„Warum dürfen Muslime in Deutschland Moscheen bauen, wenn Christen solche Schwierigkeiten in islamischen Ländern haben Kirchen zu bauen? In Ägypten und in der Türkei dürfen sie ihre Kirchen sogar nicht ohne Genehmigung renovieren! In Saudi-Arabien dürfen gar keine Kirchen gebaut werden! Warum erlauben wir es Ihnen, Moscheebauten hier zu finanzieren und ihre Ideologie hier zu verbreiten?“ So oder ähnlich fragen oft Christen in Deutschland. Es scheint eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit zu sein. Wo bleibt da das Gleichbehandlungsprinzip? Manche Christen sehen sich dazu veranlasst Petitionen gegen den Moscheebau zu unterschreiben oder auch dagegen zu protestieren.
Religionsfreiheit ist ein zutiefst christliches Gut
Die Antwort auf diese Frage ist eine ganz einfache: es ist so, weil eine christlich geprägte Kultur anders ist! Nun sind bei weitem nicht alle Europäer Christen – auch nicht alle deutschen. Die praktizierenden Christen sind zu einer kleinen Minderheit in Deutschland und Europa geworden. Aber die Gesellschaft, unser Wertekanon, auch unsere Gesetzgebung, unser Menschen – und Weltbild sind alle vom Geiste des christlichen Glaubens durchdrungen und geprägt. Vishal Mangalwadi hat das anschaulich, eindeutig und beeindruckend dargelegt in seinem Buch „das Buch der Mitte“. Aus der Sicht dieses Inders ist die Beweislast erdrückend: der Fortschritt des Westens, die freiheitlichen Ideale und auch der Gedanke der Religionsfreiheit rühren alle daher, dass über Jahrhunderte hinweg die christliche Botschaft, wie sie in der Bibel dokumentiert ist, unsere Gesellschaft geformt hat. Das sieht man eindeutig auch am Thema Religionsfreiheit.
Religionsfreiheit ist biblisch begründet
Der Gedanke der Religionsfreiheit und der Toleranz ist über die Bibel in unsere Kultur eingegangen. Es fängt schon in der Schöpfungsgeschichte an: die ersten Menschen haben die Wahl, auf Gott zu hören oder nicht. Josua rief nach der Ihr nicht-Hören hat gewiss Konsequenzen, aber die sind die Konsequenz ihrer freien Entscheidung. Später im biblischen Narrativ haben wir unzählige weitere Beispiele für das gleiche Prinzip. Zum Beispiel die Landnahme Kanaans nach dem Auszug aus Ägypten. Nachdem die Israeliten das Land eingenommen hatten, rief Josua das Volk zusammen und stellte es vor die Wahl, ob die Menschen dem Gott Israels, oder den Götzen dienen wolle. Für sich hält er fest: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!“ Das Volk Israel sollte sich aus freien Stücken für seinen Gott entscheiden. Selbstverständlich galt dieses Prinzip auch weiterhin. In der Geschichte Israels stellen wir fest, dass zu allen Zeiten es gottlose und Götzendiener im Volk gab. Die Propheten haben dagegen gewarnt und gemahnt, manche Könige und Richter haben dagegen gekämpft, aber das Prinzip der Glaubensfreiheit bleibt Grundlage im ganzen Alten Testament. Der Traum, dass Gott im Volk herrschen könnte durch den Gehorsam aller, hat sich nie erfüllt.
Bei Jesus hat zur Nachfolge eingeladen. Er hat niemanden gezwungen, ihm und seinem Wort und Willen zu folgen. Er warb darum. Er lud ein. Aber es blieb die jeweils die freie Entscheidung des einzelnen, ob er das auch tun wolle. Leider hat sich die institutionalisierte Kirche im Laufe der Geschichte nicht immer an diesem Prinzip orientiert. Und dennoch: überall wo das Wort der Bibel gehört und ernst genommen wurde, sprach es das Gewissen an! Auch wo in Europa und der restlichen westlichen Welt die Kirche die Religionsfreiheit verletzt hat, tat sie es gegen ihr Gewissen und gegen mahnende Stimmen im Geiste des Evangeliums.
