern. Das fängt mit der Fastenpraxis an, berührt die Essgewohnheiten, den Lebensrhythmus, die Festlichkeiten und Rituale. Wo in einem islamischen Land während des Ramadan gefastet wird,  müssen Christen nicht nur äußerste Vorsicht walten lassen, um die religiösen Empfindungen der Muslime nicht zu verletzen, und deren Zorn auf sich zu bringen, sondern dort wird auch das christliche Fasten so etwas wie Ehrensache. Man möchte ja den Muslimen in keinem Stück der Frömmigkeit nachstehen. So werden auch in manchen islamischen Ländern, wo es besondere Riten für die Toten gibt, auch solche Riten für Christen eingeführt. So gibt es etwa in Pakistan Gedenkgottesdienste für die Verstorbenen nach 40 und nach 100 Tagen. Manche Christen, beeinflusst durch die islamische Ansicht, finden schon den Gedanken an den Verzehr von Schweinefleisch für Ekel erregend. Was von westlichen Missionaren Ende der 70er, Anfang der  80er Jahre “Inkulturation” angeblich “entdeckt” wurde, geschieht in Wahrheit schon immer. Dabei verwahrt sich die islamische Gesellschaft davor, dass die Grenzen zwischen Muslimen und Christen oder Andersgläubigen verwischt werden. Als Ende des 19. , Anfang des 20. Jahrhunderts eine Kirche für einheimische Christen in der Altstadt von Peshawar unter dem Schutz der herrschenden Engländer gebaut wurde, wurde die Kirche im Stil einer indischen Moschee gebaut. Ob das nur taktische Gründe hatte, oder ob eine innere Anpassung gewollt war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Weil aber das Bauwerk wie eine werdende Moschee aussah, gab es keinerlei Aufstand in der Bevölkerung bis zur Fertigstellung. Als aber ein Passant beobachtete, dass ein Bauarbeiter ein Kreuz auf der zentralen Kuppe errichtete, hat dieser ihn kurzerhand angeschossen. Diese bleibt die einzige mir bekannte Kirche im indischen Subkontinent, die moscheehafte Züge trägt.

 

Die Umma, die “Nation” der Muslime beharrt darauf, ein klares, unterschiedliches Profil als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Religionsgemeinschaften beizubehalten. So ist es den Achmedias in Pakistan und den Aleviten in der Türkei verwehrt, ihre Gebetsstätten “Moschee” zu nennen. Die Moschee (auch Masichib) ist Merkmal des Herrschaftsanspruchs des Islam. Islamforschern ist es schon längst bekannt, dass die Moschee nicht in erster Linie religiösen, sondern gesellschaftlichen Charakter hat. Wo eine Moschee steht, herrscht die islamische Weltordnung. Darum muss die Moschee mit ihrem Minarett sich von anderen religiösen Gebäuden unterscheiden. So musste auch das monumentale Bauwerk der Hagia Sophia in Konstantinopel mit Minaretten ausgestattet werden. Nicht nur deswegen, dass der Muezzin die Gläubigen zum Gebet rufen konnte, sondern auch, um ein äußeres Zeichen der Dominanz aufzurichten. (Nebenbei bemerkt, ist es kein Wunder, dass ein deutscher evangelischer Bischof  die Pläne für die geplante Kölner Moschee für “zu triumphal” bzw. “imperial” hält.)

 

 

Christen in islamischen Ländern leben unter den beiden Vorzeichen der Dominanz und der Duldung. Sie werden von der islamischen Mehrheitsgesellschaft dominiert, sie werden bestenfalls geduldet, oftmals diskriminiert und unterdrückt. Das macht nicht gerade ein einladendes Bild von der Kirche Jesu Christi bzw. Christenheit in islamischen Ländern. In der  Tat sind die Kirchen in solchen Ländern, wo es keine ungebrochene Kontinuität in der Geschichte von vorislamischen Zeiten her gibt, in der Regel aus Rand- und Außenseitergruppierungen der Gesellschaft entstanden. Hier besteht eine direkte Parallele zur ersten Expansionsbewegung der jungen Kirche unter den Heiden: Was Tazitus als “Abschaum der Menschheit” empfunden hat, ist in einem Land wie Pakistan nicht anders. Christen werden entweder wegen ihres in den Augen der Muslime “minderwertigen” Glaubens oder auch wegen ihrer völkischen Zugehörigkeit gering geschätzt und auch verachtet.

 

 

Auf diesem Hintergrund ist es leicht zu verstehen, warum die christliche Mission in den islamischen Ländern sich so schwer tut. Selbst wo ein Mensch die Botschaft von Jesus Christus kennen und schätzen gelernt und auch diese Denkweise für sich selbst übernimmt, ist es noch ein großer Schritt, ein weiter Weg, bis er den Glaubenswechsel auch öffentlich vollzieht. Es gibt eine beträchtliche Zahl von so genannten “heimlichen Christen” in der islamischen Welt, die vielfach Beziehungen zu christlichen Missionaren unterhalten, aber weiterhin in ihren islamischen Familien und Verwandtschaftsbezügen als Muslime leben. Es gibt auch eine missiologische Debatte darüber, inwiefern man solche Menschen als Christen zählen kann. Während die meisten das Merkmal Taufe und auch das öffentliche Bekenntnis zu Jesus Christus verlangen als äußerliche Kennzeichen der Zugehörigkeit zu Jesus Christus und zu seiner Kirche gibt es andere, die meinen, es sei zu viel verlangt, dass ein Konvertit in manchen Ländern quasi sein eigenes Todesurteil unterschreibt, in dem er sich taufen lässt und öffentlich als Christ bekennt. Ein bereits verstorbener Kollege, der unter Paschtunen an der Grenze zu Afghanistan gearbeitete hat, sagte während seines zweiten Vierjahresaufenthaltes in Pakistan, er könne nur noch Kühlschränke und Klimaanlagen reparieren, einen Menschen zum Glauben an Jesus Christus zu führen, nur damit er von seinen Verwandten umgebracht würde, das könne er nicht! Wie es so oft kommt, flüchtete er sich zunächst in Akademika. In diesem Falle hatte das segensreiche Auswirkungen: Er untersuchte die Dynamik hinter den Bekehrungen aus dem Islam zum Christentum und stellte fest, dass die, die sich zu Jesus Christus vom Islam bekehrt haben, nicht nur bei vollem Bewusstsein der möglichen Konsequenzen das taten, sondern das auch gerne taten, weil die frohe Botschaft von Jesus Christus sie so ergriffen und ihr Leben so verändert hatte. “Christus, der ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn” ist ein Wort, das nicht nur zu Zeiten des Apostels Paulus Gültigkeit hatte!

 

 

An dieser Stelle möchte ich die Geschichte von dem Paschtunen Sia erzählen. Ich lernte Sia kennen Mitte der 80er Jahre, als er noch Muslim war. Als Blinder hatte er in Pakistan keine Erwerbsmöglichkeiten. Normalerweise wäre er zum Betteln verurteilt gewesen. Auf irgendeinem Wege hat ein Missionar seine Bekanntschaft gemacht und ihn gefragt, ob er eine Arbeit haben wolle als Sprachinformat für die Paschtu-Sprache bei einer Übersetzungsarbeit.  Das bot ihm eine bisher unbekannte Unabhängigkeit und es interessierte ihn auch. So arbeitete er jahrelang an einem geheimen Projekt in Peschawar zur Übersetzung des Neuen Testaments in die Paschtu-Sprache. Über seine Beschäftigung mit den Texten und der sinngetreuen Übertragung in seine Muttersprache wurde er immer mehr von der Botschaft Jesu Christi fasziniert und auch ergriffen. Er wurde gläubiger Christ und äußerte den Wunsch, sich taufen zu lassen. Als seine Taufe und der Übertritt zum Christentum und somit sein “Abfall” vom Islam bekannt wurde unter seinen Stammesangehörigen, wurde er entführt. Zuerst wurde er auf bewährte Weise windelweich geprügelt und übelst zugerichtet. Von ihm wurde verlangt, dass er dem christlichen Glauben absage und zum Islam zurückkehre. Er lehnte ab. Er sagte seinen Peinigern, sie könnten ihn noch so schlagen, seinen Jesus werde er nicht verlassen. Wo die Peitsche nicht geholfen hat, versuchten es seine Peiniger mit dem Zuckerbrot: Sie boten ihm ein Landgut an, das in seinen Besitz übertragen werden sollte, auf dem er in Ruhe und in Würde leben könne, die Felder würden von den auf dem Gut ansässigen Leibeigenen bewirtschaftet, die Tiere versorgt, die Obstbäume gepflegt und geerntet, er hätte ein paradiesisches Leben! Auch hier setze sich Siad zur Wehr. Auch wegen Wohlstand oder Reichtum werde er seinen Heiland nicht verleugnen! Wutentbrannt drohten ihm seine Entführer, die Zunge auszuschneiden, wenn er weiterhin so lästere und zum Islam nicht zurückkehre. Als Sia auch hier sich dem Druck nicht beugte, haben sie ihre Drohung wahr gemacht. Nachdem sie dem Blinden die Zunge ausgeschnitten hatten, legten sie ihm ein Blatt vor, auf dem er unterschreiben solle, dass er dem Christentum abgesagt und dem Islam wieder angenommen hat. Als er sich immer noch weigerte, brachten sie ihn um. Ja, Konvertiten aus dem islamischen Kontext wissen sehr wohl, worauf sie sich eingelassen haben!

 

Weil der Druck von Familie und Stamm, von Gesellschaft und Staat so groß ist, wird kein Mensch leichtfertig Christ in einem islamischen Land. Zwar gibt es die Fälle, wo ein junger Moslem sich in eine Christin verliebt und im Affekt den Wunsch äußert, Christ zu werden, damit er das Herz der jungen Frau auch gewinnen könne, aber die Fälle sind selten, und wenn es dazu kommt, dann ist die Konversion nie ernsthaft und schon gar nicht von Dauer. In vielen islamischen Ländern wird in so einem Fall die junge Christin schlicht entführt, von dem, der sie als Frau haben möchte, vergewaltigt, und somit fertige Tatsachen geschaffen. Das gilt gerade auch für Länder, wo es eine größere christliche Population gibt und die gesellschaftlichen Grenzen zwischen Muslimen und Christen Begegnungen zwischen den beiden Gruppierungen zulassen, wie etwa in Ägypten oder in Pakistan.

 

Wo es erfolgreiche Mission in islamischen Ländern gibt, dann betrifft diese in der Regel gesellschaftliche Randgruppierungen, die nichts oder nur wenig zu verlieren haben durch eine Konversion zum christlichen Glauben. Im indischen Subkontinent haben die ehemals Kastenlosen nicht nur ein Selbstbewusstsein gewonnen, wo sie durch die Annahme des christlichen Glaubens begriffen, dass sie Kinder Gottes sind, auch ihr rechtlicher Status in der Gesellschaft hat sich verändert. Und das betrifft nicht nur das hinduistische System, sondern ebenfalls die muslimische Gesellschaft des südasiatischen Subkontinents. Die zum Christentum Bekehrten galten nicht mehr als “Ungläubige” (Kafirun), sondern als “Volk des Buches” (Ahal al kitab). Der Islam behandelt ja Juden und Christen anders als Heiden. Als Besitzer eines Buches, das heißt als Empfänger der göttlichen Offenbarung haben sie eine gewisse Daseinsberechtigung. Wenn auch ihr Glaube nach islamischem Verständnis irregeleitet, korrumpiert ist, so sollten sie doch nicht zwangsislamisiert werden. Dass es trotzdem dazu gekommen ist im Laufe der Geschichte steht auf einem anderen Blatt und wird gleich nachher zur Sprache gebracht werden.

 

 

An dieser Stelle geht es mir darum, festzuhalten, dass der Islam als nachchristliche Religion bereits alle Sicherungen eingebaut hat, um eine Rückkehr vom Islam zum Christentum oder zum Judentum effektiv zu verhindern. In diesem Sinne ist der Islam nicht nur eine nachchristliche Religion, sie ist eine zutiefst antichristliche Religion. Sie ist eine Religion, die mit dem Anspruch, die Offenbarung des biblischen Gottes zu vollenden. Der Islam ist angetreten mit dem Anspruch, dem wahren Glauben zum Durchbruch zu verhelfen und die biblische Hoffnung auf das Reich Gottes, das bekanntlich eschatologisch gemeint ist, durch die Aufrichtung eines islamischen Weltreiches im Hier und Jetzt.

 

Ob Nordafrika, Maghreb, Maschrek, Persien (Sassanidenreich), Levante, Anatolien, Kleinasien, Bosnien, Zentral- und Südasien – weil der Islam eine nachchristliche Religion und Gesellschaftsordnung ist, hat der Islam in seinem Ausdehnungsbereich bereits mit dem Christentum abgerechnet. In seinen entscheidenden Expansionsphasen ist der Islam auf militärischem Wege zur Vorherrschaft gekommen. Zwar gab es auch viele, die aus Überzeugung Muslime geworden sind, darunter wohl das Gros der altkirchlichen Häretiker, die von der Kirche exkommuniziert und verrieben worden waren. Vieles spricht dafür, dass Mohammed das Christentum gerade in seinen häretischen und nichtorthodoxen Formen kennen gelernt hat. Häretische christliche Gruppierungen hatten den Schutz der Wüste gesucht, wie Paulus vor ihnen, damit der lange Arm der religiösen Justiz sie nicht erreiche. Viele Häretiker, etwa die, die die Gottessohnschaft Jesu leugneten, werden dem neuen “Propheten” Mohammed und seine Botschaft, seine Einstellung zu Jesus als Bestätigung gesehen und ihn gefeiert haben. Es kommt nicht von ungefähr, dass erst nach der Rezeption der ökumenischen Konzile es zur Ausbreitung des Islam kam, dass sogar ein Angriff auf Byzanz durch Muslime möglich war. Gleichzeitig mit der Ausbreitung des Islam im siebten Jahrhundert hören die innerkirchlichen dogmatischen Kämpfe auf. Der Islam wurde zum sicheren Hafen für einen Großteil der Häretiker und Schismatiker und auch inhaltlich zu deren Erbe. Auch in diesem Sinne ist der Islam eine antichristliche Religion. Sie bekämpft die zentralen Aussagen der Bibel, leugnet den dort aufgezeigten Heilsweg und ersetzt diesen mit einer Werkgerechtigkeit.

