Freue Dich! Der Herr ist nahe!

Phil 4 4-7 Ofterdingen IV Advent 2022

 

Predigtskizze:

4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!  5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

(Phil 4:4–7)

 

Zusammengefasst heißt das:

  1. Freude kann geboten werden
  2. Freude kommt nicht von den Umständen, sondern davon, dass wir in Christus einen festen Stand haben.
  3. Wir sollen uns um nichts Sorgen machen – warum auch? Wir dürfen unsere Sorgen bei Gott abgeben, damit er sich darum sorgt
  4. Das bringt Friede

 

 

1) Freu dich!

 

Das ist das erste Gebot für alle, die sich unter diesen Text stellen.

 

„Rejoice“ (freuet euch/freue dich!) war eines meiner ersten Worte – Patentante nicht unschuldig daran, vor allem die Missionsleiterin Joy Ridderhof nicht. „Rejoice“ war ihr meist benutztes Wort – und ihr Strahlen und ihre Freundlichkeit passten dazu. Die ledig gebliebene Missionarin motivierte mit ihrer ansteckenden Freude und ihrem sorglosen Gottvertrauen abertausende von Menschen dazu, ihre Missionsidee zu unterstützen. Bei ihrem Tod waren Aufnahmen von biblischen Geschichten in schon 4.000 Sprachen zur Verfügung gestellt worden – zur Freude von unzähligen Menschen rund um den Globus.

 

Ich hatte das große Glück, in einem Umfeld groß zu werden, in dem die Freude wichtig war – gerade die Freude in Christus. Weder Joy Ridderhof noch ihre Mitarbeiterinnen waren perfekt… Aber ihre Freude war echt – und ansteckend.

 

Kann man Freude befehlen?

Wenn es einen Grund und die Möglichkeit zur Freude gibt, ja! Oftmals sehen wir nur den Grund nicht: Ein wunderschöner Sonnenuntergang oder ein majestätischer Berggipfel ist nicht weniger schön und Anlass zur Freude nur weil ich nicht hinsehen kann oder will – und sei es nur eine Wimper im Auge, das meinen Blick für alles trübt. (Jesus hatte mal was dazu gesagt als er vom Balken und Splitter im Auge sprach)

 

Jesus will, dass wir uns freuen! Und er macht es möglich. Er selbst ist der Grund unserer Freude! An diesem letzten Sonntag vor heilig Abend werden wir daran erinnert: Er ließ sich in eine Krippe legen und in Windeln wickeln, damit er unsere Existenz durchleben konnte, um für uns ans Kreuz zu gehen!

 

Es heißt hier nicht, dass wir uns an den Umständen unseres Lebens freuen sollen  – oder auch könnten!

 

Meine behütete Kindheit in freudiger Atmosphäre konnte nicht die Schlage des Lebens verhindern.

 

  • Hätte ich mich daran freuen sollen, oder können, als ich mit 13 beide Arme auf einmal brach?
  • Oder als unser Haus bei Nacht um uns niederbrannte mit 15 Jahren?
  • Oder als ich mit 38 Jahren in Pakistan entführt wurde und eigentlich umgebracht werden sollte?
  • Oder als wenige Wochen später ich meine leblose 2-jährige Tochter aus dem Wasser holen und wiederbeleben musste?
  • Oder als mit 42 Jahren meine erste Frau die Kinder holte und sich scheiden ließ?

 

  • Kann man sich darüber freuen, wenn der Ehepartner oder ein Kind stirbt, oder auch ein Freund?

 

  • Kann man sich darüber freuen, wenn man die Arbeitsstelle verliert?

 

  • Kann man sich freuen, wenn man die Diagnose Krebs bekommt?

 

Nein, über alle diesen widrigen Lebensumständen können wir uns natürlich nicht freuen! Das sollen wir auch nicht!

 

Es geht vielmehr darum, dass wir uns darüber freuen, wozu wir einen Grund haben: Dass Jesus uns vom Fluch der Sünde, des Todes und des Teufels freigekauft und erlöst hat!

 

Jesus sagt seinen Jüngern: „Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind!“ (Lk 10:20).