Die Tatsache bleibt: Nur im vom christlichen Glauben geprägten Kulturraum gibt es den Gedanken der Religionsfreiheit, der Gewissensfreiheit und der Meinungsfreiheit!
Die Ungerechtigkeit wird immer bleiben wo der Geist Christi nicht regiert
Überall auf der Welt wo die christlichen Grundwerte nicht zum Tragen kommen, gibt es Probleme mit der Gerechtigkeit, besser: mit der Ungerechtigkeit. Machtmissbrauch, Korruption, Vetternwirtschaft usw. legen eine Gesellschaft lahm. Auch bei uns in Deutschland gibt es diese Probleme, weil der Säkularismus die christlichen Werte immer mehr verdrängt. Dieselaffäre, Deutsche Bank, Siemens…
Wo christliche Überzeugungen nicht mehr den gesellschaftlichen Ton bestimmen, ecken Christen mit ihren Überzeugungen und Ansprüchen an. Das ist nicht anders zu erwarten. Zwar sollen nach Jesu Willen Christen Salz und Licht der Erde sein, aber die Seligpreisungen direkt vor dieser Aussage und die weiteren Botschaften der Bergpredigt sprechen eine klare Botschaft davon, dass seine Jünger Störenfriede in der Welt sein werden. Schon Jesus hat gesagt: „Sie werden euch hassen!“ Aber er sagt auch: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost ich habe die Welt überwunden!“
Autokraten und Despoten fürchten sich vor Christen.
Gerade dort, wo es Gerechtigkeit nicht gibt, werden Christen einer zweifachen Gefahr ausgesetzt: zum einen werden sie – wie andere auch – Opfer von Willkür, Machtmissbrauch, Neid und Gier. Zum anderen werden sie als Gefahr von den Herrschenden wahrgenommen. Das liegt daran, dass Christen sich einer höheren Autorität verpflichtet wissen. Es ist ihre Überzeugung, um es mit Petrus zu sagen, dass man „Gott mehr als den Menschen gehorchen muss“. Despoten merken, dass sie keine Macht haben über diese Menschen. Sie fürchten sich davor, dass Christen einen Einfluss in der Gesellschaft haben könnten, der sie in ihrem Machtanspruch einschränkt. Deswegen werden Christen überall auf der Welt von Autokraten und Despoten verfolgt.
Das ganze hat aber auch eine andere Seite: Länder und Regionen, in denen keine Glaubensfreiheit gewährt wird, können sich nicht frei entfalten. Menschen haben dort nicht in gleichem Maße am Fortschritt teil wie in Gesellschaften, die freiheitlich geprägt sind. Geistes- und Entwicklungsgeschichtlich gesehen ist dies das Geheimnis hinter dem Unterschied zwischen dem christlich geprägten Westen und dem Rest der Welt.
Die Religionsfreiheit ist unteilbar
Christlich begründete Religionsfreiheit gilt für alle. Punkt. Abgesehen davon, dass wir nicht für uns etwas beanspruchen können, was wir anderen nicht gewähren, ist das Prinzip der allgemeinen Religionsfreiheit durch und durch biblisch von Anfang an.
in der Bibel ist aber immer das Individuum als Geschöpf Gottes angesprochen. Beim Glauben geht es um die Beziehung zwischen der einzelnen Person und Gott. In diesem Sinne hat sich das Konzept der Religionsfreiheit als persönliches Recht in unserer Gesellschaft entwickelt. Religionsfreiheit gibt es nur für die Person, weil nur die Person glaubt, nur die Person eine Beziehung zu Gott pflegt. Verbände, Zusammenschlüsse und Institutionen, die Gläubige gründen oder ins Leben rufen sind notwendig und haben ihre Berechtigung. Sie sind aber nicht Gegenstand der Religionsfreiheit. Wenn eine Kirche oder eine Moschee willkürlich von der Obrigkeit geschlossen wird, dann ist das ein Unrecht. Es tangiert die Glaubens- und Versammlungsfreiheit der einzelnen Gläubigen. Das Recht auf Religionsfreiheit kann nicht beansprucht werden für eine „Religion“, eine Organisation, eine Behörde oder eine Institution, sondern nur für deren Angehörige oder Glieder eingefordert werden. Noch mal: Religionsfreiheit gibt es nur im Sinne der Glaubensfreiheit und der freien Ausübung dieses Glaubens. Wenn islamische Länder vor der UNO, oder Moscheevereine in Deutschland über Islamophobie klagen und Gesetze zum „Schutz des Islam“ fordern, dann ist das nicht Gegenstand der Religionsfreiheit. Vielmehr garantiert die Religionsfreiheit auch das Recht, Kritik an den Islam oder jede andere Religion oder Ideologie zu üben. Allerdings genießt der gläubige Muslimden durch die Religionsfreiheit garantierten Schutz. Nach unserem deutschen Grundgesetz wird die Meinungsfreiheit vom Staat nur gewährt, die Religionsfreiheit aber garantiert.