 

 

Das Hauptproblem bei der Inkulturation des Evangeliums in der Islamischen Welt ergibt sich also aus der Tatsache, dass der Islam eine NACH-christliche Religion ist, eingepfropft zwar in judeo-christliche Traditionen, aber mit einem völlig anderen “genetischen Schlüssel”. Anknüpfungspunkte gibt es “legion-weise”, leider sind die Gegenargumente schon weitgehend bei der Entstehung des Islam aus der Ratio der Abgrenzung ausformuliert worden.

 

Leider stellt sich die Frage kaum, wie die KIRCHE, bzw. Gemeinden durch eine gesunde Form der Inkulturation in der islamisch geprägten Gesellschaft einladend wirken könnte. Beispiele gibt es schon, aber die zeigen selber ihre Grenzen auf:

 

  1. a) Kawwali

In der sufisch geprägten Frömmigkeit spielen musische Elemente eine bisweilen große Rolle. Ob Derwisch-Tanz oder andere Formen des religiösen Tanzes (z.B. beim Zikr), ob Musik oder Gesang, wie in der Tradition des Kawwali zu Ehren des Propheten – diese Elemente haben alle den Hauch des Unorthodoxen an sich und werden von den Respektträgern der Orthodoxie bestenfalls geduldet.

  1. B) Gebetszeiten

 

  1. C) Kirchenbau nach Moschee-vorbild

 

Viele Elemente der islamischen praxis pietatis sind der jüdischen und oder christlichen entnommen:

Gebetszeiten vom monastischen Vorbild

Gebetshaltung mit prostratio

Bilderverbot (Bilderstreit)

Reinheitsgebote

Sitten und Moral

 

 

 

 

  1. Konsequenzen für die Missionsmethodik in der islamischen Welt

Randgruppen und Subkulturen (junge Iraner)

Minderheitgesellschaften (Algerien, Marokko, Tunesien, Europa!)

 

 

Raimundus Lullus (katalan. Ramon Llull* 1232 in Palma de Mallorca; + Anfang 1316 auf der Fahrt von Tunis nach Mallorca)

 

Samuel Zwemer

Samuel Zwemer (1867 – 1952) wurde einmal nach seinen Missionsmethoden gefragt: „Dr. Zwemer, welches ist Ihrer Ansicht nach die beste Methode, Muslime mit dem Evangelium Jesu Christi zu erreichen“ Antwort: „Meine Methoden sind dem wirklichen Leben und der tatsächlichen Praxis abgerungen. Dabei haben wir uns entschieden, niemals den Islam anzugreifen oder die Religion irgendeiner anwesenden Person madig zu machen. Sondern wir haben versucht, den Anspruch Christi positiv zu präsentieren und die Menschen liebevoll einzuladen, Christus als den Herrn ihres Lebens anzunehmen. Weist sie zu Christus, dem wahren Wort Gottes.“

 

Kenneth Cragg

Kenneth Cragg, einer der bedeutenden Väter des Christlich-Islamischen Dialogs, stellt fest: „dass es eine christliche Verpflichtung gegenüber dem Islam gibt, die unabhängig davon ist, wie Muslime darauf reagieren. Mission ist im Wesen Christi und im Wesen des Evangeliums verwurzelt und erhält seine Bedeutung durch die Haltung des Islam, der Christus nicht erkennt, wie er in Wirklichkeit ist. Da [aber] Christus ist, der er wirklich ist, muss er in aller Klarheit verkündigt werden. Da der Islam ist, was er ist, ist dieses Muss unwiderstehlich. Wo immer über die Person Christi Missverständnisse vorherrschen, steht ein durchdringendes Zeugnis auf der Tagesordnung. Wo immer die Herrlichkeit des Kreuzes verdunkelt wird, gilt es den Schleier zu entfernen. Wo immer Menschen Gott in Christus verpasst haben, muss er ihnen aufs Neue gebracht werden.“

 

 

Erzbischof Dr. Josiah Fearon aus Kaduna, Nigeria, der aus einer wirklichen Leidenssituation heraus kommt, sagte am 2. Advent 2003 in einer Predigt in Baiersbronn: „Wir haben als Christen gar keine andere Wahl, als die Muslime zu lieben und ihnen das Evangelium zu verkündigen. Wenn ihr aber diesbezüglich in Deutschland das Evangelium verschweigt an den Muslimen schuldig werdet, werden Sie euch eines Tag zum Gericht werden

 

[1]Aktuell gab es ein Erklärung nordamerikanischer Evangelikale zum Thema Evangelium und Kultur vom…

[2] Der Begriff wurde vor allem von Georg Vicedom im Umfeld der Weltmissions- konferenz von 1952 in Willingen verbreitet.

[3] Mission und Evangelisation, Prof. Dr. Eberhard Jüngel, Tagung der 9. Synode der EKD

  1. – 12. November 1999, Leipzig.

 

[4] Ob nach sunnitischer Tradition am 12. Rabi‘ al‑Awwal (571 war das der 25. April) oder nach den Schiiten am 17. Rabi‘ al‑Awwal 52 v.d.H. das wäre der 30. April 571 n.Chr. – in nichtislamischen Quellen findet man manchmal das Datum 20. April 571 – es lässt sich nur festsellen, dass das genaue Geburtsdatum unbekannt ist.

[5] u.a. Adam und Noah als Prophetengestalten, die Vertauschung der Isaak/Ismail-Gestalt bis hin zu Jesus als letzter Prophet vor Mohammed

[6]  So meinen Muslime im allgemeinen, dass die Trinität aus einem Vatergott, einer Muttergott (Maria) und einem Gottessohn bestünde. Freilich hat die altkirchliche Lehre von der “Gott-gebärerin” (theotokos) Missverständnisse in dieser Richtung erleichtert – aber es ist bezeichnend, dass im Islam der Bezug zum heiligen Geist vollkommen fehlt.

[7] Unter den modernen Islamisten vielleicht der Mahdi, der den Aufstand gegen die Engländer im Sudan geprobt hat, oder Osama bin Laden, aus bekannten Gründen.

[8] Wenn das “Haus des Friedens” sein soll, dann im nur im Sinne eines durch Unterwerfung “befriedetes” Gebiet – wie im Sinne der pax romana.

[9]So im vermeintlich “modernen” Irak, wo es immer noch ein Tauziehen um die politische Macht zwischen den Stämmen – nicht nur Völkern (!) gibt.

[10]kisi keh kushtah nashud az qabilah manest”.

[11] Der Patriarch der russisch orthodoxen Kirche spricht von einer „Symphonie“ von Kirche und Staat.

[12] Man denke nur an die pornographisch anmutende Kunst des mittelalterlichen Persiens.

[13]  Um1850 befindet sich der Mahdi im Sudan im Aufstand gegen die Briten. Kolonialismus und Macht des Westens sind die Auslöser für die Demütigung, die zur radikalen Form des Islamismus geführt hat.

Intensivkurs Islam – Der Islam in Deutschland

Screencasts/Präsentationen

hier nun der abgeschlossene Kurs. Eine Fortsetzung der Thematik des letzten Abends gibt es bei der Tübinger Hofacker Abendbibelschule im Primus Trüber Haus, Derendingen, vom 15-19.2.2016 jeweils um 20h.

Die farbigen Texte sind Links zu den Präsentationen, die in einem neuen Fenster geöffnet werden. Sie können in diesem Fenster auf die Audiodatei klicken um den Vortrag zu hören und dann gleichzeitig im anderen Fenster mit den >vorwärts> und <rückwärts< Pfeilen durch die Präsentation klicken.

Die fünf Abende der Hofacker Abendbibelschule im November „Bibel und Koran – zwei Bücher, zwei Botschaften“ können sie hier hören.

1) 13.10.2015: Der Islam, die Muslime bei uns. – Eine Bestandsaufnahme

2) 20.10.2015:  Worauf berufen sich Muslime in ihrer Unterschiedlichkeit?

3) 27.10.2015: Der Koran und seine Auslegung im Islam. Herkunft, Intensivkurs Islam 7aWirkungsgeschichte und Interpretation.

4) 03.11.2015 Die Überlieferungen und die Mohammedtradition

(die erste Hälfte bis zu Pause war wegen technischer Probleme ohne Folien)

5) 17.11.2015 Der real in Deutschland existierende Islam 1: Die Konservativen (Islam und Islamismus – eine treffende Unterscheidung?)

6) 24.11.2015 Der real in Deutschland existierende Islam 2: Die „Moderaten“/Traditionalisten“

Hier der Link zum Vortrag von Johannes Gerloff:

7a) 01.12.2015 Der Real in Deutschland existierende Islam 3: „Die Modernen“/die Liberalen erster Teil (Link: Intensivkurs Islam 7a)

7b)  Der Real in Deutschland existierende Islam 3: „Die Modernen“/die Liberalen zweiter Teil (Link: Necla Kelek Teil 1)

8a) Der Real in Deutschland existierende Islam 3 Fortsetzung

(Link: Necla Kelek Himmelsreise Teil 2)

8b) Liebevoll Profil zeigen. Ein Beitrag zu Klarheit und guter Nachbarschaft mit den Muslimen unter uns (hierfür ist keine Audiodatei vorhanden – die Aufnahme nach der Pause war korrupt)

9) Gibt es eine „ethische Wertegemeinschaft“ mit Muslimen in Deutschland?

10) Wie kann ich meinen Glauben Muslimen gegenüber bezeugen?

Lieteraturempfehlung für das aktuell laufende Gemeindeakademie-Seminar zum Thema „Der Islam in Deutschland“

Der Islam in Deutschland

Literaturempfehlungen (zum Islam allgemein s. ausführlichere Literaturliste)

 

 

Monographien:

 

Irion, Christoph. Wer hat Angst vor dem Islam? 1. Aufl. Holzgerlingen: SCM Hänssler, 2015.

Kandel, Johannes. Islamismus in Deutschland: Zwischen Panikmache und Naivität. 1. Aufl. Verlag Herder, 2011.

Kelek, Necla. Himmelsreise: Mein Streit mit den Wächtern des Islam. München: Goldmann Verlag, 2011.

Mehmet, Özay. Fundamentalismus und Nationalstaat. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt, 1994.

Schirrmacher, Christine. Politischer Islam und Demokratie. 1. Aufl. Holzgerlingen: SCM Hänssler, 2015.

Spuler-Stegemann, Ursula. Feindbild Christentum im Islam: Eine Bestandsaufnahme. 3. Aufl. Freiburg im Breisgau: Herder Freiburg, 2004. (Bes. S. 173 ff.)

———. Muslime in Deutschland: Fakten und Hintergründen. neue Aufl. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder, 2015. (erscheint demnächst! Die ursprüngliche Ausgabe von 2002 ist wichtig und interessant, aber inzwischen lt. Verfasserin überholt)

 

Quellen im Internet:

„Akgün: ‚Islam und Liberalität passen zusammen‘“. Zugegriffen 9. August 2013. http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft.html?&news[action]=detail&news[id]=6927.

Altenbockum, Jasper von. „‚Harte Bretter‘ Die hohlen Islam-Phrasen“. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Januar 2015. http://www.faz.net/aktuell/politik/harte-bretter/harte-bretter-die-hohlen-islam-phrasen-13372376.html.

„Angriffe auf Moscheen in Deutschland nehmen zu – Zahlen und Fakten zu Anfrage der LINKE-Bundestagsfraktion im Bundestag in Gänze“. Zugegriffen 26. Juli 2012. http://islam.de/20791.php.

„Attacke auf Zeitungsleser Meine zerrissene Mohammed-Karikatur“. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Januar 2015. http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/zeitungsleser-attackiert-wegen-mohammed-karikatur-auf-titelblatt-13373877.html.

„Bayern – Kopftücher sollen verboten bleiben, Habits weiter erlaubt – MiGAZIN“. Zugegriffen 19. März 2015. http://www.migazin.de/2015/03/18/bayern-kopftuecher-sollen-verboten-bleiben-habbits-weiter-erlaubt/.

„Besser Überwachung als Scharia | domradio.de – Katholische Nachrichten“. Zugegriffen 16. Januar 2012. http://www.domradio.de/aktuell/78245/syrische-christen-in-deutschland-befuerchten-bevorstehende-islamisierung-ihrer-heimat.html.

„Deutschland: Appeasement des radikalen Islam“. Zugegriffen 17. September 2015. http://de.gatestoneinstitute.org/6509/appeasement-radikalen-islam.

„Deutschland: Nicht überall ist die Bibel erwünscht – Deutsche Evangelische Allianz“. Zugegriffen 22. September 2015. http://www.ead.de/nachrichten/nachrichten/einzelansicht/article/deutschland-nicht-ueberall-ist-die-bibel-erwuenscht.html.