 

Wir haben Grund zur Freude – Wir sollen uns darüberfreuen

 

Weil Gott für uns sorgt, weil Jesus Christus uns die Annahme an Kindes Statt ermöglicht hat, können wir uns freuen und die Sorgen loslassen

 

Freude erzeugt Güte – Eure „Lindigkeit“ lasset kund werden – wir sollen gelinde sein

wir sollen unsere Sorgen im Gebet abgeben – sorget nicht, Der Herr ist nah darum:

 

2) Lass die Freude dich freundlich stimmen!

 

Die Freude verändert einen. Lachen tut allen vitalen Organen des menschlichen Körpers gut!

 

Die Freude an Christus, wo wir sie zulassen, wird uns verändern!

 

Eure „Lindigkeit“ lasset kund sein allen Menschen! der HERR ist nahe! (bis Luth 1912)

 

„Lindigkeit“ – Schmerz und Kränkung lindern

 

Lasset Kund werden – das ist unser Missionarischer Auftrag! Gordon Fee schreibt in seinem Kommentar zum Philipperbrief dazu:

In einer postchristlichen, postmodernen Welt, die im Allgemeinen die Orientierung verloren hat, weil sie im Allgemeinen ihren Gott aufgegeben hat, ist eine solche Spiritualität sehr oft der Schlüssel zu einer wirksamen Evangelisation. In einer Welt, in der Angst eine viel größere Realität ist als Freude, ist es unser Privileg, das Evangelium des wahren Shaloms, der Ganzheit in jedem Sinne dieses Wortes, zu leben und andere auf seine Quelle hinzuweisen. Wir können das tun, weil „der Herr nahe ist“ in diesem ersten Sinne, durch den Geist, der unsere gegenwärtigen Umstände in Freude und Frieden verwandelt und der unser Gebet und unsere Danksagung veranlasst. Und wir sollten uns dieser Aufgabe mit größerer Sorge widmen, als es viele von uns tun, denn „der Herr ist nahe“ auch im eschatologischen Sinn. Fee, G. D. (1995). Der Brief des Paulus an die Philipper (S. 412-413). Wm.B. Eerdmans Publishing Co.

 

Friedrich Nietzsche[1]:

“Eure Gesichter sind immer eurem Glauben schädlicher gewesen als unsere Gründe! Wenn jene frohe Botschaft eurer Bibel euch ins Gesicht geschrieben wäre, ihr brauchtet den Glauben an die Autorität dieses Buches nicht so halsstarrig zu fordern: Eure Werke, eure Handlungen sollten die Bibel fortwährend überflüssig machen, eine neue Bibel sollte durch euch fortwährend entstehen! So aber hat alle eure Apologie des Christentums ihre Wurzel in eurem Unchristentum; mit eurer Verteidigung schreibt ihr eure eigene Anklageschrift.”

 

Über 100 Jahre vor Nietzsche schrieb der große englische Erweckungsprediger John Wesley, der seine Bekehrung zum fröhlichen Glauben an die Gnade Gottes in Jesus Christus den fröhlichen Herrnhuter Brüdern verdankte, In seinen “Explanatory Notes upon the New Testament” (Erklärung zum Neuen Testament): „Saure Frömmigkeit ist die Religion des Teufels.“[2]

 

Ein amerikanischer Christ machte es sich zur Aufgabe, unter den ausländischen Studenten zu arbeiten. Er fragte diejenigen, die daraufhin mit ihm zur Kirche kamen nach ihrer Reaktion auf das Christentum. Viele von ihnen antworteten etwa so: „Die Lehre ist gut, aber die Leute sind so grimmig, so traurig. Sie scheinen nicht besonders glücklich darüber zu sein.“[3] Nun meinen aber viele, dass die Gottesdienste in USA eine viel fröhlichere Angelegenheit sind als hier zu Lande bei uns…

 

Den Grafen Zinzendorf fragten einmal junge Leute, wie sie am besten Gottes Willen erfüllen könnten. Er gab ihnen die schlichte Antwort: “Werdet des Herrgotts fröhliche Leute!”[4]

 

  1. W. Dale schrieb: „Wir bitten Gott unsere schlechten Gedanken und unser böses Temperament zu vergeben, aber selten, wenn überhaupt, bitten wir um Vergebung für unsere Traurigkeit.“[5]

 

 

Neh 8,10: Die Freude am Herrn ist eure Stärke!