Die Religionsfreiheit darf nicht missbraucht werden!
Gerade der moderne, radikale Islam sucht „Schutz“ unter dem Prinzip der Religionsfreiheit. Wo eine Religion oder eine Ideologie nicht mehr Ausdruck der persönlichen Gottesbeziehung oder des persönlichen Glaubens, sondern ein politisch-gesellschaftlicher Entwurf ist, der die Freiheiten Anderer einschränkt, hat das mit Religionsfreiheit nichts mehr zu tun. nicht alles, was Ausdruck einer Glaubensweise oder eines religiösen Bekenntnisses ist, fällt unter die Religionsfreiheit. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Schweizer Moscheeregelung.
Das Schweizer Modell hat Ruhe einkehren lassen
Die meisten von uns werden die Auseinandersetzung um den Bau von Moscheen mit Minaretten in der Schweiz in Erinnerung haben. Ein Volksentscheid hat dazu geführt, dass der Bau von Minaretten in der Schweiz untersagt wird. Ist das ein Verstoß gegen die Religionsfreiheit? Keineswegs! Muslime dürfen weiterhin Versammlungsräume bauen, erwerben und benutzen für ihre religiösen Bedürfnisse. Allein der Bau mit Minarett wird untersagt. Interessanterweise ist dadurch eine große Ruhe in der vorher angeheizten Lage in der Schweiz eingekehrt. Warum? Weil die Muslime das Minarett als Kennzeichen für islamisches Gebiet deuten, was zur Folge hat, dass sie gehalten sind die Scharia zu implementieren. Eine uralte Tradition in der Geschichte des Islams wurde hier neu entdeckt. Im indischen Subkontinent, wo Muslime teilweise als Minderheit unter Hindus leben, gibt es sehr viele moscheeähnliche Bauten – auch riesengroße – die kein Minarett haben und deswegen „Ort des Gebetes“ genannt werden. Nach islamischem Recht (al-fikh) darf nämlich keine Moschee mit Minarett in einem Gebiet stehen, das nicht von einem muslimischen Herrscher regiert wird. Die Muslime in der Schweiz haben begriffen, dass es nach ihrem eigenen Recht vollkommen folgerichtig ist, als Minderheit in einer nicht islamisch dominierten Gesellschaft zu leben und auf Minaretten zu verzichten. Sowohl zugewanderte Muslime als einheimische Schweizer haben sehr gut in Erinnerung, dass St. Gallen im achten Jahrhundert von den Mauren geplündert und niedergebrannt wurde. In der Türkei wird in Schulbücher für den Geschichtsunterricht die äußerste Ausdehnung der islamischen Eroberungen und Streifzüge dargestellt: mit dem Anspruch, dass in diesen Gebieten die islamische Herrschaft aufzurichten sei. Die Muslime in der Schweiz haben einsehen müssen, dass Ereignisse von vor über 1000 Jahren die Machtverhältnisse von heute nicht diktieren. Sie haben erfahren dürfen, dass sie in einem von judeo-christlichen Werten geprägten Land völlige Religionsfreiheit haben. Posen und Machtgebärden fallen allerdings nicht darunter. Das ist ein bedeutender Sieg für die Religionsfreiheit!