„Die Achse des Guten: Die Islamfeindlichkeit ist schuld, wenn Muslime morden“. Zugegriffen 10. Oktober 2015. http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_islamfeindlichkeit_ist_schuld_wenn_muslime_morden.

„Die Achse des Guten: Zehn Fragen an den Islam“. Zugegriffen 9. Januar 2015. http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/zehn_fragen_an_den_islam/.

„Diskussion über Burka-Verbot in Deutschland“. Zugegriffen 11. Februar 2015. http://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/diskussion-ueber-burka-verbot-in-deutschland-13364170.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2.

„Dreijährige Mädchen mit Kopftuch: ‚Heuchelei von Integration in Deutschland‘: Buschkowsky warnt vor Islamisten – Deutschland – FOCUS Online – Nachrichten“. Zugegriffen 12. März 2015. http://www.focus.de/politik/deutschland/dreijaehrige-maedchen-mit-kopftuch-heuchelei-von-integration-in-deutschland-buschkowsky-warnt-vor-islamisten_id_4527727.html.

„Evolutionsgeschichte der Religion – Glauben stärkt Kooperation und Reproduktion – BlumeBGAEUEvolutionsgeschichteReligion.pdf“. Zugegriffen 24. Mai 2013. http://www.blume-religionswissenschaft.de/pdf/BlumeBGAEUEvolutionsgeschichteReligion.pdf.

„Ex-Verfassungsgerichtshofs-Präsident Bertrams: ‚Der Karlsruher Beschluss ist ein Zeichen von Ignoranz‘“. Zugegriffen 19. März 2015. http://www.ksta.de/politik/ex-verfassungsgerichtshofs-praesident-bertrams–der-karlsruher-beschluss-ist-ein-zeichen-von-ignoranz-,15187246,30144770.html.

„GRÜNER isst Currywurst im Ramadan! « quotenqueen“. Zugegriffen 14. September 2011. http://quotenqueen.wordpress.com/2011/08/08/gruner-ist-currywurst-im-ramadan/.

Guez, Olivier. „Nach den Massakern Wie soll Frankreich aus dieser Sackgasse herausfinden?“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Januar 2015. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/analyse-frankreich-in-der-sackgasse-13363238.html.

„Hamburg: Aus Kirche wird Moschee – mit Hilfe aus Kuwait“. DTJ ONLINE. Zugegriffen 1. September 2015. http://dtj-online.de/hamburg-aus-kirche-wird-moschee-mit-hilfe-aus-kuwait-59990.

„Hamed Abdel-Samad: ‚Frau Merkel, Sie irren!‘ | blu-News“. Zugegriffen 19. Januar 2015. http://www.blu-news.org/2015/01/15/hamed-abdel-samad-frau-merkle-sie-irren/.

„Interview mit Islamwissenschaftler Khorchide“. Zugegriffen 11. Februar 2015.  http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/interview-mit-islamwissenschaftler-khorchide-13369952.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2.

„Kisslers Konter: Das Kopftuch-Urteil ist falsch – und wird den Schulfrieden brechen – Kisslers Konter – Cicero exklusiv“. FOCUS Online. Zugegriffen 19. März 2015. http://www.focus.de/politik/deutschland/kisslers-konter/kisslers-konter-das-kopftuchurteil-ist-falsch-und-wird-den-schulfrieden-brechen_id_4551004.html.

Martens, Michael. „Die Verantwortung der Muslime Was der Islam mit dem Islam zu tun hat“. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Januar 2015. http://www.faz.net/aktuell/politik/was-die-anschlaege-von-paris-mit-dem-islam-zu-tun-haben-13362901.html.

Müller, Frank. „Bayern hält an Kopftuch-Praxis fest“. sueddeutsche.de, März 2015, Abschn. bayern. http://www.sueddeutsche.de/bayern/kabinettsbeschluss-bayern-haelt-an-kopftuch-praxis-fest-1.2397239.

„Religionen der Menschheit – Das EBook Weltreligionen (sciebooks) eBook: Michael Blume: Amazon.de: Kindle-Shop“. Zugegriffen 24. Mai 2013. http://www.amazon.de/Religionen-Menschheit-Weltreligionen-sciebooks-ebook/dp/B008C90ALK/ref=zg_bs_567133031_7#reader_B008C90ALK.

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Europa und die Religionsfreiheit – was kommt auf uns zu? 

Der Umbruch ist vorprogrammiert

Europa wird in den nächsten 40 Jahren einen Umbruch erleben, der seinesgleichen sucht. „Europa schafft sich ab“ – nicht nur Deutschland – und zwar lässt sich das rein rechnerisch erhärten: Stetig abnehmende Geburtsstatistiken von derzeit 1,3 % in Deutschland bis 1,1 % in Spanien und Italien sagen bereits alles: aus zwei mach eins… in jeder Generation seit der Geschlechtsrevolution der sechziger Jahre halbiert sich die künftige Generation. Das hat bereits vor über zehn Jahren zu der alarmierenden Erkenntnis geführt, dass in Deutschland die Kassen nicht in der Lage sein werden die Rente der Arbeitnehmer, die monatlich treu einzahlen, zu bezahlen. Die „Familienplanung“ hat nur an den Augenblick des Individuums und nicht an die Zukunft der Gesellschaft gedacht. Das Statistische Bundesamt hat schon 2007 errechnet, dass bis zum Jahr 2052 die deutschstämmigen in Deutschland eine Minderheit sein und Muslime die Mehrheit bilden werden. Das ist eine ganz nüchterne mathematische Hochrechnung: die Bundesrepublik Deutschland – wie viele anderen Länder in Europa – wird auf die Zuwanderung von jährlich hunderten von tausenden angewiesen sein, damit die Volkswirtschaft nicht kollabiert. Die angrenzenden islamischen Länder mit 70 % der Bevölkerung unter 30 Jahren werden die benötigten Zuwanderer liefern. Das ist allen Verantwortlichen im Bereich der Politik und Wirtschaft bekannt. Sie sehen dazu keine Alternative. Wie wird es nun mit Europa weitergehen, wenn eine für europäische Verhältnisse vollkommen neue Kultur und Religion anfängt, Ansprüche zu stellen? Die ersten Erfahrungen damit haben wir bereits gemacht. Außereuropäische Soziologen sagen schon länger: Europa hat sich aufgegeben.

Die Herausforderungen für Europa: Laizismus und Islam

Das ist aber nur die eine Hälfte unseres Problems. Die andere ist, dass die laizistischen Tendenzen in der europäischen Gesetzgebung dahin gehen, dass die religiösen Anschauungen und Empfindungen vor allem von bibeltreuen Christen nicht nur als nicht Schützens würdig, sondern als für die Gesellschaft „gefährlich“  angesehen werden. Eine ablehnende Haltung zu einem rein „wissenschaftlichen“ Weltbild etwa, ohne Schöpfer und ohne Richter der Welt, oder zur homophilen Lebensweise wird als „Gefahr“ für die aufgeklärte europäische Gesellschaft gesehen. Wie der Fall Åke Green in Schweden und die diversen Vorstöße gegen „Hasspredigt“ in Europa zeigen, ist es jetzt schon möglich einen Prediger zu einer Haftstrafe zu verurteilen, nur weil er eine bestimmte – inzwischen gesellschaftlich akzeptierte – Handlungsweise nach den Vorgaben der Bibel Sünde nennt. Vermehrt erheben sich die Stimmen, dass Kinder vor „homophoben“ und „kreationistischen“ Einflüssen geschützt werden müssen.

Die Religionsfreiheit muss geschützt werden

In Europa haben wir noch Religionsfreiheit – vielleicht größere Freiheit in der Ausübung unseres Glaubens als sonst wo auf dieser Welt. Gerade der Fall Åke Green zeigt, dass die Gerichte noch funktionieren: Er wurde in höchstrichterlicher Instanz nach Berufung und Vertretung durch ein internationales Team von Anwälten am Ende doch noch freigesprochen. Noch gibt es immer wieder Fälle, in denen der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (ECHR) gegen Unrecht in einzelnen Ländern bei Verstößen gegen die Religionsfreiheit seine Urteile fällt. So auch 2010 wieder zum Schutz einer Gemeinde von Gehörlosen Zeugen Jehovas in Tscheljabinsk oder der Heilsarmee in Moskau.

Religionsfreiheit ist ein zutiefst europäisches Gut und muss geschützt werden. Die Religionsfreiheit ist „die Mutter aller Menschenrechte“. Es ist unserem Judeo-christlichen Erbe zu verdanken, dass wir Religionsfreiheit überhaupt genießen. In anderen Ländern und geographischen Gebieten, die von einer anderen Religion geprägt sind, gibt es dieses Konzept der Religionsfreiheit nicht – auch nicht der allgemeinen Menschenrechte. Der Gott der Bibel hat von Anfang an auf freiwillige Zuwendung der Menschen gesetzt. Das ganze Alte Testament ist eine Geschichte von Gottes Ringen um die Liebe und Treue seines Volkes! Gott will Zuwendung, nicht blinden Gehorsam auf Grund eines Zwanges wie das etwa der Islam vorgibt durch das Gesetz gegen den „Abfall vom Islam“.

Die Ausbreitung der christlichen Botschaft im Mittelalter auf die europäischen Völker und die Etablierung der christlichen Kirchen haben dazu beigetragen, dass die im christlichen Glauben verankerten Werte der unantastbaren Würde eines jeden Menschen und seines Gedankengutes, auch seines Rechtes auf freie Meinungsäußerung, in der Kultur des Westens allgemeine Anerkennung gefunden haben. All das ist nicht zu denken ohne die christlichen Werte, die sie hervorgebracht haben. Religionsfreiheit ist ein abendländisches Exportgut geworden, das allerdings nicht überall auf der Welt geschätzt wird. So ist gegenwärtig in Indien eine Radikalisierung in der Hindutva-Bewegung zu verzeichnen. 2010 sollte im buddhistischen Königreich Bhutan entschieden sein, ob eine (!) christliche Organisation grundsätzlich registriert werden kann. Mehr als 25 Jahre nach der Verabschiedung der Islamischen Menschenrechtsdeklaration gibt es in den Mitgliedsstaaten der islamischen Welt immer noch keine Garantie der Religionsfreiheit, d.h. auch des Grundrechtes, seine Religion selbst zu wählen oder zu ändern.

Laizismus und Islam sind eine Gefahr für die Religionsfreiheit

Als Herausgeber der AKREF Nachrichten und Gebetsanliegen  beschäftigen mich in der Regel Meldungen aus nicht europäischen Ländern. Im Vergleich zu vielen Ländern der Welt haben wir nahezu traumhafte Bedingungen, in Europa unseren Glauben in unserem Alltag zu leben, im gelebten Leben umzusetzen. Das sind Rechte, die wir bei weitem nicht genügend ausschöpfen! Diese Rechte sind in den allgemeinen Menschenrechten und somit im Grundgesetz der europäischen Länder und der noch im Werden befindlichen europäischen Verfassung garantiert. Und dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass das “Klima” in Europa, was die Religion im Allgemeinen und die Religionsfreiheit im Einzelnen betrifft, sich verändert und dabei rauer geworden ist. Die Meldungen aus Europa werden immer mehr.

Es sind vielfach atmosphärische Dinge, die uns im Blick auf diesen Sachverhalt beunruhigen, ja Sorgen machen. Hat man sich daran gewöhnen müssen, dass aufgrund der Presse- und Meinungsfreiheit christliche Werte und Glaubensgefühle verhöhnt, bespottet, mit Füßen getreten werden, so merken wir jetzt, im kulturell und religiös aufgemischten Europa es Anhänger einer anderen Religion gibt, die in keiner Weise bereit sind, solche Häme im Blick auf ihre religiöse Identität in christlicher Manier zu dulden. Im Gegenteil, ein bestimmter Flügel der in Europa lebenden Muslime testet die Grundsätze der Religionsfreiheit auf ihre Belastbarkeit und fordern lautstark ihre „Rechte“, wie sie sie sehen, gegen bestehendes, geltendes Recht ein. Das kann zur Gefahr für die Religionsfreiheit überhaupt werden!

Nehmen wir beispielsweise das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Januar 2002 zum Thema Schächten ohne Betäubung, so wurden die entsprechenden Gesetze zu Tierschutz als nachrangig zum Grundrecht der Religionsfreiheit gedeutet, obwohl es höchst umstritten ist, ob ein Betäubungsverbot aus den entsprechenden Rechtstexten des Islam abgeleitet werden kann und höchst fraglich ist, ob wir in Europa den Rahmen bieten können – oder wollen – in dem ein Scharia konformer Islam praktiziert werden kann. Nicht umsonst wird immer wieder nachgefragt, ob diese Form des Islam kompatibel zum Grundgesetz ist. Die bevorzugte Behandlung des Prinzips der Religionsfreiheit kann einen auf der einen Seite Mut machen, dass die Prinzipien der Religionsfreiheit hoch gehalten werden. Auf der anderen Seite wird erkennbar – dass unsere Europäische Rechtsprechung an ihre Grenzen gebracht wird.