 

Die Freude ist für Paulus eine Frucht des Geistes (Gal 5,22). Diese Frucht wächst von allein, wo wir in Christus verwurzelt bleiben.

 

Der Herr ist nah – das kann sowohl räumlich als auch zeitlich verstanden werden

Der Anlass dafür, dass wir heute diesen Text haben, ist natürlich die zeitliche Nähe zu Weihnachten. Aber der Grund zur Freude in Christus ist, dass er ganz nahe bei denen ist, die mit ihm rechnen.

 

In dir ist Freude in allem Leide,

o du süßer Jesu Christ!

Durch dich wir haben himmlische Gaben,

du der wahre Heiland bist;

hilfest von Schanden, rettest von Banden.

Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet,

wird ewig bleiben. Halleluja.

Zu deiner Güte steht unser G’müte,

an dir wir kleben im Tod und Leben;

nichts kann uns scheiden. Halleluja.

 

3) Lass die Freude Dir die Sorgen nehmen!

 

Paulus konnte mit voller Berechtigung diese Aufforderung stellen, weil er das selbst praktiziert hat. Er schreibt diesen Brief aus dem Gefängnis. Und in Philippi war er auch schon eingesessen, aber hat sich die Freude nicht nehmen lassen (Apg 16  Paulus und Silas im Kerker). Der Kommentator O’Brien schreibt:

 

Es sei daran erinnert, dass Paulus, als er diese Aufforderung zur Freude aussprach, im Gefängnis saß und auf den Ausgang seines Prozesses wartete. Außerdem hatten er und Silas den Philippern bereits ein gottgefälliges Beispiel für die Freude unter widrigen Umständen gegeben, denn nach dem Bericht der Apostelgeschichte hatten die beiden Missionare, die zu Unrecht geschlagen und ins Gefängnis geworfen worden waren, bei der ersten Verkündigung des Evangeliums in Philippi fröhlich Hymnen gesungen (Apg 16:25, ὑμνοῦν) und gebetet.

 

O’Brien, P. T. (1991). Der Brief an die Philipper: ein Kommentar zum griechischen Text (S. 485-486). Eerdmans.

 

Paulus selbst hat diese Freude gehabt und gelebt. Darum kann er auch uns dazu auffordern, uns zu freuen.

 

„Habt keine Angst, sondern sagt Gott einfach im Gebet, was ihr wollt, und dankt ihm für das, was er euch bereits gegeben hat. Und sein Friede, der Friede, der viel besser ist als alle unsere sorgfältigen Planungen, wird eure Herzen und Gedanken mit dem eigenen Schutz Christi ummanteln“. (Philipper 4:6-7, / Übers. F.A.Cockin)

 

Das Gegenteil von Sorgen ist Freude und Friede (Friede und Freude im heiligen Geist Rö 14,17)

 

Der Herr ist nahe mit seinem Segen

 

Der Friede bewahrt – Ein unbegreiflicher Friede kann unsere Herzen und Sinnen in aller Widerwärtigkeit bewahren, uns Friede und Freude schenken!

 

3) Lass die Freude Dir die Sorgen nehmen!

 

2) Lass die Freude dich freundlich stimmen!

 

1) Freu dich (Freue dich an Jesus, der für dich in diese Welt gekommen ist!)!

 

 

4 Advent 2022 Ofterdingen

Musik zum Eingang
Begrüßung
Lied 17 Wir sagen euch an den lieben Advent 1-4

Votum und Wochenspruch

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! Philipper 4,4-5b

Psalm 761 (Lobgesang der Maria)
Gebet
Schriftlesung Jes 52, 7-10
Lied 13 1-3 Tochter Zion (Gemeinde erhebt sich beim Hosianna) Predigt Phil 4,4-7

Lied 19 1-4 O komm, o komm Du Morgenstern

Gebet und Vater unser
Lied 18 Seht, die gute Zeit ist nah! (KANON!)

Ankündigungen

Segen
Musik zum Ausgang    b.

[1] CMV. (2007). CMV-Materialsammlung. CMV.

[2] CMV. (2007). CMV-Materialsammlung. CMV.

[3] CMV. (2007). CMV-Materialsammlung. CMV.

[4] CMV. (2007). CMV-Materialsammlung. CMV.

[5] CMV. (2007). CMV-Materialsammlung. CMV.

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