Der Versuch, den Islam zu manipulieren

Was kommt auch jetzt auf uns zu mit dem staatlichen Bestreben, durch die Gründung von säkular konzipierten islamischen Fakultäten an deutschen Universitäten einen „Euroislam“ zu erzeugen? Es ist der erklärte Wille der Parteien wie der Regierungen von Bund und Ländern, durch eine gezielte Auswahl der Lehrkräfte und durch die Festlegung eines akzeptablen Kurrikulums den Glauben der hier lebenden Muslime zu verändern! Selbstverständlich würde ich mir wünschen, dass die Gläubigen sich radikal von manchen Vorstellungen und Aussagen der geltenden islamischen Jurisprudenz und Rechtsprechung distanzierten. Es ist aber eine ebenso radikale Verletzungen der Religionsfreiheit, Menschen eine ihnen fremde Art und Weise zu glauben aufzuzwingen. Die Veränderungen im Islam müssen von innen heraus kommen. Das wird meines Erachtens nur geschehen, wenn moderne Muslime selber Empörung und Entrüstung über manche Vorstellungen ihrer Glaubensgenossen empfinden und den Mut zum öffentlichen Protest aufbringen. Ich bin ein Anhänger der Kleist’schen Vorstellung, dass zwei Füße reichen, um ins Straucheln zu geraten. Wir müssen nicht und dürfen nicht nachhelfen! Wir blicken gespannt auf die in Umbruch befindliche arabische Welt und hoffen und beten, dass der Islamismus nicht den Sieg davon trägt…

Wie steht es um Europa heute hinsichtlich der Glaubens- und Religionsfreiheit?

Die Anti-Sekten Gesetzgebung Frankreichs der letzten Jahre macht es religiösen Minderheiten zunehmend schwerer, frei zu fungieren. In Belgien wird der CVJM vom Verfassungsschutz überwacht. Eine Gruppe von jungen Nordamerikanern, die in Belgien Straßenevangelisation betrieben, wurde kurzerhand ohne Verfahren deportiert. In England verlor eine koptische Christin ihre Anstellung als Stewardesse, weil sie darauf bestand, ein kleines Kreuz um den Hals zu tragen (obwohl Sikhs bei der Polizei den silbernen Armreif und den Turban als Zeichen Ihrer Religionszugehörigkeit im Dienst tragen dürfen). Spanien ist unter der gegenwärtigen Regierung einen großen Schritt in Richtung Laizismus gerückt. Demgegenüber ist eine landesweite Bewegung (Hatze oir) zum Schutz der Rechte katholischer Christen gegründet worden. In Österreich hat der Wiener Kardinal darauf hingewiesen, dass wir als Christen in der modernen Gesellschaft zu einer Minderheit geworden sind, die kreativ wirken soll und Bereitschaft zum Martyrium nötig hat. Als gläubige Christen sind wir eine Minderheit, eine Minderheit, die auch zum Leidenszeugnis für Jesus Christus künftig auch in Europa bereit sein muss.

Konservativ-christliche Positionen an den Pranger gestellt 

Nachdem der private Sender RTL im Herbst 2008 einen Themenabend den angeblichen “Evangelikalen” gewidmet hat, zog kurz danach 3sat mit einem ganzen Thementag zum Thema “Religiöser Extremismus” nach. Fazit beider Sendungsreihen sollte sein, dass der Glaube, wenn der Mensch ihn ernst nimmt, gefährlich sei. Inzwischen haben SAT1 und ARD/ZDF (zuletzt Panorama21) mit ähnlich verunglimpfenden Sendungen nachgezogen. Im April letzten Jahres haben die beiden ARD-Journalisten Oda Lambrecht und Christian Baars, in ihrem Buch „Mission Gottesreich – Fundamentalistische Christen in Deutschland“ evangelikale Christen aufs heftigste kritisiert, verunglimpft und als Gefahr für die Gesellschaft dargestellt.

Konservative Christen, ob katholisch, orthodox oder evangelisch-evangelikal haben nur das Anliegen, das althergebrachte Gut zu “konservieren”, zu bewahren. Sie werden aber neuerdings beschimpft als Neo-Konservative, Neo-Evangelikale und Neo-Charismatiker, als ob das Neo– eine Affinität zum Faschistischen nachweise. Konservative, ob Katholik, orthodox oder evangelisch-evangelikal, fühlen sich zunehmend in dieser Welt missverstanden und mutwillig falsch dargestellt. Sie werden immer mehr für borniert, hasserfüllt, machtlüstern und kriegerisch in den Medien dargestellt. Und das nicht nur in eher skurril anmutenden Fällen wie der eingangs erwähnte Fall in Moskau, wo der Heilsarmee die Betriebserlaubnis entzogen wurde, weil sie eine „militaristische Organisation” sei. Speziell die Evangelikalen werden als politische Macht dargestellt, die „mit ihren Dollars die Kriegsmaschinerie fördert und militärisch verstandene Kreuzzüge veranstalte”. Konservative Christen, die den Modernismus und speziell den Postmodernismus für eine Verfehlung halten, werden generell als suspekt betrachtet. Die ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hat gesagt, dass sie es nicht  für notwendig hält, mehr Religionsfreiheit einzuräumen, sondern eher die Gesellschaft „vor extremen religiösen Formen zu schützen“.

Ausblick

Toleranz wird in Europa zunehmend nicht mehr als Gewissensfreiheit in religiösen Überzeugungen verstanden, sondern als fortschreitende Loslösung von religiösen Normen auf der einen Seite und auf der anderen als ein Verbot von „zwanghaften“ religiösen Elementen, um vor dem religiösen Extremismus zu schützen. Im Namen der „Toleranz“ wird religiöse Aktivität eingeschränkt und das Recht auf freie Meinungsäußerung ausgehöhlt. Die Regierungen Westeuropas scheinen den Weg eingeschlagen zu haben, im Namen der „Gleichbehandlung“ die Rechte von Christen im gleichen Maße wie Freiheiten von religiösen Extremisten aus Staatssicherheitsgründen zu beschneiden. Wo der extremistische Islam kritisiert wird, ist man im Geiste der „politisch korrekten Sprache“ bemüht, konservative Formen des christlichen Glaubens mit zu verurteilen. So etwa der ehemalige Generalsekretär des ÖRK Prof. Konrad Reiser auf dem deutschen Pfarrertag in Kiel, der die „Gefahr von christlichen Fundamentalisten mindestens so hoch“ einschätzt, wie die von islamistischen Fundamentalisten. Will man sich bei uns in Deutschland und Europa beim geringsten gemeinsamen Nenner, was Religion angeht, treffen?

Bei allem, was uns Sorge bereitet, dürfen wir wissen: unser Herr sitzt im Regiment! Er wird seine Kirche und diese Welt zum Ziel bringen. Oder mit dem dritten Bundespräsidenten zu sprechen: „Wir wissen nicht was kommt, aber wir wissen wer kommt!“

 

(Dieser Artikel wurde veröffentlicht in: Gemeinschaft, Das Magazin für Gemeinschaften, Hauskreise, Gemeinden und Kleingruppen Nr 08/09 2011 S.4ff)

“Sie werden euch hassen!” – Christenverfolgung weltweit nimmt zu

von Pfr. Dr. Paul C. Murdoch

Dass Jesus mit seiner Botschaft auf Ablehnung stoßen würde, war ihm bewusst. Seine Jünger warnte er: “Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe, darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben”. Er sagte ihnen weiter “sie werden euch hassen”.  Seien wir uns darüber im Klaren: Auch wenn es eine Vielzahl von Erklärungen für das Phänomen der Christenverfolgung gibt – Christen werden aus einem Grunde in Wirklichkeit verfolgt. Sie werden verfolgt, weil die Botschaft, die sie bringen, bestehende Strukturen in dieser Welt verändern will. Diese Veränderung ist eine Bedrohung für die Mächte, die regieren. Nicht die Menschen, die sich Christen nennen, sind das Objekt des Hasses, sondern die Botschaft, die sie vertreten und verbreiten. Je mehr sich diese Botschaft verbreitet, desto größer ist der Widerstand. Das erklärt, warum nicht missionierende Kirchen eher in Ruhe gelassen werden. Es erklärt ferner, warum die Christenverfolgung stetig zugenommen hat bis in unsere Tage hinein. Das zwanzigste Jahrhundert allein brachte mehr an Opfern von Christenverfolgung als alle neunzehn Jahrhunderte zuvor.

Nicht jeder verfolgte Christ ist ein Märtyrer im Sinne von Blutzeugen. Als geringsten gemeinsamen Nenner für alle Definitionen, die für “verfolgte Christen” verwendet werden, nenne ich folgende: Ein verfolgter Christ ist einer, der nicht verfolgt würde, wenn er den Namen “Christ” nicht trüge. Dabei dürfen wir nicht verkennen, dass es in der Regel einen vordergründigen Anlass für die Christenverfolgung gibt, der es scheinen lässt, dieser Christ würde aus anderen Gründen verfolgt werden als aus Glaubengründen. In den allerseltensten Fällen wird Aggression direkt mit einer Christusfeindlichkeit begründet.

Verfolgungssituationen entstehen nicht spontan. Es ist immer eine Entwicklung zu erkennen, die zur Verfolgung führt. Werden Christen in ihrer Andersartigkeit zunächst toleriert, führen Argwohn oder auch bewusste Ablehnung der Glaubensinhalte oder Lebensweise der Christen zu einer Art Duldung, die negativ besetzt ist. In diesem Klima entsteht in erster Linie Desinformation, die die öffentliche Meinung gegen Christen anheizt – wie wir es im Rahmen von Christival in Bremen, der Pro Reli Initiative in Berlin, “Q-Rage”, dem Marburger Seelsorge- Psychotherapiekongress sowie in diversen Fernsehreportagen und dem neu erschienen Buch “Mission Gottesreich” aktuell erleben. Erst auf Grund gezielter Desinformation entsteht ein Klima, in dem Diskriminierung und Unterdrückung für “normal” angesehen werden. Gezielte und systematische Verfolgung wird von einer Gesellschaft erst praktiziert oder geduldet, wenn entsprechende Feindbilder aufgebaut und diskriminatorische Praktiken sich etabliert haben. Die Dynamik der Verfolgung kennt also folgende Stadien, die fließende Grenzen haben und teilweise auch parallel laufen:

Toleranz 

  Duldung 

  Desinformation 

  Diskriminierung 

  Unterdrückung 

  Pogrom artige Ausschreitungen 

  gezielte Verfolgung 

  systematische Verfolgung 

Es sind drei Umgebungen, in denen die Unterdrückung und Verfolgung von Christen in größerem Maße vorkommt:

A. ausgesprochen religiös begründete Verfolgung

B. Verfolgung durch totalitäre Staaten/Despoten

C: Verfolgung durch korrupte Systeme

Die Stufen der Verfolgung und die Bereiche, in der die Verfolgung vorkommt, möchte ich anhand von einigen wenigen Fallbeispielen verdeutlichen. Die Liste der Länder und der Formen der Verfolgung/Unterdrückung ließe sich beliebig erweitern.

 

A. ausgesprochen religiös begründete Verfolgung

Indien

Eine seit dem von Hindutva-Aktivisten verübten Mord and Missionar Staines und seine Söhne nicht mehr gebrochene Kette von gewalttätigen Übergriffen gegen Christen erreichte ihren vorläufigen Höhepunkt im September 2008, als im Bundesstaat Orissa 50.000 Christen aus ihren Häusern und Dörfern vertrieben wurden. Zirka 200 von Ihnen wurden kaltblutig ermordet, Frauen und Kinder in ihren Hütten und Häusern verbrannt. Wenige haben bislang in ihre Dörfer zurückkehren können und leben noch in Flüchtlingslagern. Hoffentlich entspannt sich die Lage jetzt nach den Wahlen in Indien. Die Übergriffe sind in ihrer Brutalität und Grausamkeit bewusst als Warnung an die christliche Bevölkerung, den status quo des hinduistischen Systems nicht zu stören.

Türkei

Weil das “Türkentum” auch am Islam festgemacht wird, werden andere Ethnien – oder auch Gruppen türkischer Abstammung anderer Religionszugehörigkeit – an den Rand der Gesellschaft,  oder auch über denselben hinaus gedrängt. Vor weniger als 100 Jahren hatte die Türkei mehr als 20% Christen in der Bevölkerung, darunter griechisch orthodoxe, syrisch orthodoxe und armenisch orthodoxe Christen. Heute sind es weniger als 0,2%. Hier sind die Stufen 6. – Pogrom artige Ausschreitungen, 7. – gezielte Verfolgung, und 8. – systematische Verfolgung voll implementiert gewesen. Heute sind es die Stufen 2 – 6, mit denen die in der Türkei verbleibende winzige Minderheit zu tun hat. Zuverlässige Zahlen über “heimliche Christen” – vor allem unter den Aleviten, die ebenfalls unterdrückt werden, kann es naturgemäß nicht geben.

In der Zeit vor und nach den Morden an drei Christen in Malatya im April 2007 gab es verstärkt Desinformation und Propaganda gegen Christen in den türkischen Medien. Katholische Priester sind mehrfach überfallen worden. Der armenisch-türkische Publizist Hrant Dink war Anfang 2007 von einem jungen Ultranationalisten ermordet worden. Unbekannte haben am 4. November 2006 im Westen der Türkei eine protestantische Kirche mit Brandsätzen angegriffen. Monate lang wurden die Protestanten in Odemis,100 Kilometer von Izmir  von Unbekannten schikaniert.  Trotz wiederholter Anzeigen durch den Pastor, unternahm die Polizei nichts. Erst nach den jüngsten Angriffen untersucht sie mit einer Antiterroreinheit den Vorfall.

Pakistan

In Pakistan kommt es regelmäßig zu Übergriffen gegen Christen. Christen wegen “Blasphämie”, worauf die Todesstrafe steht – auch wenn sie noch nicht angewandt wurde -, an zu zeigen ist ein probates Mittel diese schutzlosen Menschen empfindlich zu treffen. Oft nehmen Muslime die Dinge aber auch selbst in die Hand. Entführungen, Vergewaltigungen und Zwangsbekehrungen von Frauen sind – wie in Ägypten auch – eine ständige Gefahr für junge Christinnen. Vor Ostern  ist ein christlicher Journalist mit seiner Familie untergetaucht, weil er Todesdrohungen extremistischer Muslime erhalten hat. Der 43-jährige George Masih hatte sich im vorigen Jahr in mehreren Artikeln in der Zeitung Aaj Kal (“heutzutage”, Lahore) für mehr Demokratie ausgesprochen. Daraufhin erhielt er Drohbriefe von der islamischen Organisation Tanzeem. Wenn er und seine Familie nicht Muslime würden, müsse er mit „schlimmen Folgen“ rechnen. Seit neuestem müssen Christen in von den Taliban kontrollieren Gebieten die islamische Kopfsteuer für Christen entrichten.

Indonesien

Selbst in diesem sonst eher besonnenen Vielvölkerstaat und zahlenmäßig größten islamischen Staat der Welt kommt es immer wieder zu religiös motiviertem Hass gegen Christen mit grausamen Folgen. Die Brandschatzung von 400 Kirchen und zahllosen Dörfern in einem Monat auf den Molukken mit Hunderten von Toten, die grausame Köpfung dreier Teenager-Mädchen auf Poso, die Verurteilung zu mehrjährigen Haftstrafen für Sonntagsschullehrerinnen und Bomben- sowie Maschinengewehranschläge auf Kirchen in den letzten Jahren seien nur als einige, wenige Beispiele genannt.

Ägypten

Die starke christliche Minderheit der Kopten (8-12% der Gesamtbevölkerung und ursprüngliche Bewohner Ägyptens) wird konsequent unterdrückt. Die Einhaltung der Vorgaben des “Pakt von Umar”aus der Expansionszeit des Islam wird implizit heute noch von den Christen erwartet. So wurde kürzlich ein 14jähriger koptischer Christ, der während einer vorbeiziehenden islamischen Beerdigungsprozession nicht von seinem Esel stieg, noch während der Prozession verschlagen und es wurden gegen Läden christlicher Kopten Steine geworfen. Die Polizei griff erst mit großer Verzögerung ein und nahm 50 Kopten und 10 Muslime fest.

B. Verfolgung durch totalitäre Staaten/Despoten

Gott sei Dank ist die Zahl der totalitär geführten Staaten gesunken. Aber es Gibt sie noch – wie etwa Eritrea, wo über 2000 Christen wegen ihres Glauben unter übelsten Bedingungen – teilweise sogar in Schiffscontainern – inhaftiert sind. Auch hier nur einige, wenige Beispiele:

Nordkorea

In Nordkorea gibt es gezielte und systematische Verfolgung von Christen. Im April 2005 wurde zwar berichtet, es entstünden wieder Kirchen in Nordkorea, einem Land, das lange Zeit für seine Feindseligkeit gegenüber jeglicher anderen Religion, besonders dem Protestantismus, bekannt war. Aber bislang lässt sich keine Lockerung verifizieren. Im Gegenteil wird in letzter Zeit die Schraube weiter zugedreht. Es wird sogar von den Staatssicherheitskräften auch aktiv im angrenzenden China nach aktiven Christen aus Nordkorea gesucht. In der stalinistischen Ideologe haben sich Risse gebildet und die nordkoreanische Regierung hat Angst, die Kontrolle zu verlieren, da sich immer mehr organisierte Gruppen von Christen bilden. Religionsstatistiker gehen davon aus, dass sich über 400.000 Christen im Verborgenen treffen. Vermutlich sind bis zu 100.000 in Arbeitslagern eingesperrt. Aus China ausgewiesene nordkoreanische Flüchtlinge drohen in ihrer Heimat harte Strafen, sogar Hinrichtungen. Flüchtlinge berichteten, dass Kinder abgeschobener Frauen getötet würden.

Das ist überhaupt der Punkt in totalitären Staaten. Die Oligarchie hat Angst, dass Menschen eine andere Autorität anerkennen könnten als ihre eigene. Besonders schlimm für sie ist es, wenn Menschen in Gott eine absolute Autorität anerkennen und dadurch die staatliche Autorität relativieren (Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen, Apg 5,29).

Vietnam

Der Vorsitzender der baptistischen Kirche in der Kreisstadt Long Khanh, Pastor Than Van Truong, sollte in der Psychiatrie zum Schweigen gebracht werden. Der ehemalige frühere Hauptmann der vietnamesische Volksarmee geriet ins Visier des vietnamesischen Geheimdienstes, als er sich öffentlich zum Christentum bekannte und Baptist wurde. Er verlor deswegen seine Kriegsinvalidenrente. Seit 1996 wurde er mehrmals verhaftet. Er war zunächst ohne Gerichtsurteil wegen angeblicher Schizophrenie in einer psychiatrischen Klinik und wurde mit starken Medikamenten behandelt, so dass er zeitweise unter Lebensgefahr stand. Nachdem er seine Entlassung aus der Klinik gefordert hatte, vervierfachten die Ärzte die Medikamentendosierung, die erhebliche motorische und vegetative Störungen zur Folge hatte. Er wurde als gebrochener Mensch entlassen.

Die Bergstämme Vietnams, die Christen geworden sind, werden systematisch unterdrückt, von Ihren Ländereien vertrieben, ihre Kirchen zerstört u.a.m.

Birma/Myanmar

Lange haben die Militärs den Buddhismus instrumentalisiert – vor allem im Kampf gegen die Christen unter den Karen, den Karenni, den Chin und den Kachin. Unter den Minderheiten im Norden des Landes kam es in den letzten Jahren zu großen Zuwächsen in den Kirchen. Es entstanden neue christliche Gemeinden. Das passt weder den Militärs noch den buddhistischen Funktionären. Sie wollen einen einheitlichen Staat: ein Volk und eine Religion. Alles, was sich dieser Ideologie widersetzt oder was in den Augen der Militärjunta diesem Ziel widerspricht, wird erbarmungslos ausgemerzt. Die Karen leiden seit vielen Jahren unter den harten „Strafaktionen“ der Armee. Dörfer werden niedergewalzt, Kinder als Söldner missbraucht, die Frauen vergewaltigt und die Männer erschossen. Pastor Om Kee wurde im Jahr 2003 entführt. Seitdem hat die Familie kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Es wird angenommen, dass er im Gefängnis ermordet wurde.

Solche totalitären Staaten suchen das Volk zu einem Einheitsmenschen zu klonen. Christen, die sich als das Ebenbild Gottes verstehen, lassen das nicht mit sich machen, darum werden sie von der Regierung verfolgt.

 

Laos

Auch in Laos nimmt die Regierung Christen aus Volksstämmen ins Visier. In der letzten Märzwoche 2005 wurden 24 christliche Bru aus vier Dörfern in Muangphin verhaftet. Die Gläubigen sind geschlagen worden, als sie ihrem Glauben nicht abschwören wollten. Sie sind bei glühender Sonnenhitze ohne Hemd oder Nahrung ein bis  zwei Tage lang an Pfähle gefesselt und mit roten Ameisen gepeinigt worden. Einige Gefangene hätten halb nackt und mit Stricken gefesselt stundenlang in einer von Waldameisen wimmelnden Dschungelgegend ausharren müssen.

C: Verfolgung durch korrupte Systeme

Gott ist ein Gott der Ordnung, der aus dem Chaos “Kosmos” – Ordnung geschaffen hat. Sein Widersacher versucht diese Ordnung zu zerstören. In Ländern und Gebieten, wo die öffentliche Ordnung nicht durch den Staat aufrecht erhalten wird, wie z.B in Chiapas (Mexiko), Coca-anbaugbiete in Bolivien und Kolumbien oder im von Anarchie erschütterten Irak, gibt es weder Schutz für Christen, noch ein staatliches Interesse daran.

Kolumbien

Die Verfassung Kolumbiens, z.B., garantiert Religionsfreiheit, die jedoch durch die ständige Gewalt vonseiten Guerillagruppen, der Drogenkartelle, korrupten Behörden und traditionellen indianischen Religionsgruppen gefährdet ist. Engagierte, missionarisch aktive Christen gelten als Feinde oder Verräter. Sie sind oft Ziel von Mordkomplotten; immer wieder werden Missionare bedroht, entführt und ermordet. Nicht wenigen Christen hat ihr Eintreten gegen das organisierte Verbrechen den Tod gebracht. Christ zu werden, ist für einen Guerillero so gefährlich, dass er deswegen umgebracht werden kann. Das Christentum steht im Gegensatz zur marxistischen Weltanschauung und einer Kultur der Gewalt. Im April 2009 sind wieder drei evangelistisch tätige Christen ermordet worden.

Irak

Anfang April 2009 gab es nach einer kurzen Ruhepause erneute Christenmorde im Irak. In Bagdad und Kirkuk wurden vier Christen ermordet. Es lässt sich kaum festlegen, ob das extremistische Muslime mit reinen politisch-religiösen Motiven sind, oder kriminelle Banden hinter solchen Anschlägen stecken. Selber machen nämlich die Banden diesen Unterschied nicht. Die irakischen Christen leiden seit der Invasion 2003 sehr unter gewalttätigen Übergriffen, Plünderung, Mord und Vergewaltigung. Die Christen können sich auf den Schutz des Staates nicht verlassen.

Simbawe

Auch in Simbawe geraten Kirchen und Christen, die gegen die Willkür und den Despotismus protestieren, unter Druck. Manchen bleibt nur der Weg ins Exil.

Fazit:

Die Gründe für Christenverfolgung sind unterschiedlich – und hängen doch letztlich zusammen (s.o.). Dabei spielen verschieden Aspekte eine Rolle: wo Menschen Christen werden und ihren Lebensstil ändern wird die Angst in der Gesellschaft vor Veränderung allgemein angesprochen. Argwohn vor dem Unbekannten und Fremden rufen Ablehnung hervor. Autoritäts- und Machtgefüge könnten ihre Vormachtstellung verlieren, wo Menschen in Christus ihre Würde und Freiheit entdecken.  Diese Dinge könnten als soziale oder politische Gründe für die Verfolgung von Christen angesehen werden. Sie können es vordergründig auch sein.  Aber hinter dem allem sind geistliche Beweggründe am Werk. Der Fürst dieser Welt will sich nicht geschlagen geben – obwohl er am Kreuz besiegt worden ist und Jesus am Ende der Zeit den Sieg davon tragen wird und das eintritt, was im Phipipperhymnus verheißen ist: „in dem Namen Jesu sollen sich beugen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.”(Phil 2,10f)

Christen werden verfolgt, weil sie die Herrschaft Jesu über sich und über diese Welt anerkennen. Das stört die Machtgefüge, das fordert geistlichen Widerstand heraus. Das ist nicht immer gleich zu erkennen. Oftmals werden Übergriffe auf Christen als „politisch motiviert“ abgetan. Unterdrückung von Christen durch die Mehrheitsgesellschaft wird als „ethnisches Problem“ beschrieben. Oberflächlich betrachtet kann das sogar stimmen. Aber dahinter verbirgt sich eine eigene Dynamik, die oben beschrieben wurde.

Dr. Paul C. Murdoch gibt in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Arbeitskreises Religionsfreiheit der Deutschen Evangelischen Allianz (AKREF) 14-tägig einen kostenlosen E-Mail-Rundbrief mit Gebetsanliegen für verfolgte Christen (ein kurzes Anliegen pro Tag) sowie ausführliche – ebenfalls kostenlose –  AKREF-Nachrichten  heraus (25-75 S.). Er ist Pfarrer der Württembergischen Landeskirche und Studienleiter im Albrecht-Bengel-Haus ab 1.9.2009.

Wenn Sie die AKREF-Gebetsanliegen bestellen möchten, schicken Sie bitte eine leere Mail an listmgr@ead.de mit dem „Betreff“ (RE:) „subscribe akref-gebetsanliegen“ (ohne Anführungszeichen). Um die ebenfalls kostenlosen AKREF-Nachrichten zu bestellen, schicken Sie ebenfalls eine leere Mail an listmgr@ead.de mit dem „Betreff“ (RE:) „subscribe akref-nachrichten“ (ohne Anführungszeichen).

Warum lässt Gott es zu? – Christ sein und Leiden

einige Gedanken als Skizze…

1.Petr. 3, 17 Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten willen. 18 Denn auch Christus hat einmal  für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.

Schon immer fragen Menschen, warum es das Leid gibt und warum Gott das Leid zulässt. Fünf Gedanken sollen uns die Thematik näher bringen:

1) Das Leiden als Kondition des Lebens in einer gefallenen Welt

Es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten willen”. In erster Linie leiden wir um unserer bösen Taten willen.

1 Mose 3 17 sagt was die Konditionen unseres Lebens in der gefallenen Welt sind: “verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. 18 Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. 19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.”

Das Leiden gehört zum Leben in der durch Sünde verdorbenen Welt. Weil der Mensch sich auf Gott, auf seine Fürsorge und seine Wegweisung nicht vertraut hat, trägt er als Folgen. Seine Wahl, dem Teufel mehr als Gott zu vertrauen, bedeutet, die Beschwernisse des Irrwegs auf sich nehmen zu müssen. Wenn ich vom richtigen Weg abkomme, dann habe ich die Folgen des schlechten, beschwerlichen Wegs zu tragen.

2) Das Leiden als Erziehungsmittel Gottes

Manchmal führt uns Gott aber schwere Wege, ohne dass eine spezielle Schuld vorliegt, ohne, dass dies als Konsequenz der eigenen Sünde zu werten wäre. Aber selbst dort, wo Gott straft, dort segnet er auch. Die Strafe ist nicht das Ziel, die Strafe ist die Lösung. Gott kann Leid in Segen verwandeln, wie wir an zahlreichen biblischen Gestalten sehen können:

Josef – Ohne die scheinbaren Irrwege seine Lebens, wäre Josef nie dorthin gekommen, wo Gott ihn haben wollte und wo er am Segensreichsten wirken konnte. Hiob – Gibt es irgend ein Leid, dass Hiob zur Ablehnung Gottes berechtigte?  Seine Frau beschwört ihn: “Verfluche doch dein Gott und sterbe!” Hiob bleibt aber treu. Er weiß im Grunde seines Herzens, dass Gottes Weg der einzige, und darum beste Weg für ihn ist. David – Gott mutete David eine lange Warte- und Vorbereitungs- Zeit zu. Als Jugendlicher, vielleicht sogar noch als Kind schon gesalbt zum König Israels, musste er  Jahrzehnte auf die Erfüllung warten. In dieser Zeit ist er unter widerwärtigen Bedingungen zur Aufgabe herangereift. Jeremia – Der Prophet zeigt uns: Klagen ist noch keine Sünde, wenn ich mich am Ende Gott und seinem Willen beuge. (Jer 15  10-20), so auch die vielen Klagepsalmen!  Paulus muss sein “Dorn im Fleisch” ertragen – und die daraus resultierende Erkenntnis gewinnen: Gottes Gnade ist genug!

3) Das Leiden als Erlösungsweg

Denn auch Christus hat einmal  für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.”

Jesus schafft durch sein stellvertretendes Leiden Abhilfe für uns. Er leidet nicht, weil Gott das Leiden sehen muss, um gnädig gestimmt zu werden. Es geht  nicht um Anselm von Canterbury’s Satisfaktionsgedanke! Jesus nimmt unser Leiden auf sich, um uns von dieser Last in Ewigkeit zu befreien. Die “Leiden dieser Zeit” sind vorübergehend und zeigen nur wie groß die Herrlichkeit ist, die auf uns wartet: “Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll” (Röm 8,18) .

4) Sinn und Sinnlosigkeit des Leidens

Leiden als Folge der Sünde muss man nicht als Sinn-erfüllt betrachten – es sei denn, es führt zur Buße und Bekehrung. Viele Menschen Leiden deshalb Sinn-los, wenn auch nicht Grund-los. Ihr Leiden ist in der Sünde gegründet  – Röm 6,23a “Denn der Sünde Sold ist der Tod;” aber wenn die Sündenerkenntnis zur Buße führt, dann gilt:   Röm 6,23b “die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.”

nur im Tragen wird das Leid erträglich…”

Ein Aspekt des Leides der Gläubigen hängt mit dem Stellvertretendes Leiden Jesu zusammen. Paulus spricht mehrmals davon, z.B. Gal 6,2   “Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen”. Das Gesetz Christi ruft uns in die Nachfolge, wo uns derselbe Weg zugemutet wird, den Jesus zu gehen hatte.

Es geht darum, das Leid aus der Welt zu schaffen! Das Leid wird aus der Welt getragen, nicht verbannt!  Jesus trug unsere Sündenlast. Wir dürfen an den Lasten anderer mit-tragen – und dabei Gottes besondere Nähe erfahren! Mt 11, 28 sagt uns “Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.”  Phil 1, 29 bringt es auf den Punkt: “Denn euch ist es (die Gnade!) gegeben um Christi willen, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden…”

5) Der Spezialfall: Leiden für Christus

Christenverfolgung hat einen völlig anderen Grund, als das allgemeine Leiden in der gefallenen Welt. In der eben zitierten Stelle Phil 1,29 heißt es “hyper christou“ – für Christus, an seiner Stelle zu leiden. Er bezieht uns in sin Werk mit hinein!

Das bestätigt auch der Apostel Petrus in unserem Kontext seines ersten Briefes Kap 2, 19ff

und hier im 3. Kapitel ab V.14 “Und wenn ihr auch  leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht”. Mit unseren Versen kommt die Begründung, warum es Sinn macht und warum wir uns nicht fürchten brauchen, wenn wir um Jesu willen leiden: “Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten willen. Denn auch Christus hat einmal  für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.

Die islamische Welt gerät in Bewegung

Endlich wird auf höchster Ebene um das Wesen des Islam gerungen

Die ehemaligen Unterstützer der Dschihadisten des Islamischen Staates gehen auf Distanz. Jordanien und Saudi Arabien sind die Gotteskrieger eine Gefahr geworden. Sie eliminieren nicht nur die Feinde der Sunniten. Sie lehnen die bestehende Staatsordnung der islamischen Welt ab und stellen sich so gegen die Königshäuser. Das uralte Problem des Kalifats und der Staatsmacht, das von Anfang an die islamische Welt gespaltet hat (Kharidschiten, Schiiten, Stürze der Umajjaden, Abbasiden, Seldschuken, Fatimiden etc.) ist heute noch ein latentes Problem in der islamischen Welt. Sind die Königshäuser, Emiraten, Sultanaten und sonstige Staatsformen seit den Umajjaden legitime Formen der islamischen Gesellschaft? Die Vertreter der Kalifatsidee wollen diese Staatsformen abschaffen und zum Kalifat zurückkehren. Hier ist noch gar nicht die Rede von neuen Staatsformen wie Demokratie… Die bestehenden politischen Mächte bekommen es mit der Angst zu tun und beginnen auf Distanz zu gehen zu den konservativsten islamischen Kreisen. Das Königshaus der Ibn Saud hat den Großmufti Saudi Arabiens schon im Herbst 2014 öffentlich gerügt dafür, dass junge Menschen sich dem bewaffneten Dschihad anschließen und hat die Teilnahme mit einer Haftstrafe belegt. Seither warnt der Großmufti davor. Aber auch ein bin Ladin war Saudi Araber…

 

Die Probleme in der Islamischen Welt sind unübersehbar. Libyen versinkt im Chaos. Die Machtfrage lässt das Land im Vakuum nach Gaddafi nicht zur Ruhe kommen. Der Libanon und Jordanien bereiten sich schon vor auf die Rückkehr der Gotteskreiger aus Nordirak und Syrien. Im Maghreb ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Sudan hat sich in einen islamischen Norden und vorwiegend christlich geprägten Süden gespaltet. Nigeria könnte das demnächst auch bevorstehen. In Indonesien gibt es Provinzen wie Aceh, die nach der Scharia regieren wollen, andere Gebiete sind von Toleranz geprägt. Wieder andere werden nach und nach islamisiert (Papua Irian Jaya). An beiden geographischen Enden des Riesenstaates brodelt es. Die Türkei hat sich vom Europakurs verabschiedet und entfernt sich zunehmend von den laizistischen Idealen Atatürks. Wie sieht es in stabileren islamischen Staaten aus? Zwei der größten (neben Indonesien) sind Pakistan und Ägypten.

 

In Pakistan hat am 6.1.2015 das Parlament und der Senat die 21. Verfassungsänderung einstimmig beschlossen (die Vertreter der Islam Partei JI und der Islam Gelehrten Parte JUI beteiligten sich nicht an der Abstimmung), wonach Terrorismusverdächtigte aus der Bevölkerung künftig vor Militärgerichte gestellt werden können. In bewegten Reden beteuerten Vertreter der Parteien ihre Loyalität zum Islam aber auch die Notwendigkeit der Bekämpfung des durch ihrer Meinung nach falsch verstandenen Islam inspirierten Terrors. Das Land ist durch die Erstarkung der innerpakistanischen Taliban und anderer extremistischen islamischen Elemente zum Handeln gezwungen, wenn die parlamentarische Demokratie in irgendeiner Art und Weise erhalten werden soll.

 

In Ägypten herrscht nach der Entgleisung der Revolution und dem Putsch der Militärs als Präsident der ehemalige Feldmarschall Abdel Fattah Al-Sisi. Er schritt ein, um die Islamisierung des Staates durch die Muslimbrüder zu verhindern. In seiner Neujahrsansprache vor dem Ministerium für islamische Angelegenheiten gehalten an der höchsten islamischen Rechts- und Bildungsinstanz der sunnitischen Welt, der Kairoer Al-Azhar Universität, nahm er sich kein Blatt vor den Mund. Er forderte eindringlich eine Neuausrichtung des islamischen Denkens und einen Abschied vom herkömmlich verstandenen Islam, um nicht die ganze Welt gegen die Muslime aufzuwiegeln.

Hier der relevante Ausschnitt aus seiner Rede, übertragen aus der englischsprachigen Übersetzung von Michele Antaki:

 

An dieser Stelle nehme ich Bezug auf die religiösen Gelehrten. Wir müssen scharf über das nachdenken, was sich uns als Aufgabe stellt. Ich habe bereits in der Vergangenheit ein paarmal schon darauf Bezug genommen. Es ist undenkbar, dass die Denkweise, die wir für heilig halten, die gesamte Umma (islamische Welt) zu einer Quelle der Angst, der Gefahr, des Tötens und der Zerstörung für den Rest der Welt werden ließe. Unmöglich!

Jenes Denken – ich sage bewusst „Denken“ und nicht „Religion“ – jener Korpus an Texten und Ideen, die über die Zeit für so heilig gehalten worden sind, dass ein Abschiednehmen von ihnen fast unmöglich erscheint, bringt die ganze Welt in Aufruhr. Es bringt die ganze Welt in Aufruhr (erg.: gegen uns)!

Ist es möglich, dass 1,6 Milliarden Menschen (gemeint sind die Muslime der Welt) den Rest der Erdenbewohner umbringen wollte – 7 Milliarden – damit sie selbst am Leben bleiben? Unmöglich!

Ich spreche diese Worte hier an der Al-Azhar vor dieser Versammlung von Gelehrten und Ulema (Autoritäten der islamischen Rechtswissenschaften) – der allmächtige Allah sei Zeuge Eurer Wahrheit am Tag des Gerichts im Blick auf das, was ich jetzt rede.

All das, was ich Ihnen jetzt sage, können Sie nicht fühlen, wenn Sie in jenem Denken verhaftet bleiben. Sie müssen aus sich heraus gehen, um es wahrnehmen zu können und aus einer aufgeklärteren Perspektive zu betrachten.

Ich sage es und wiederhole noch einmal, dass wir eine religiöse Revolution brauchen. Sie, die Imame (religiösen Führer) tragen Verantwortung vor Allah. Die ganze Welt – ich wiederhole – die ganze Welt wartet auf Ihren nächsten Schritt… denn diese Umma wird zerrissen, sie geht verloren – und das durch unsere eigene Hand.“

 

Es kommt Bewegung in die islamische Welt – ein Tauziehen zwischen den Traditionalisten – hauptsächlich die Islamgelehrten – und den Modernisierern – hauptsächlich die Politiker und Militärs. Zu befürchten ist, dass die innerislamischen Kämpfe zunächst an Heftigkeit zunehmen werden.

 

Die jüdisch-christliche Überlieferung und der Islam

Jesus is eine wichtige Gestalt im Koran

Für den Koran, den Mohammed in Abschnitten zu verschiedenen Zeiten und Anlässen seinen Nachfolgern stets mündlich vorgetragen hat, steht der Glaube der Muslime in einer ungebrochenen Tradition von Adam über Abraham, Mose und die Propheten, inklusive Jesus (Koran Sure 3,84; 4,163. Mohammed ist der letzte Prophet in einer kontinuierlichen Reihe. Der Islam sieht Jesus als zweitwichtigsten Propheten nach Mohammed. Als Überbringer des „Indschil“ (Lehnwort im Arabischen von „Evangelium“) hat er den Willen Allahs den Heiden verkündet (Koran 2,87.136.253). „Evangelium“ ist für Muslime allerdings lediglich die Bezeichnung für das „Buch“ Neues Testament, nicht die „Frohbotschaft“ von der Erlösung durch Jesus Christus, wie Christen den Begriff verwenden. Der Koran berichtet davon, dass Jesus Wunder getan hat (3,49; in Anlehnung an das gnostische Thomas-Evangelium auch schon als Kind). Auch davon, dass Jesus „Christus“ (wird als Eigennamen, nicht als Messiastitel verstanden) von der Jungfrau Maria durch ein Wunder Gottes geboren wurde, berichtet der Koran: durch einen göttlichen Schöpfungsakt (19,20 f),  bzw. durch das Einhauchen des Geistes (19,22). Allerdings sieht der Koran ihn nur als einen Propheten, und nicht als Sohn Gottes, der für die Sünden der Welt gestorben wäre. So z.B. Koran 4,171f  „ Leute der Schrift! Treibt es in eurer Religion nicht zu weit und sagt gegen Gott nichts aus, als die Wahrheit! Christus Jesus, der Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das er der Maria entboten hat, und Geist von ihm. Darum glaubt an Gott und seine Gesandten und sagt nicht (von Gott, daß er in einem) drei (sei)! Hört auf (so etwas zu sagen)! Das ist besser für euch. Gott ist nur ein einziger Gott. Gepriesen sei er! (Er ist darüber erhaben) ein Kind zu haben. Ihm gehört (vielmehr alles), was im Himmel und auf der Erde ist. Und Gott genügt als Sachwalter. |172 Christus wird es nicht verschmähen, ein (bloßer) Diener Gottes zu sein, auch nicht die (Gott) nahestehenden Engel.“  (Zitiert nach der Übersetzung von Rudi Paret)

Der Islam ist auf dem Boden der jüdisch-christlichen Offenbarung entstanden

Mohammed hat Kontakt zu Christen und Juden von seiner Jugend an gehabt und steht in dieser Tradition. Vor allem bis zu dem Zeitpunkt seines Auszugs aus Mekka 622 n. Chr. verstand er sich als Geistes- und Seelenverwandter der Juden und Christen. Er gehörte zu einer Bewegung von Menschen, die sich „Hanīf“ (vgl. Koran 3,67; 6,79; 10,105; 16,120; 30,30) nannten und in Ablehnung der Vielgötterei den wahren Gott suchten. Mohammed sah sich eindeutig in der Tradition Abrahams, Moses, Davids und Jesu. Ein Teil seiner frühen Anhänger ist auf Grund der Verfolgung durch die Mekkaner in das christliche Reich Aksum geflohen, wo sie angeblich den Negus, den christlichen Herrscher von ihrer Rechtgläubigkeit überzeugen konnten. Es gab später Versuche, die Christen von Aksum (vielleicht auch von Nadschran, einer Stadt im Südwesten Arabiens an der Grenze zum Jemen), zu überzeugen, dass  Mohammed es nicht im Sinn hatte, eine neue Religion zu gründen, sondern sich als Reformer verstand, der die Menschen zum wahren Glauben, zur Unterwerfung unter den alleinigen Gott zurückführen wollte. Bein einem Besuch von diesen Christen in Medina bei Mohammed hat dieser ihren Glauben bestätigt: Die älteste erhaltene Biographie Mohammeds von Ibn Hischam zitiert den Koran (28,53) „Diejenigen, denen wir die Schrift früher schon gegeben haben, sie glauben daran; und wenn sie ihnen vorgetragen wird, dann sprechen sie: Wir glauben daran. Wahrlich, das ist die Wahrheit von unserem Herrn. Wirklich, wir waren schon früher Moslems (an Gott Ausgelieferte)“.

Islam heißt Unterwerfung unter Allah

Christen – und manchen Muslimen – ist es nicht bekannt, dass Mohammed die Begriffe „Islam“ und „Muslim“ nur als „Gottergebenheit“ bzw. „Unterwerfung unter Gott“ und „Gottergebener“ bzw. „Gott Unterworfener“ verwendet hat. In diesem Sinn sind auch die Gläubigen Juden z.Zt. Moses „Muslime“ (Koran 10,84;  Koran 16,43 sagt ausdrücklich  „Und wir haben vor dir immer nur Männer (als unsere Gesandten) auftreten lassen, denen wir (Offenbarungen) eingaben. Fragt doch die Leute der (früheren) Mahnung (d.h. Angehörige der früheren Offenbarungsreligionen), wenn ihr nicht Bescheid wisst! 44 (Wir haben sie) mit den klaren Beweisen und den Büchern (gesandt). Und wir haben (nunmehr) die Mahnung (d.h. den Koran) zu dir hinabgesandt, damit du den Menschen klarmachst, was (früher) zu ihnen hinabgesandt worden ist, und damit sie vielleicht nachdenken würden.“  „Das sind die Leute der Schrift.” (Jami‘-ul-Bayan Fi Tafsir Al-Qur’an von At-Tabari, Band 14 Seite 144). Für Mohammed war der Islam die universale, ewig gültige Religion, in der auch die biblische Tradition stand.

Auch weitere biblische Gestalten des Alten Testaments wie Josef, Aaron, Hiob gehören zum Traditionsgut der Muslime und kommen im Koran vor. Abraham, Noah, Josef, Jona und Maria bekommen im Koran sogar je eine eigene Sure (Abschnitt). Allerdings gehen die Darstellungen im Vergleich zu den biblischen Berichten teilweise sehr weit auseinander. Die offizielle Erklärung der muslimischen Theologen dazu ist, dass die Christen und Juden nachträglich ihre Schriften verfälscht hätten, ursprünglich seien sie aber Einklang mit dem Koran gewesen. Nach dem Verständnis des Islam sind die Berichte von biblischen Personen im Koran nicht einfach geschichtliche Überlieferungen – auch nicht von inspirierten Texten früherer Autoren, sondern direkte Offenbarungen Allahs an Mohammed durch den Erzengel Dschibril (Gabriel). Das erschwert natürlich das Gespräch mit Muslimen in diesem Punkt, denn es gibt keine erhaltenen Texte aus der Antike, die diese These der Islamgelehrten unterstützen könnte, während wir als Christen an der Integrität der Bibeltexte festhalten (Das sogenannte „Barnabasevangelium“ , auf das Islamgelehrte in dieser Frage verweisen, ist ein spätmittelalterlicher Text).

Für den Koran sind die Gläubigen des Alten wie des Neuen Testaments „Muslime“

Der Koran sieht die Gestalten des Alten wie des Neuen Testaments als wahre Muslime, deren Tradition durch die Verfälschung der biblischen Texte verderbt worden sei. Von daher führen die Dialoggespräche über die Richtigkeit der Texte des Koran und der Bibel in eine Sackgasse. Weil für die Muslime der Koran schon vor Zeit und Ewigkeit von Allah im Himmel auf einer großen Tafel aufgezeichnet worden sei und einzig und allein nach und nach Mohammed über die Mittlerschaft der Engelwelt offenbart wurde, habe der Text der Koran die ursprüngliche Bedeutung der göttlichen Offenbarung beibehalten.

Solche Muslime, welche die Bibel lesen, sind allerdings oft beeindruckt von der Klarheit und der Botschaft der Texte. Im Vergleich zum Koran ist die Bibel sehr eingängig und logisch, auch im Aufbau. Am meisten sind Muslime von den Evangelienberichten von Jesus und seiner Botschaft beeindruckt. Der Streit darüber, welcher Text Recht hat, bringt im Gespräch mit Muslimen nicht weiter. Vielmehr muss nach der Wirkung des Textes gefragt werden. Was macht das Lesen der Texte mit einem? Verändert die Botschaft des heiligen Textes das Leben? Nicht die geschichtliche Herkunft der Texte ist in diesem Fall entscheidend, sondern ihre Wirkkraft auf das Leben!

Missiologina odottelemme systemaattisen teologian teologien selvitystä

panos lähetysteologian symposiumiin

Jumala on koko maailman luojana ja alkuihmisen, Aadamin hengen antajana, on koko ihmiskunnan Jumala uudenkin Aadamin kautta. Jumalan ykseys ja seurakunnan yhteys ovat olleetkin alusta alkaen ekumeenisen teologian ja liikkeen vankka perustus. Moderneimmatkaan vakavasti otettavat teoriat Jumalan läsnäolosta muissa maailman uskonnoissa eivät ymmärtääkseni tähdä tämän perustuksen kumoamiseen, vaan pikemminkin pyrkivät alentamaan maailman uskontojen välistä kynnystä löytämällä yhteistä pohjaa(1), joskin muualta kuin uudessa Aadamissa. Käytännössä tämä ilmenee jonkinlaisena epävirallisena „Christus absconditus“ -oppina, jonka mukaan Jeesus, vaikka olisikin Kristus de facto (tai sitten eksistentialisteille in experientiae), ei esiinnu sui modo, vaan tyytyy uskonnon perustajan, jumalallisen tiedon ja valistuksen tuojan rooliin. Näin luullaan, että poistetaan este yhteiseen uskoon Jumalaan ja yhteyteen erilaisuudessamme. Vaikka tarkoitus olisikin hyvä, ajatus perustuu heikon teologian lisäksi virhearviointiin. Islam, yhtä vähän kuin ortodoksinen kristillinen kirkkokaan, ei tule hyväksymään näitä synkretistisesti ymmärrettävissä olevia pyrkimyksiä. Molemmat ymmärtävät olevansa viimeinen ja ainoa autuaaksi tekevä Jumalan ilmoituksen kantaja („Absolutheitsanspruch“), joskin muslimit varaavat erikoisaseman „kirjan kansoille“, Juutalaisille, Kristityille ja „Saabalaisille“ samoin kuin kristinuskossa ajatus sukulaisuudesta Vanhan Testamentin kansaan tavataan.

Kysymys ei ole ensisijaisesti teologinen tai kenties historiafilosofinen, onko esimerkiksi Vanha Testamentti määrätylle ihmisryhmälle määrättyyn aikaan Jumalan ilmoitusta, kuten eräs fundamentalistinen (dispensationalistinen) tulkinta saattaa ymmärtää. Se ei ole myöskään onko Vanha Testamentti ilmoitusta siinä mielessä, että se viittaa Jeesukseen ilmoituksen täyttymyksenä ja päämääränä, lihaksi tullut sana. Kysymys on yhtä vähän onko Jumala tarkoittanut eri kansojen elävän eri kutsumus- ja ilmoitustasoilla. Kysymys on ennemmin henkilö-kohtainen: Onko Jeesus se henkilö, jonka Raamattu väittää hänen olevan, uusi Aadami, Jumalan poika uuden ihmiskunnan isä, ja onko hän siten korvaamaton kun puhutaan Jumalasta tai etsitään Jumalaa. Lyhyesti, voiko tuntea Jumalaa niin kuin hän on tunnettavissa olemalla kuitenkin tuntematta Jeesusta.

Kun judeo-kristillinen perinne ymmärtää roolinsa universaaliseksi, eikä kansakohtaiseksi, niin se on myös henkilökohtainen, koska ihmiskunnan summa koostuu jokaisesta yksilöstä erikseen.

„Jeesus ja samarialainen nainen“ on käyttökelpoinen paradigma tätä kysymystä miettiessä. Jeesus (Juutalaisena) puhuu Sykarin kaivolla käyneen naisen (vanhemman ilmoitushistorian vaiheessa syntyneen kansan jäsen, Samarialaisen) kanssa ja tarjoa hänelle jotain uuttaa, sekä Ebal/Garisim että Siion-vuorta transkendoivaa, jotain eläväksi tekevää ja hengellistä. Jeesus ei kerro hänelle „pysy siinä, mitä olet Jumalalta saanut“, vaan tarjoaa hänelle elämän, hengellisen olemuksen yhteydessa Jumalaan, elämän lähteeseen. Mikäli uskomme, että ainoastaan Jeesuksessa on ylösnousemuksen elämä, emme voi katsoa muut uskonnot, jotka eivät tunnusta Jeesusta elämän lahjottajana, täyttävän ihmisen perustarpeen elää. Voimme silti pitää niitä Jumalan jonkin asteen ilmoituksen kantajina.

Keskustelu symposiumissa luonnollisesta laista vei tähän suuntaan, joskin merkillisiä raiteita pitkin. Lainattu lause „gratia non tollit naturam“ (armo ei kumoa [ihmis-]luontoa) ei ole tässä muodossa täydellinen. Se jatkuu „sed perficet eam“ (vaan tekee sen täydelliseksi). Yleensä tässä kontekstissa käytetään luonnollisen lain perusteluksi evankeliumin yleistä ymmärrettävyyttä varten („allgemeine Ansprechbarkeit“). Mitä Jumalan ilmoitukseen muissa uskonnoissa tulee, se on kuitenkin enemmän. Tämä ei ole mielestäni riittävästi huomioitu. Kaksi hyvää ystävää jotka ovat kääntyneet Islamista kristuksen seuraajiksi jo pitkään ennen kuin minä heihin tutustuin kertoivat, miten Koraani oli johdattanut heitä Kristuksen luo. Koraani sisältää paljonkin raamatullista perinettä ja aineistoa. Tämän tosiasian tunnustaminen ei tarkoita, että koko Koraani olisi samalla tavalla Jumalan ilmoitusta. Jo islamilainen perimätieto kertoo lähteiden kerran seonneen… Mutta siinä määrin missä Koraani välittää Raamatullista aineistoa korruptoimattomassa muodossa tai Raamatullista ajattelua, esim. jokaisen Sura’n alkulause „bism-illah, al-rahman, al-rahiim“ (Jumalan, armollisen ja armahtavaisen, nimessä), sitä voidaan huoleti ymmärtää Jumalan ilmoituksen kantajana. Ero on tehtävä vain siinä, ettei Koraani ole kauttaaltaan tai erehtymättömästi Jumalan ilmoitusta.

Palatessani alkuajatuksiin, totean, että dialogi, ymmärrettynä ihmisen kunnioittamisena ja huomioon ottamisena, ja lähimmäisen rakkaus kulkevat käsi kädessä. Oikeastaan, ne eivät tule toimeen ilman toisiaan. Jos mitään voi murtaa lain otteen ihmiseen, suorittamisen pakkomielen, tahdon ansaita Jumalan hyväksyntää uskonnon kautta, se on Jumalan rakkaus, joka mahdollistaa ja synnyttää uskon, Jumalan rakkaus elettynä lähetystehtävässä ihmisten kesken.

I. Tarvitaanko lähetysteologiaa?

Helsingin Yliopiston systemaattisen teologian professori Tuomo Mannermaa esitti „Seppo Syrjänen Akatemian“ symposiumille v. 1993 retorisesti tarkoitetun kysymyksen: „Tarvitaanko ylipäänsä erillistä lähetysteologia?“ Hän tarkoitti „erillisellä lähetysteologialla“ koko lähetystehtävää määrittelevä „standardista teologiasta poikkeavaa erityistä lähetysteologia.“

Hänen haasteensa Seppo Syrjänen Akatemialle kuului näin:

„Olisi syytä, kokeilumielessä ja hypoteettisesti lopettaa erityistä  lähetysteologia kuvaavien termien ‚kirkon missio‘ ja ‚kirkon lähetystehtävä‘ käyttö määräajaksi(2). Tämän tervehdyttävän paaston ja pidättäytymisen aikana tarkisteltaisiin sen sijaan aivan yksinkertaisella tavalla miten kirkon lähetystyö avautuu standardeista kristillisen uskon ja elämän sisällöistä joita ei ole muunnettu apriorisen ja jo ennakolta luodun missio käsitteen avulla.“

Tämän sanottua, hän vakutti, ettei hän vastusta lähetystyötä, eikä missiologiaa. Hänen kritiikkinsä kohdistuu uudenaikaisiin pyrkimyksiin luoda „Lähetysteologioita“, jotka erityisellä teologisella tulkinnalla perustelevat lähetystehtävän ikäänkuin tavallisen teologian ohitse. Esimerkiksi hän valitsi Luterilaisen Maailman Liiton hyväksymän lähetysohjelman trinitaarisesta lähetysteologiasta „Together in God’s Mission“, valittaen seuraavaa „kolmikertaista ajatteluvirhettä“:

1) Koko teologinen rakennelma perustuu aprioriseen käsitykseen, joka on sekä summittainen että yleinen: missio määritellään Jumalan pelastavaksi toiminnaksi ja kirkon osallisuudeksi siihen.

2) Siinä tulkitaan Kolminaisuuden sisäinen olemus apriorisen käsityksen mukaisesti ja epäkriittisesti „missioksi“.

3) Dedusoidaan yllä mainituista konkreettinen lähetystyön luonne.

Mannermaa jäi kaipaamaan tässä teologisessa rakennelmassa luterilaisen teologian tunnusmerkit: Laki ja Evankeliumi, kaksi Regimentti, Ristin Teologia. Lisäksi hän näkee trinitaarisen Jumalan todellisuuden nivellöimisen, jonka mukaan kaikki kolme uskonkappaleet „ovat siten kaikki Jumalan pelastavaa työtä“, pois jättäen „Jumalan vasemman käden työtä“. Deus absconditus ei ole siis tässä teologisessa konseptissa löydettävissä.

Viitaten doctorandus Jan Slomp’in toteamukseen, että kääntymisiä tavataan siellä, missä tyytymättömyyttä oman uskonkäsitykseen esiintyy, Mannermaa huomautti, että juuri tällainen itsevanhurskauden romuttaminen on Jumalan vasemman käden työtä. Se on siis ihmisen vanhurskauttamiselle elintärkeä, lain ensimmäinen, armon tarpeen osoittava tehtävä (primus usus legis/usus elenchicus).

Esitelmöitsijän päähuoli tuntuu olevan kaksinkertainen. Ensiksi tällainen erityinen lähetysteologia saattaa jopa „turmella“ teologisia totuuksia. Toiseksi, se ei anna tilaa „standardin teologian“ lähetykseen liittyville johtopäätöksille: „Tämä ei nouse standardista teologisesta tematiikasta, joka pätee kaikkialla teologian alueilla…juuri tämä on ongelmallista“, totesi Mannermaa.

Olen muiden muuassa nyt „paastonut“ pari vuotta esitelmän päivästä. En kuitenkaan ole havainnut tässä välissä, että yleinen teologinen pohdiskelu olisi vastanut Prof. Mannermaan kysymyksiin. Lähetystyön oikeutus ja motivointi siihen ei ole saanut merkittävää huomiota teologisessa työskentelyssä. Näyttää siltä, että nämä aihepiirit eivät saa riittävää teologista huomiota, ellei missiologit itse ryhdy työhön. On siis paaston jälkeen ryhdyttävä…

Käyttökelpoinen lähetysteologia ei syynny tyhjiössä

Ensimmäiseksi haluan tunnustaa, että olen periaatteessa Mannermaan kanssa samaa mieltä siitä, ettei missiologia saisi elää omaa „villi“ elämäänsä ottamatta huomioon normatiivista(3) teologista työskentelyä, joka tapahtuu kaiken aikaa meidän ympärillämme. Onko sitten niin käynyt? Monesti varmaankin. Jonkun asian mainitsematta jättäminen ei kuitenkaan tarkoita välttämättä, ettei se olisi kirjoittajan/kirjoittajien tiedossa. Lähetysteologia tehdään maailmalla aivan erilaisissa ympäristöissä kuin kotimainen luterlaisuus.

Kun maailmalta palaa Suomeen, tuntuu oudolta, että täällä voidaan yleensä puhua „standardi teologiasta“. Ehkä suomalainen teologinen monokulttuuri todella sallii vielä sellaista. Kristikunnan moninaisuus – puhumattakaan kontakteista muiden uskontojen kanssa – kansainvälisessä ekumeenisessä teologisessa työskentelyssä johtaa useimmiten joko teologiseen minimalismin (Mott ja „Tuomaksen uskontunnustus“ pohjana maailman lähetysliikkeelle ja myöhemmin Kirkkojen Maailman Liitolle) tai teologiseen synkretismiin (myöhemmpiä KML’n tendenssejä, esim. „Lima-dokumentti“ ja moderni roomalaiskatollinen „Christus absconditus“ ajattelu suhteessa muihin uskontoihin, esim. Hans Küng). Harva missiologi tai ekumeenikko säilyttää sen puhtaaksi viljellyn konfessionallisen teologian korostuksineen, jonka oli aikoinaan oppinut yliopistossaan. Toisaalta, kontrastit saattavat tehdä määrättyjä teologisia piirteitä ja seikkoja yhä rakkaammaksi. Näin on ainakin minulle käynyt. On kuitenkin elettävä, rukoiltava ja tehtävä työtä teologisesti hyvin erilaisten ihmisten kanssa. Ja kun teologiset kannanotot ovat legio, ei voi kovin usein viittaa eksplisiittisesti niihin. Tuskin tästä olikaan kysymys Mannermaan kritiikin kohdalla, vaan teologinen tunne, että luterlaisille teologeille tärkeitä ja jopa rakkaita peruslähtökohteita oli tyystin ohitettu. Haluan kuitenkin pitää kiinni siitä, että merkittävät missiologiset luonnokset kuten „Together in God’s Mission“ eivät synny tyhjiössä, eivätkä se kiellä niitä systemaattis-teologisia seikkoja, jotka muodostavat luterilaisuuden morfologian.

Tuskin oli tarkoitus, että „trinitaarinen lähetysteologia“ syrjäyttäisi perinteellisen, perusluterilaisen ajattelun. Saattavat keskenään ollakin yhteensopimaton jossain kohden. Se on nykyteologialle normaalia. Normaalikäyttäjä kuitenkaan tuskin huomaa tämän. Itse olen tähän asti – ehkä väärin – ymmärtänyt LML:n dokumentin pyrkimyksenä selittää syvemmällä tasolla, miksi kansainvälinen diakonia on yhtälailla osaa meidän tehtäväämme kuin evankelioiminen ei-kristittyjen keskuudessa. Dokumentti etsii perustelut siihen niin kauas taakse kuin mahdollista, ja onnistuu näkemään syitä jo Jumalan olemuksessa. Se ei tähdä kieltämään Jumalan vasemman käden työtä, vaikka jättäisi sen mainitsematta. Jos kuitenkin lukija kokee, että „elementaarin uskon vanhurskaus ei saa sille kuuluva sijaa tällaisessa lähestymistavassa, erillisessä lähetysteologiassa“, niin jotain on mennyt pieleen.

Jotakin on myös onnistunut. Emme voi sulkea silmimme tosiasiaan, että myös reformatorinen teologia, mitä epistemologiaan tulee, perustuu pääosin antiikin kreika filosofiseen ajatteluun(4). Emme voi sulkea pois niitä tärkeitä teologisia havaintoja, joita on tehty luterilaisen ortodoksian luomisen jälkeen. Mainitakseen vain yhden, Eberhard Jüngel’in tekemä havainto(5) siitä, ettei antiikilta periytynyt Jumalankuva sovi yhteen raamatullisen ajattelun kanssa ontologiansa vuoksi, ja että Jumalan olemus olisi ymmärrettävä „tulemisenaan“ („Gottes Sein ist im Kommen“) (6) mieluummin kuin Barthin jo tähän suuntaan tähtäävä ja sinänsä maata raivaava tulkinta Jumalan olemuksesta „kehityksenä“ („Gottes Sein ist im Werden“). Tällainen dynaaminen jumalakäsite avaa yleisen systemaattisen teologian kautta aivan uusia mahdollisuuksia lähetysajattelulle. Jos LML:n dokumentti „trinitaarisessa lähetysaatteessaan“ pohjautuu tämäntyyppiseen Jumalankäsitteeseen, se ei syylistyisi lainkaan „erilliseen lähetysteologiaan“ sen enemmän kuin „aprioriseen summittaiseen ja yleiseen käsitykseen“.

Lähetysteologiset vedokset jättävät kieltämättä usein liian paljon sanomatta.  Pidän Tuomo Mannermaan kritiikin erittäin hyödyllisenä, varsinkin siinä osin, missä se haastaa meitä ymmärtämään lähetystehtävän perinteellisen teologian mukaisesti johdonmukaisena seurauksena rakkauden käskystä ja rakkauden voimasta. Olen hänen kanssaan samaa mieltä, että tämä on „täysin riittävä perustelu lähetystehtävään“. Olen jopa varma, ettei ole muuta yleisesti hyväksyttävää missiologista apologiaa olemassa, kuin se, joka nousee Jumalan rakkaudesta ja siitä seuraavasta kristityn rakkaudesta(7). Tämä ei kuitenkaan sulje pois etenemisen mahdollisuuksia varsinaisen teologian alueella.

Mannermaa on suorittanut erittäin tärkeän tehtävän palauttamalla meidät tähän lähtökohtaan.  Itse hän on viittanut tietä systemaattisen teologian alueella työskenteleville. On varsin piristävää kuulla kirkasta evankeliumia vakavan teologisen esitelmän puitteissa. Samoin erittäin raikasta oli kuulla professorilta, että, lähetyksestä puheen ollen, „kysymys on tehtävästä„. En usko että Forsbergin toisessa yhteydessä esittämä varoitus, nimittäin että „teologisesti tämä merkitsee lähetyksen tarkastelemista ja esittämistä lain piirissä“ joka tarkoittaa, että lähetys olisi siten „osa etiikkaa“, jäisi täten huomioimatta. Itse ymmärrän rakkauden lain ja sen etiikan osana evankeliumia, ei lakia(8), niin kuin kristillinen etiikka kokonaisuudessaan. Olisi vaarallista sekoittaa maallisen regimentin tehtävät spesiiviseen kristilliseen etiikkaan.

Milloin saamme kuulla systemaattisen teologian edustajilta heidän perustelunsa lähetystehtävään? Milloin kirkon opettajat antavat lähetystyölle legitimaation ja motivaation? Parisataa vuotta kului luterilaisissa piireissä, ennen kuin August Hermann Franke ja hänen „kerettiläisoppilaansa“ Kreivi Zinzendorf löysivät lähetysajatuksen. Parisataa vuotta on kulunut sen jälkeen, eikä mitään mullistavaa meidän keskuudessa  ole tapahtunut, ennen kuin LML otti niin selkeän kannan lähetystehtävän tärkeydestä, siitä, että lähetystehtävä ei ole ainoastaan missio Dei, vaan missio dei, koska se on jatke Jumalan olemuksesta. Sellainen Jumala on, että hän tulee ihmisen luokse, sellainen Jumala on, että hän tulee lähettämällä ihmisten luokse.  Kuluuko tämä inkarnaatio-opin myötä kristologiaan, vai christus prolongatus käsitteen kautta ekklesiologiaan, vai rakkauden osoituksena etiikkaan, vai saarnaamisen erityismuotona homiletikkaan, vai mihin? Missiologina odottelemme systemaattisen teologian teologien selvitystä.

 

(1)     „The lowest common denominator“.

(2)    Määräajasta ei ollut kuitenkaan mitään konkreettisia ehdotuksia.

(3)    Itse pidän tärkeimpänä, että teologia pyrkii normatiivisuuteen kuin standardeihin.

(4)    Lutherin intuitiiviset havainnot ja tunnepohjaiset sidonnaisuudet ovat tässä suhteessa erittäin merkittäviä ja piristäviä.

(5)    Eberhard Jüngel, „Gott als Geheimnis der Welt. Zur Begründung der Theologie des Gekreuzigten im Streit zwischen Theismus und Atheismus“, Tübingen, 1977/19783 s.6-9 et.al.

(6)    Suomennos „Jumalan olemus on tulossa“ hämmentäisi eron Barthin ajatteluun, joka oli vielä puhtaasti ontologinen, eikä sisältänyt ideaa liikkeellä olemisesta, kuten Jüngel postuleeraa. Kysymys ei ole kerettiläisesta gnostisesta emanaatiosta, vaan pikemminkin emissiosta, joka taas tarjoaa suorannaiset yhtymäkohdat missio-ajatteluun.

(7)     Ks. Paul Murdoch, „Towards a Theological Apology Of Mission“, in „Bilanz und Plan: Mission an der Schwelle zum Dritten Jahrtausend, Festschrift für G.W.Peters…“ s.104-122, Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell 1988

(8)    Ei siis ole kysymys „tertius usus legis“-käsitteestä.